Kolumbus kam als Letzter
Literatur« bestätigt (Teuffel, 1913, S. 24).
Und die gefeierten Berichte von Caesar? Auch er schöpfte anschei-
nend sein Wissen nur aus Büchern. Es scheint nur die Annahme
übrig zu bleiben, dass Caesar, Herodot und Tacitus »ihr Wissen aus
einer gemeinsamen Quelle bezogen« (»Historische Viertel-
jahrsschrift« 24, 1929, S. 151).
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Diese gemeinsame Quelle muss eine Propagandazentrale gewesen
sein. Denn »zur vollen Ausnutzung des Wagens und zur Differen-
zierung der Wagentypen kamen erst die Römer, die zum Teil kelti-
sche Neuerungen nutzten« (Irmscher, 1983, S. 605). Im Gegensatz
zu den anscheinend alles und jeden kopierenden Römern waren die
angeblichen Barbaren kreativ und innovativ.
Keltische Römerarmeen
Um nach Germanien einmarschieren zu können, hätte es die An-
werbung von Söldnern erfordert. »Unter Caesar betrug die zahlen-
mäßige Stärke der Legion 3000-4000 Mann, dazu kamen je Legion
2000-3000 Reiter und in seiner Armee noch 4000-5000 Reiter aus
gallischen Stämmen« (Irmscher, 1984, S. 316). Die Römer unter-
schieden nicht zwischen Galliern und Kelten, bezeichneten Kelten
als Gallier, während heutzutage gegenläufig Gallier als Kelten gel-
ten. Unter Caesar bestand die Armee demnach zum großen Teil aus
Kelten. Die »Germanen füllten die Legionen und stiegen zu den
höchsten Ämtern auf« (Pinnow, 1929, S. 14). Sehr seltsam!
Aber die Offiziere und Kommandeure waren echte Römer? Scheinbar nicht: Die meisten römischen Heerführer waren Germanen
(Browning, 1992, S. 13), spätestens um 255 jedoch alle (Elbe,
1984, S. 15).
Die Frage nach der Finanzierung einer gewaltigen Armee durch
einen Stadtstaat wie Rom stellen wir besser nicht, denn woher
sollte das Gold oder Silber zur Bezahlung der Legionäre in Rom
kommen? Nur aus Eroberungen? Dagegen waren die Kelten reich
und errichteten Bauwerke, glaubt man Diodor, der um -80 bis um
-29 in Sizilien lebte und vierzig Bücher schrieb, von denen nur die
ersten fünf und die Bände 11-20 erhalten blieben, denn »Silber gibt
es in Gallien nicht, Gold aber in großen Mengen … In den Tempeln
liegt Gold offen umher …« (Diodor, Weltgeschichte V, 27).
Aber es gab den Limes, eine seit dem Ende des 1. Jhs. an der römischen Grenze verlaufende, militärisch gesicherte Straße als
Reichsgrenze; anscheinend ein militärisch organisiertes System der
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Grenzbefestigung mit Wällen, Gräben, Wachtürmen, Palisaden und
Kastellen. Der Limes war ungefähr 550 Kilometer lang, und zu sei-
ner Verteidigung wurden nach früherer Meinung allein bis zu
100 000 Mann benötigt (Gehl, 1938, S. 14). Heute geht man eher
von höchstens 30000 Mann aus – eine eher dürftige militärische
Präsenz für einen Grenzwall. Das »eigentliche Limeshinterland
scheint übrigens besonders durch eine Ansiedlung von Veteranen
aus den Dakerkriegen Trajans erschlossen worden zu sein« (Czysz
et al., 1995, S. 80). Angeblich hatte man das auf der Balkanhalb-
insel liegende »Dakien 101/102 unterworfen und in Abhängigkeit
gebracht, 105/106 nochmals erobert und 107 zur römischen Provinz
erklärt« (Irmscher, 1984, S. 580). Nach diesen heftigen Kriegen er-
schlossen die gegnerischen Veteranen wie selbstverständlich aus
Dankbarkeit sumpfiges Limeshinterland für die Römer. Warum
bauten sie nicht ihr eigenes Land wieder auf?
Es gab beidseitig des Limes (naturgemäß) Germanen, da sie ja
schon vor Errichtung des Limes dort wohnten. Die »Grenzprovin-
zen, aus denen der Ersatz für die dort stationierten Truppenteile re-krutiert werden und deren Wirtschaft die Versorgung der Grenz-
garnisonen selbst übernehmen sollte« (Czysz et al., 1995, S. 119),
sind fest in germanischer Hand.
Welche Funktion hatte der Limes tatsächlich? Ein zwei Meter
hoher Palisadenzaun mit einer spärlichen Bewachung soll angrei-
fende Barbaren abgewehrt oder abgeschreckt haben? Das hat die
wesentlich besser befestigte chinesische Mauer nicht geschafft.
War der Limes überhaupt ein Grenzwall?
In dem Buch »Die Römer in Bayern« wird bestätigt:
»Die zur Überwindung der Grenze nötigen Truppen waren in Kas-
tellen verschiedener Größe im unmittelbaren Limeshinterland sta-
tioniert. Je nach der geographischen Situation lagen sie in Sicht-
weite der Grenze oder (vor allem im östlichen Teil des rätischen
Limes) etwas zurückgesetzt. Auch diese Kastelle tragen bei genauer
Betrachtung wenig dazu bei, im Limes eine befestigte
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