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Kolumbus kam als Letzter

Kolumbus kam als Letzter

Titel: Kolumbus kam als Letzter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Zillmer
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wurde,
    sogar in Irland, kam es zu Spannungen zwischen den Benediktinern
    und den von offizieller Seite mehr und mehr als Eindringlinge
    betrachteten Iren. Der wirkliche Hintergrund war aber eine Ablö-
    sung des insularen Urquells des iro-schottischen Mönchtums und
    damit des keltischen Christentums zugunsten des Benediktineror-
    dens als Statthalter der Papstkirche.
    Die doppelte Missionierung wird besonders bei der Christianisierung
    der Wikinger deutlich. Schon sehr früh kamen die Wikinger bei ihren
    Fahrten nach Irland und Schottland mit den iro-schottischen Mön-
    chen in Kontakt. Über die Religion der Wikinger weiß man trotz
    langer Forschungsarbeit recht wenig. »Zu Beginn des 13. Jhs. wurde
    in Island durch den Gelehrten und Politiker Snorri Sturluson mit der Prosa-Edda erstmals eine systematische Darstellung der heidnischen
    Religion vorgelegt« (Simek, 2000, S. 114), also erst relativ spät.
    Fraglich ist, wie viel davon für die Zeit bis zum 10. Jh. tatsächlich Gültigkeit beanspruchen kann, wenn Aufzeichnungen erst 200
    Jahre später erfolgten: Die Geschichte schreibt immer der Sieger!
    Die Wikinger, auch als Nordgermanen bezeichnet, besaßen meines
    Erachtens einen ähnlichen Glauben wie die mit ihnen verwandten
    Kelten. Durch die vielfältigen Kontakte mit Irland und Schottland
    nahmen die Wikinger den christlichen Glauben der iro-schottischen
    Mönche tolerant auf. Es ist aus Grönland dokumentiert, dass
    Mitglieder einer Familie sowohl urchristliche als auch heidnische
    Glaubensanhänger waren.
    Domherr Adam von Bremen (um 1040 geboren) räumt in dem
    Buch »Hamburgische Kirchengeschichte« ein, dass die hambur-

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    gisch-bremischen Missionare in Skandinavien bereits Bischöfe vorfanden, die anderswo geweiht worden waren.
    Im Museum für Hamburgische Geschichte (Raum 204) werden die
    Anfänge der (umstrittenen) Siedlungsgründung Hamburgs doku-
    mentiert. Als Erzbischof Ansgar, der Apostel des Nordens (801 bis 865), im Jahre 831 die urkundlich erwähnte Hammaburg – altsächsisch: befestigte Siedlung am Fluss – »im heutigen Hamburg als
    Bischofssitz erhielt, fand er bereits einen befestigten Ort und eine kleine Kirche vor, in dem er den Mariendom und das Kloster
    baute« (Erläuterungstext im Museum). Die Bevölkerung dieses ka-
    tholischen Stützpunktes betrug nur 200 Leute und war im Feindes-
    land angelegt. Außerdem ist noch ungeklärt, ob die vor Ansgar
    vorhandene Hammaburg ein sächsischer Ringwall oder ein fränkischer Turmhügel war. Andererseits, so schreibt man, könnten
    neuere Untersuchungen der slawischen Keramik dazu führen, dass
    die urkundlich zusammen mit Ansgar erwähnte Hammaburg erst nach Ansgars Tod erbaut sein könnte. Stimmen die Urkunden oder
    die Datierungen oder beides nicht? Ansgar erhielt neben einem Pri-
    vilegium des Papstes eine Stiftungsurkunde des Kaisers (Adam von
    Bremen I, 18). »Die noch erhaltene Urkunde des Kaisers vom 15.
    Mai ist eine Fälschung; von der Bulle ist ein echtes und ein ver-
    fälschtes Exemplar vorhanden« (Adam von Bremen, 1986, S. 44).
    Allenthalben Fälschungen!
    Wie auch immer, Ansgar kam als Christianisierer zu den Heiden
    und findet eine Kirche vor! Urkundlich bestätigt wird, dass es im
    Heidengebiet Urchristen und Kirchen gab. Rudolf Simek beschreibt
    in seinem Buch »Die Wikinger« vier Phasen des Übergangs vom
    germanischen Götterglauben zum Christentum (Simek, 2000, S.
    124 f.). Richtig wird beschrieben, dass nach der Phase des Heiden-
    tums die Vermischung verschiedener Religionen und Konfessionen
    oder auch philosophischer Lehren ohne innere Einheit – Synkre-
    tismus genannt – Mitte des 9. Jhs. einsetzte. In der dritten Phase
    wird eine Bekehrungswelle gesehen, die aber nicht alle Heiden
    erfasste. »Erst gegen Ende der Wikingerzeit setzte die eigentliche
    christliche Phase ein« (Simek, 2000, S. 125).

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    Diese phasenweise Entwicklung ist kennzeichnend für den gesam-
    ten Christianisierungsprozess in Nord-, Mittel- und Westeuropa.
    Da offiziell immer nur von einer einheitlichen Quelle und dem
    Einsetzen mehrerer Christianisierungswellen ausgegangen wird, er-
    gibt sich das Bild einer sich langsam, aber stetig durchsetzenden
    Idee. Genau das Gegenteil ist der Fall. Phase zwei und drei sind zusammenzufassen und entsprechen der Verbreitung des heidnisch-christlichen Glaubens durch die Wandermönche. Dieser christliche
    Glaube widersprach dem Heidentum nicht, wodurch ein friedlich gesinntes Glaubensgemisch

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