Kolumbus kam als Letzter
»Mundartliche Un-
terschiede waren im Norden bis in die um 800 beginnende Wikin-
gerzeit nicht so stark ausgebildet, dass wir sie feststellen können …
Bis ins 5. Jh. ist die Sprache so altertümlich, dass man sie urnor-
disch genannt hat. Erst im 7. Jh. zeigen sich stärkere Spuren eines
allgemeinen Sprachwandels, dessen Anfänge wohl weiter zurück-
reichen, aber in der Schrift keinen Ausdruck fanden …« (Guten-
brunner, 1951, S. 5).
Der Weißenburger Mönch Otfried hatte Mitte des 9. Jhs. große
Schwierigkeiten, die deutsche Sprache in eine schriftliche Form zu
bringen. Der eigentlich ohne Lehrer oder Vorbild arbeitende St.
Galler Mönch Notker III. soll im ausgehenden 10. und beginnenden
11. Jh. die Umsetzung lateinischer Gelehrsamkeit ins Deutsche als
fast unerhörte Aufgabe empfunden haben (Kartschoke, 1990, S.
25). Das war es auch, denn Lateinisch wurde frühestens zu dieser
Zeit erfunden. Aber es soll hierdurch suggeriert werden, dass Latei-
nisch schon sehr lange gesprochen wurde: Die Mönche sprachen
diese Sprache ja angeblich schon Jahrhunderte lang. Seltsam nur,
dass mit Wulfilas gotischer Bibel in einer germanischen Sprache
schon 750 Jahre vor Notkers Werk begonnen worden sein soll
(Zeller, 1991, S. 64). Oder doch nicht seltsam, wenn Johann August
Egenolff (1735, Teil III, S. 282 f.) schreibt: »Bisher hatte man das Teutsche nicht nur mit Lateinischen Buchstaben geschrieben, sondern auch mit Lateinischen Worten unsere Muttersprache aus der
Massen angefüllet. Diesem Unheil suchte nun Maximilianus … ab-
zuhelfen, und ließ … nicht nur die Gotischen Buchstaben, derer
sich die Teutschen bis auf Wastbaldes und Hunibalds Zeit unver-
hindert bedienet, aus alten Schriften wieder hervorsuchen …«
Die lateinische und andere Sprachen wurden von den Mönchen
nicht seit uralten Zeiten gepflegt, sondern sie wurden in mehreren speziellen Klöstern durch Variationen neu entwickelt. Egenolff
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schreibt 1735 »von den Beweisthümern, daß jede Europäische
Sprache insbesondere, als die Schwedische, Holländische, Norwe-
gische, Engeländische, Irrländische, Isländische … Illyrische, Tartarische … Griechische, Lateinische, Französische, Spanische, Italie-
nische u.u. eine Tochter der Japhetischen sey, welche von einigen
auch die Cimbrische und in gewissem Verstande die Teutsche
(Deutsche, HJZ) genennet wird« (Egenolff, 1735, Teil I, S. 13). Jo-
hann Boedecker bestätigt um 1730 diese Meinung und zeigt, wie
die »Griechischen und Lateinischen Wörter aus der alten Teutschen
Sprache hergekommen« sind (Egenolff, 1735, Teil I, S. 120f.).
Nicht das Deutsche besitzt Lehnwörter aus dem Lateinischen und
Griechischen, sondern es verhält sich genau umgekehrt.
Eine gemeinsame Sprache würde auch das von mir propagierte aus
gemeinsamen Wurzeln entsprießende europäische Stammes-
gemisch bedingen. Egenolff stellt 1735 fest: »Der andere allge-
meine älteste Name der Europäischen Völcker ist, daß sie die
Scythen (Skythen, HJZ), das ist, die Schützen (denn wenn die
Ober-Sachsen sagen schiessen sagen die Nieder-Sachsen schueten)
genennt worden. Strabo lehrt uns, daß die ältesten Griechen Scri-
benten alle Völcker, so den Griechen gegen Norden gewohnet,
Scythen oder Celto-Scythen genennet« (Egenolff, 1735, Teil I, S.
101) und weiter, dass »einige von Japhets Nachkommen sich den
Namen Scythen allein zugelegt und ihren Brüdern, so mehr gegen
Abend gewohnet, allein den Namen Celten zugeeignet, vielleicht
weil sie nach den kalten Ländern gezogen, da im Gegentheil die
eigentlichen Scythen anfänglich in Asien verblieben …« (Egenolff,
1735, Teil I, S. 126).
Damit schließt sich der Kreis, denn die teutsche Sprache war nicht
nur nach Johann August Egenolff in Europa die älteste. Die Haupt-
quelle der europäischen Sprachen war ihm zufolge die scythische
(skytische) »aus welcher die alte Teutsche und Gothische zuerst
entsprungen, wo sie nicht fast eben dieselbe gewesen, und der
Griechischen und Lateinischen zum Theil ihre Stammwörter gege-
ben (hat)« (Egenolff, 1735, Teil I, S. 120 f.).
Die Skythen (anstatt Keltogermanen müsste man nach Egenolff
genauer Keltoskythen schreiben) waren auch in Südindien präsent
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(siehe Foto 8 und 10) und als Kelten von Kleinasien (Galater) bis
zu den Britischen Inseln (Kelten, Pikten) und in Nordafrika (Wan-
dalen) zu Hause, resultierend aus einer in Europa von Ost nach
West und in Asien von West
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