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Kolumbus kam als Letzter

Kolumbus kam als Letzter

Titel: Kolumbus kam als Letzter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Joachim Zillmer
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liegenden Klöstern vollzogen. Man konnte derart
    Anweisungen auf dem Landweg versenden, ohne dass diese von
    Nichteingeweihten gelesen werden konnten. Die neu erfundene
    Sprache der Kirche und Humanisten war Latein. Sie wurde aus dem
    Altgriechischen und somit aus den keltischen und teutschen Wur-
    zeln entwickelt.
    Um den europäischen Völkern, die sich untereinander von der Ibe-
    rischen Halbinsel bis nach Anatolien verständigen konnten, ihre
    Identität zu nehmen, wurden alle für die Papstkirche erreichba-
    ren schriftlichen Zeugnisse vernichtet oder konfisziert. Was aber

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    noch weitaus schlimmer war: Vom Benediktinerorden wurden neue
    Sprachen für jedes neu fixierte Land durch Variation eines vorhan-
    denen mathematischen Sprachmusters erfunden, u.a. die Hoch-
    sprachen Deutsch, Englisch, Französisch, Italienisch und Spanisch.
    Damit war Europa unter ein paar Feudalherren aufgeteilt und jeder
    dieser Monarchen (Könige) hatte plötzlich sein eigenes Volk, näm-
    lich einen Teil der europäischen Urbevölkerung, der urplötzlich auch eine neue Sprache aufgezwungen wurde.
    Das Ganze erinnert an die babylonische Sprachverwirrung beim
    Turmbau zu Babel in der biblischen Geschichte. Der zu bauende
    Turm war sinnbildlich das neu zu errichtende europäische Staaten-
    geflecht. Mit fortschreitendem Baufortschritt (Staatenbildung) ent-
    standen unterschiedliche Sprachen, und die Urbevölkerung konnte
    sich nicht mehr untereinander verständigen.
    Genau in diese Zeit des Umbruchs und der gewaltsamen Chris-
    tianisierung passt Karolus Magnus (lateinisch aussehende Namen
    waren jetzt eine neue Mode), pardon, Karl der Große in die Ge-
    schichte – allerdings nicht als Überkaiser, sondern als Sachsen-
    schlächter und blutrünstiger Christianisierer. Und durch die ge-
    waltsame Landnahme trägt er den Titel Reichsgründer zumindest
    teilweise zu Recht.
    Auch soll vom schreib- und leseunkundigen Karl die deutsche
    Bistumsordnung stammen, vor allem aber viele Verordnungen und
    Gesetze: »Zu den Merkwürdigkeiten in Karls utopischen Erlassen
    gehört, dass er einem Volk, das weder schreiben noch lesen kann,
    durch lateinische Gesetze auch die geringsten Kleinigkeiten vor-
    schreiben wollte« (Braunfels, 1991, S. 79).
    Das Bekehren überließ Karl der Große jedoch nicht den Wander-
    mönchen, sondern machte es zu seiner eigentlichen Herrschaftsauf-
    gabe (Kalckhoff, 1990, S. 184). »Mit der Beseitigung selbstständiger Herzogtümer und Stammesstaaten verband er die Einführung der
    Grafschaftsverfassung« (»Meyers Lexikon«). Mit anderen Worten,
    die iro-schottischen Wandermönche wurden verjagt und die kelto-
    germanischen Stammesgemeinschaften entschädigungslos enteignet
    (Grafschaftsordnung), genau so, wie die Indianer in Nordamerika
    ihr Land verloren.

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    Parallelen mit Nordamerika

    Wie in Europa wurden in Nordamerika die Ureinwohner durch
    eine systematische Landnahme enteignet, das Privateigentum durch
    die Einwanderer eingeführt und Staatsgründungen mit festge-
    schriebenen Grenzen vorgenommen. Die Situation in Mitteleuropa
    zwischen 1000 und 1300 kann mit der Situation in Nordamerika
    zwischen 1600 und 1900 verglichen werden. Weder in Europa vor
    1000 noch in Nordamerika vor 1600 gab es zentral regierende
    Herrschaftssysteme. Im Gegenteil, die Situation war auf beiden
    Kontinenten gleich: Es gab autonome Stämme und Sippen, die un-
    tereinander in ständigem Kontakt standen und in großflächig sie-
    delnden Stammesverbänden verblüffend ähnliche Strukturen und
    Bauwerke beiderseits des Atlantiks schufen. In beiden Fällen han-
    delt es sich um bisher nur unterschwellig erkannte Hochkulturen,
    die Fernhandel betrieben, hier von Indien bis Europa, dort von Ka-
    nada bis nach Mittelamerika oder sogar Südamerika.
    In Mitteleuropa und Nordamerika wurden mit der systematischen
    Besiedlung zuerst befestigte Stützpunkte im Feindesland gegrün-
    det: hier Wehrkirchen und Burgen, dort Forts. Nicht die Bevölke-
    rung wurde gegen Angriffe der blutrünstigen Wikinger geschützt,
    sondern die neuen Feudalherren mussten sich selbst gegen Über-
    griffe der Bevölkerung schützen. Die Funktion der Wehrklöster,
    Wehrkirchen und Burgen wurde folglich in der Vergangenheit
    falsch interpretiert. So wurden in der darauf folgenden Zeit Schritt für Schritt offiziell große Gebiete erschlossen, strukturiert und, im Rahmen einer systematischen Besiedlung, Städte geplant und ge-gründet sowie zwangsläufig

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