Kolumbus kam als Letzter
wollten. Alte Kirchen stehen (fast) immer
auf alten heiligen Plätzen der Keltogermanen.
Wie noch erläutert werden soll, kann der Tierkreis als Kultstättenindikator für megalithische (keltische) Kultstätten und Orientierungs-
netze in West- und Mitteleuropa angesehen werden. Heinz Kaminski
(1988 und 1995, S. 60ff., 190) weist darauf hin, dass erst 1956 die
Entdeckung und anschließende Freilegung eines vollständigen Tier-
kreiszeichens im Gewölbe einer frühchristlichen Kirche in Worm-
bach auf eine weit vor der zweiten Christianisierung zurück-
reichende Kulttradition hindeutet. Nicht nur die Nutzung dieser
Sonnenwarte bestätigt die Regel der Kultstättenkontinuität.
In diesem Zusammenhang erscheint interessant, »dass die Christia-
nisierung diese schon weit vor der Zeitenwende benutzte Alpen-
überquerungsroute von heidnischen Kultnamen besetzt antraf und
diese durch christliche Namen ersetzt hat« (Kaminski, 1995, S.
340).
Unter diesem Gesichtswinkel war neben der Vernichtung des
Templerordens und anderer Glaubensgruppierungen die Organisa-
tion von Kreuzzügen in Europa, wie gegen die Katharer, eine zwin-
gende Folge oder sogar erst der eigentliche Beginn der Christia-
nisierung.
Die Katharer repräsentierten keine einheitlich strukturierte Kirche
mit einer fest umrissenen Lehrmeinung. Diese Gemeinde umfasste
vielmehr eine Fülle unterschiedlich orientierter Glaubensgruppen
(Sekten), die zwar durch gewisse gemeinsame Prinzipien miteinan-
der verbunden waren, sich im Detail jedoch unterschieden. Sie pro-
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pagierten ein rein apostolisches Christentum (unmittelbar von den
Aposteln herrührend) und führten ein einfaches, sittenreines und
zurückgezogenes Leben.
Die Katharer waren eine vom Ende des 10. bis Mitte des 15. Jhs. in
den meisten südlichen und westlichen Ländern Europas unter ver-
schiedenen Namen verbreitete christliche Glaubensgemeinschaft.
Katharer nannten sie sich selbst, weil sie die reine ursprüngliche
Lehre Jesu wiederherstellen wollten. Sie wurden als Ketzer ge-
brandmarkt, da sie in dem bereits beschriebenen Übergang vom
heidnischen zum christlichen Glauben uralte Glaubensgrundsätze
beibehielten, wie beispielsweise die Wiedergeburt oder die Gleich-
rangigkeit des männlichen und weiblichen Prinzips in der Religion.
Demnach waren auch die Lehrer und Prediger des katharischen
Glaubens ( parfaits )beiderlei Geschlechts.
Die lateinische Kirche veranlasste, Truppen aufzustellen und Krieg
gegen die Katharer zu führen – offiziell Kreuzzug genannt. Im
Jahre 1209 fiel ein 30 000 Mann starkes Heer aus Nordfrankreich
im Languedoc ein. Allein in der Stadt Beziers wurden 15 000 Män-
ner, Frauen und Kinder niedergemetzelt. Erst im Jahre 1243 bezie-
hungsweise 1244 mit dem Fall der Festung von Mont Ségur war
auch der letzte Widerstand gebrochen.
Kleine Gruppen hielten sich in Südfrankreich (bis 1330) und vor
allem in Sizilien und Süditalien (bis Anfang des 15. Jhs.) auf.
Außerdem konnten viele Autoren in häretischen Lehren, die in der
Folge in Europa auftraten, Spuren katharischen Gedankenguts fest-
stellen. Beispielsweise bei den Waldensern, den Hussiten, den Ada-
misten oder Brüdern des Freien Geistes, den Anabaptisten und den
seltsamen Kamisarden.
Interessant ist, dass die Templer während der katholischen Kreuz-
züge den Katharern Hilfe leisteten und ihnen Fluchtwege nach
Aragon offen hielten.
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6 Umbruch und Neuanfang
Der heilige Augustinus Aurelius (354-430) erteilte den Rat
(Epistula XL-VII an Pablicula): »Man zerstöre nicht die Tempel,
man zerstöre nicht die Götzenbilder, man haue nicht nieder die
heiligen Haine. Man mache es besser: Man widme und weihe
sie Jesu Christo!« Auf Weisung der Päpste wurden Kirchen,
Klöster und Kapellen genau auf den Plätzen der alten Heiligtümer und Kultstätten errichtet.
Das Ende des Matriarchats
Das vorgeschichtliche Zeitalter der abendländischen Urgemein-
schaft war das Zeitalter des Matriarchats. Die Regeln und Sitten der Gemeinschaft beruhten auf dem Naturrecht (Wirth, 1980, S. 24).
Das kultische Matriarchat war die heilige Ordnung des Lebens
inder Sippe, aus der das Stammesrecht erwuchs.
Mit dem Wandel der Gesellschaft von einer lockeren Gemein-
schaft der Sippen und Völker wurde durch den um die Jahr-
tausendwende aufkeimenden Feudalismus und der einhergehen-
den Landnahme als exakt definiertes Eigentum – und damit
verbunden des
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