Kolumbus kam als Letzter
florierenden Handelsaustausch mit den Kelten. Die etrus-
kisch-griechische Bautechnik war den Kelten bekannt, und der Bau
von Aquädukten wurde auch außerhalb Italiens (Südfrankreich,
Kleinasien) praktiziert. Seltsamerweise brach nach offizieller Ge-
schichtsschreibung im 3. Jh. die Phase der Stadtgründungen ab. In
den folgenden ungefähr 700 Jahren wurden dann gar keine Städte
mehr gegründet! Sehr seltsam, diese Zeitlücke, wenn es sie in dieser Art überhaupt gab! Auch Rom scheint ja mehrere Jahrhunderte in
Schutt und Asche gelegen zu haben, bis der Papst Anfang des 15.
Jh. den Schutt entfernen ließ und neu zu bauen begann.
Falls es eine römisch-katholische Kirche im ersten Jahrtausend in
Rom gegeben hat, muss sie in einem ruinenartigen Weideland für
Ziegen gehaust haben. In Deutschland war es ähnlich: »In den
mehr oder weniger zerstörten römischen Ruinen residierten die
Bischöfe in ihren ummauerten Dombezirken« (Humpert/Schenk,
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2001, S. 57). Seltsame Parallelen! Hausten die Bischöfe in
zerstörten keltischen Bauten ?
Nach David Keys scheinen im 6. Jh. (oZ) weltweite Klimaverände-
rungen durch einen gigantischen Vulkanausbruch in Indonesien
verursacht worden zu sein mit darauf folgenden extremen Kälte-
und Dürreperioden, Sturmfluten, Hungersnöten, Epidemien, Völ-
kerwanderungen, tief greifendem gesellschaftspolitischen Wandel
und weiträumigen politischen Veränderungen (Keys, 2001). Keys
datiert diese weltweite Katastrophe auf 535 und entwirft ein histo-
risches Panorama von Tasmanien über Asien und Europa bis nach
Südamerika. Ob jedoch ein einziger Vulkanausbruch solch gravie-
rende Folgekatastrophen bewirken kann, halte ich eher für un-
wahrscheinlich.
Auf jeden Fall muss sich zu Beginn des Mittelalters eine Naturkata-
strophe ereignet haben, deren Folgen auf der ganzen Erde spürbar
waren. Das schließt auch der englische Paläontologe Mike Baillie
von der Queen's University of Belfast in Nordirland aus Baumring-Analysen (BdW, 13.9.2000). Allerdings wird die Unzulänglichkeit
der Altersbestimmung archäologischer Funde aufgrund der Baum-
ring-Analysen von zugehörigen Holzfunden (Dendrochronologie)
in dem Buch »C14-Crash« von Christian Blöss und Hans-Ulrich
Niemitz demonstriert. Folgenschwere Naturkatastrophen gab es
zweifellos, nur muss der genaue Zeitpunkt erst noch festgestellt
werden. Unter Berücksichtigung der Mittelalterkürzung nach Illig
verschiebt sich dieses Ereignis vom 6. ins 9. Jh. der mitteleuropäi-
schen Geschichte.
Die diese Katastrophen im 6./9. Jh. begleitenden Erbeben und
Sturmfluten haben viele Städte zerstört (Rom) und es wäre eine Er-
klärung, warum einerseits viele Gebäude zerfallen sind und es an-
dererseits Völkerwanderungen gab. Keine offizielle Erklärung gibt
es aber für die während der folgenden Zeit des Chaos in ihren um-
mauerten Dombezirken und Ruinenfeldern fast allein wie kleine
Inseln im Ozean ausharrenden Bischöfe.
Handelt es sich um einen Zufall, wenn die iro-schottische Kirche
vom 7. Jh. an durch die einsetzende Romanisierung verschwunden
und den formalen Abschluss, also ihr Ende, im Jahre 664 in der Sy-
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node von Whitby gefunden haben soll; aber andererseits die schot-
tische Missionstätigkeit ungefähr 300 Jahre später – Mitte des 9.
Jhs. – wie Phönix aus der Asche neu einsetzt? Diese weiträumigen
Aktivitäten führten dann (erst?) im 11. Jh. zu einer Gründungswelle irischer Schottenklöster nicht nur in Deutschland. Handelt es sich auch hier um drei dunkle Jahrhunderte (dark ages)? Denn ohne
diese drei Jahrhunderte wird eine ununterbrochene Kontinuität in
den Aktivitäten der sehr aktiven keltischen Mönchskirche doku-
mentiert. Ebenso verschwinden anscheinend mehrere Jahrhunderte
mit unbeachtet vor sich hin verrottenden Ruinenfeldern, und die
Ereigniskette Katastrophe – Völkerwanderung – Neuaufbau rückt
zeitlich gesehen zusammen – wie ein sich zusammenziehendes,
zuvor willkürlich auseinander gezogenes Gummiband.
Aus diesem Gesichtswinkel wird auch die ungefähr 700 Jahre
andauernde Phase verständlich, während der in Deutschland keine
Städte gebaut wurden: In Wirklichkeit war dieser Zeitabschnitt
wesentlich kürzer. In einer im Oktober 2001 erschienenen For-
schungsarbeit von Professor Klaus Humpert und Dr. Martin Schenk
(2001) mit dem Titel »Entdeckung der mittelalterlichen
Stadtplanung« wird das Ende vom Mythos der Gewachsenen
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