Kolumbus kam als Letzter
soll von der römischen
Besatzungsmacht eingesetzt wor-
den sein und gab das von ihm erbaute Bad als Tributzahlung an den
römischen Kaiser Titus Flavius Vespasianus (9-79) zur Benutzung
zurück, das dann angeblich ein Treffpunkt der Kulturen wurde.
Das muss einem auch erst einmal einfallen: Kelten errichten aus
Dankbarkeit ein römisches Bad in römischer Mörtelbauweise, um
es dann schnurstracks den Römern zu schenken – aus Dankbar-
keit für die Eroberung ihres Gebietes! So wird, nachdem man
einen grundsätzlichen Irrtum erkannt hat, aus einem keltischen
wieder ein römisches Bad – Etikettenschwindel, wohin man
blickt. Bewiesen ist damit aber auch, dass Kelten den Mörtelbau
beherrschten.
Hierzu passt die Meldung, dass frühe Briten den mediterranen
Hochkulturen doch nicht unterlegen waren. »Anders als uns die
Geschichtsbücher lehren, waren es anscheinend doch nicht die
Römer, die einst die britischen Barbaren zivilisierten. Auch die
große Keltenwanderung an den Atlantik soll es in Wirklichkeit
nicht gegeben haben. Denn dort lebten bereits hoch entwickelte
Kulturen, die vor allem auf den Gebieten Schifffahrt, Schiffsbau
und ihrem Wissen über den Lauf der Sonne ihren mediterranen
Nachbarn weit voraus waren. Das meint Barry Cunliffe, Professor
für Europäische Archäologie in Oxford« (BdW, 1.6.2001).
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Römisch oder etruskisch-griechisch?
Die atemberaubend schnellen Perioden des Zerfalls und Wiederauf-
baus Roms dokumentieren eine sonst nirgendwo zu verzeichnende
Gleichzeitigkeit von Blüte und Zerfall, während zur gleichen Zeit weit entfernte Länder erobert wurden. Die Potenz Roms scheint
trotz eklatanter Rückschläge wie bei einem Stehaufmännchen nie er-
lahmt zu sein, auch ohne Gold- und Silberbergwerke. Das Verhältnis
zu anderen Mächten dieser Welt war diffus, und gleichzeitig sind
keine eigenen signifikanten Entwicklungen in Kunst, Literatur und
Architektur zu erkennen – anscheinend nur Plagiate, die aber in Wirklichkeit Originale der anderen hier ansässigen Völker darstellen.
War alles ganz anders? Hierzu schreibt Giorgio Vasari im Jahre 1568
(zitiert in Wolf/Millen, 1968, S. 5): »Im Jahre 1250 erbarmte sich
der Himmel all der schönen Talente, die das toskanische Land täg-
lich hervorbrachte und führte sie zur ursprünglichen Form zurück.
Bestimmt hatten ihre Vorfahren in der Zeit nach den Zerstörungen,
Bränden und Plünderungen Roms dieses vor Augen gehabt: die
Trümmer von Bögen und Kolossen, von Statuen, Pfeilern und Eh-
rensäulen. Doch wussten sie damit nichts anzufangen oder irgend-
eine Anregung daraus zu schöpfen, bis zu der oben genannten Zeit,
in welcher die Geister der neu Heranwachsenden gut und schlecht
unterscheiden lernten, die schlechte altertümliche Bauweise, und
zurückkehrten zur Nachahmung der Antike …«
Teilweise sind die Fundamente mancher zerstörter Gebäude in Rom
etruskisch (Jupitertempel), wurden dann im Mittelalter, scheinbar
ab 1250 (vielleicht auch erst ab 1350, nach der Katastrophe) durch
die zusätzliche Anordnung antiker Bauelemente wiederhergestellt
beziehungsweise phantasievoll nach alten griechischen Vorbildern
ergänzt und geändert, wie der Vesta-Tempel mit später auf-
gesetzten Kapitellen.
Bei den nach antiken Vorbildern hergestellten Nachbauten wurden
die griechischen Stilelemente gemischt und auch leicht abgewan-
delt, woraus der so genannte römische Baustil geboren wurde.
Denn um 1250 schlug die Geburtsstunde der italienischen Gotik.
Aber an dieser neuen Kulturepoche hatte Rom bis 1506 (Baubeginn
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der Peterskirche) keinen Anteil. J. White hatte 1996 in seinem Werk
»Art and Architecture in Italy 1250-1400« alle wichtigen Werke,
Kunstwerke (Innenarchitektur und Gemälde) sowie Gebäude be-
sprochen, die über ganz Italien verstreut zu finden sind – nur Rom,
das geistige Zentrum des Abendlandes, glänzt durch Abwesenheit.
Aus rein bautechnischer Sichtweise könnte die Entstehung des rö-
mischen Roms ins 13. Jh. verlegt werden. Wen stört es schon, dass
es zu dieser Zeit keine antiken Römer mehr gab. Man hatte bei der
Neuerrichtung des römischen Roms ab dem Hochmittelalter auch
kein Problem, auf neu hergestellten oder renovierten Bauelementen
lateinische Inschriften einzumeißeln. Viele Wissenschaftler wun-
dern sich oft über die gravierenden grammatikalischen oder ortho-
graphischen Fehler der alten Römer, obwohl es ihre Muttersprache
gewesen sein
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