Kolumbus kam als Letzter
soll. Wurde aber dieses antike Rom erst ab Mitte der
ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends langsam neu aufgebaut, ist
dieser Umstand leicht zu verstehen: Die lateinische Sprache war
gerade erst erfunden worden (Vulgärlatein) und befand sich noch in
der Entwicklung. Fehler in den Beschriftungen sind daher normal,
denn die lateinische Sprache war im 13. Jh. noch nicht ausgereift.
Römische Münzen
Interessant ist auch das etruskische Münzsystem. Im -3. Jh. soll ein klarer Zusammenhang zwischen etruskischem und römischem
Münzfluss bestehen, »denn er ist ein Zeichen für eine feste Einbin-
dung der etruskischen Währung in das von Rom kontrollierte Sys-
tem« (Torelh, 1998, S. 284). Da die Chronologie vieler Serien der
umfangreichen Münzsysteme diffus anmutet, erscheint unter den
bisher diskutierten Umständen überhaupt unklar, was römische und
was etruskische oder griechische, aber auch keltische Münzen in
Italien repräsentieren.
Rom soll ein Münzsystem kontrolliert haben. Ich hatte aber schon
darauf hingewiesen, dass die Römer kein einheitliches Münzsystem
in ihrem Einflussgebiet hatten. Die Kelten, mit denen die Etrusker
Fernhandel trieben, besaßen aber ein funktionierendes Währungs-
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system. Wer kontrollierte eigentlich wen? Und wer sagt denn, dass
es sich um römische Münzen handelt? Die keltischen und etruski-
schen Münzmotive sehen den angeblich römischen ähnlich. Han-
delt es sich bei den römischen um etruskische und griechische
Münzen? Denn die Kelten regierten ja zumindest bis zur Zeit des
Caesar und Augustus in Norditalien (Irmscher, 1984, S. 260).
Die Griechen nannten das von ihnen beherrschte Großgriechenland
Magna Graecia und den südlichsten Teil Italiens Italia (auch Itali) nach den hier sesshaft gewordenen Itali-Völkern, deren Spuren
noch vor dem Beginn der staatlichen Entwicklung Italiens durch
die erfolgte Hellenisierung dieser Gegenden und deren spätere
Überflutung durch samnitische Schwärme fast gänzlich verwischt
wurden (Mommsen, erstes Buch, 1902, S. 29). Die auffallende
Verwandtschaft einzelner Dialektwörter des sizilischen Griechisch
mit dem Lateinischen soll sich aus den alten Handelsverbindungen
zwischen Rom und den sizilischen Griechen erklären (Mommsen,
erstes Buch, 1902, S. 30). Steckt mehr dahinter? Manche Numis-
matiker nehmen an, dass bestimmte Münztypen nicht in Rom,
sondern in Süditalien eventuell »von griechischen Städten für die
Römer geprägt wurden« (Kroha, 1997, S. 389). Diese Münzen
benutzten die Römer angeblich im Ersten Punischen Krieg.
Andererseits prägten die Normannen (Wikinger) während ihrer
Herrschaft in Süditalien und Sizilien u.a. Kupfermünzen mit grie-
chischer Aufschrift (Kroha, 1997, S. 324). Handelt es sich um einen
Hinweis, dass Wikinger (Nordgermanen) Griechisch verstanden?
Sicherlich, denn einerseits kämpften Wikinger gegen Byzanz und
andererseits »weil die normannischen Ritter, die zunächst als Söld-
nerführer in byzantinischen Diensten hier (in Süditalien, HJZ) auf-
traten … und (was nahe liegt) Zusammenhänge mit Bauten nörd-
lich der Alpen gegeben sind« (Kubach, 1968, S. 109).
In einem Wikingergrab aus Lilla Harg (Östergötland) fand man einen Schildbuckel, der einen Schwerthieb aufweist. An verborgenen Stellen wurden drei griechische Buchstaben gefunden (Oxen-
stierna, 1962, S. 254). Eine blauweiße Glasschale aus einem
reichen Grab bei Varpelev (Seeland) trägt eine griechische Inschrift (Nationalmuseet, Kopenhagen).
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Aber bleiben wir bei den Münzen. Das griechische Konstantinopel
wurde Nova Roma, das Neue Rom genannt und war von 330 bis zum Ende des Byzantinischen Reiches 1453 die wichtigste Münz-stätte des Römischen Reiches. Wie angeblich in Rom wurde Kons-
tantin der Große auf byzantinischen Münzen in Griechenland per-
sonifiziert. Stammen römische Münzen mit den Aufdruck Roma
nicht aus Italien, sondern aus dem griechischen Byzanz? Rom war
für die islamischen Völker stets Byzanz und das Byzantinische
Reich war mit dem so genannten oströmischen Staat identisch. Das
Byzantinische Reich entstand nach der Einweihung der griechi-
schen Stadt Byzanz als neu errichtete römische Hauptstadt Konstantinopel durch den römischen – oder eher griechischen? – Kaiser
Konstantin I. (der Große) im Jahre 330. Bei der angeblichen Tei-
lung des Römischen Reiches (395) umfasste das Byzantinische
Reich den Balkan bis zur Donau,
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