Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kolumbus kam als Letzter

Kolumbus kam als Letzter

Titel: Kolumbus kam als Letzter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Zillmer
Vom Netzwerk:
von
    Anklage und Verteidigung wurden durch die Beschlüsse des vierten
    Laterankonzils von 1215 in ein anderes Strafverfahren überführt,
    und zwar in das Inquisitionsverfahren. Ab diesem Zeitpunkt war es
    möglich, ein Verfahren ohne Anklage zu eröffnen. Hierfür reichte
    eine Denunziation aufgrund böser Gerüchte, die auch mit Geld
    belohnt wurde. Der Name des Denunzianten blieb auf Wunsch ge-
    heim. Diese Verfahren konnten ohne Verteidigung oder Rechts-
    beistand geführt werden, und dem Angeklagten wurde kein Be-
    lastungszeuge genannt. Nach einem Urteilsspruch konnte keine hö-
    here Instanz angerufen werden. Zur Erlangung eines Geständnisses
    wurde 1252 unter Innozenz IV. die Folter (Tortur) als rechtmäßiges
    Verfahren eingesetzt. Damit war klar, dass jeder, der der Ketzerei beschuldigt und vor ein Inquisitionsgericht gestellt wurde, automa-tisch als schuldig angesehen wurde.
    Die Inquisitoren hatten durch die Anwendung des neuen Prozess-
    verfahrens völlig freie Hand. Aufgrund einer anonymen Anzeige konnte somit das gesamte Eigentum des Opfers – einschließlich des-160

    sen seiner Angehörigen – beschlagnahmt werden. Damit wird der andere wirtschaftliche Hintergrund der Inquisition deutlich. Denn
    Papst Innozenz IV. gewährte den Inquisitoren 1252 ein Drittel des
    konfiszierten Vermögens und ließ ihnen ein weiteres Drittel für
    zukünftige Inquisitionszwecke. Mit dem restlichen Drittel berei-
    cherte sich die katholische Kirche.
    Mit der Inquisition erfolgte eine Umverteilung des Landes und Bo-
    dens sowie anderer Reichtümer zugunsten der Kirche, der Krone
    und weiterer Feudalherren. Diese Feudalherren gingen aus den zum
    Christentum bekehrten keltogermanischen Stammeshäuptlingen
    oder deren Blutsverwandten hervor. Die bis dahin in Freiheit
    lebenden Völker Europas wurden nicht nur ihrer Ideale und ihres
    Glaubens beraubt, sondern sie verloren auf brutale, blutige Art und
    Weise auch ihren Besitz. Die Angehörigen der durch die Inquisito-
    ren Beschuldigten mussten danach, plötzlich mittellos und abhän-
    gig geworden, auf den Gütern des Klerus und der Krone arbeiten
    oder zogen als Bettler in die neu gegründeten Städte. Gab es vorher gar keine Städte?

    Stadtgründungen

    Die gängige Lehrmeinung geht von einer langsamen evolutionären
    Entwicklung aus, startend mit einer Siedlung, um sich über einen
    Marktflecken zu einer Stadt zu vergrößern. Diese Ansicht würde
    der offiziell dargestellten geschichtlichen Entwicklung der letzten
    2000 Jahre entsprechen. Die von mir angestellten Betrachtungen
    widersprechen dieser Ansicht in einer grundsätzlichen Art und
    Weise, denn erst durch die Landnahme der plötzlich zentralistisch
    regierenden, mit Waffengewalt auftretenden politischen und kirch-
    lichen Feudalherrn (Könige und Klerus) wurden die Städte und
    Burgen gegründet. Dokumentieren die Städtegründungen eine kon-
    tinuierlich gewachsene Entwicklung, oder wird ein jungfräulicher
    Neustart, ein fundamentaler Kulturbruch dokumentiert?
    Die Keltogermanen siedelten dezentral in Stammes- und Sippenge-
    meinschaften. Die Ansiedlungen waren klein und relativ gleich-

    161

    mäßig über das Land verteilt. Es gab aber vereinzelte, durch die
    Keltenstraßen verbundene Handelszentren, wie Trier oder Augs-
    burg. Insgesamt kennt man 100 bis 120 frühmittelalterliche Han-
    delsplätze in Deutschland (Humpert/Schenk, 2001, S. 60). Es ent-
    wickelte sich die so genannte Oppida-Zivilisation, nach dem von Caesar für die Städte der Gallier benutzten Begriff Oppidum. Die keltischen Oppida auf deutschem Boden besitzen stadtähnliche
    Strukturen. Beispielsweise findet man in Ingolstadt erste Straßen
    mit beidseitiger Bebauung und einen Ringwall mit einem Durch-
    messer von ungefähr 850 Metern.
    Die ersten aus Stein gebauten Städte in Germanien sollen römische
    Stadtgründungen sein, die sich nach den bisherigen Ausführungen
    jedoch als in keltogermanischem beziehungsweise weiterentwi-
    ckeltem griechischem bzw. normannischem Stil erstellte Bauten
    darstellen. Die Anzahl dieser geplanten Städte auf deutschem Boden liegt bei etwa vierzig. Die Etrusker waren auch nach offizieller Auffassung die Lehrmeister der Römer in Bezug auf den Städtebau,
    wobei das Gitterraster der Griechen erhalten blieb. Nicht die Rö-
    mer, sondern die Griechen und Etrusker brachten diese griechische
    Bauweise (opus reticulatum) nach Pompeji.
    Wie schon dargelegt, pflegten die Etrusker schon vor 2500 Jahren
    einen

Weitere Kostenlose Bücher