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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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und hörte mit einem Ohr den Polizeifunk ab, während er darauf wartete, dass die Lichter im Haus über ihm angingen und er sie sah. Schon ein kurzer Blick auf Ulla würde ihm reichen.
    Irgendetwas war im Busch. Er hörte das an der Art der Kommunikation, neben dem üblichen routinemäßigen Geschehen lief noch etwas anderes. Kurze Meldungen voller Intensität, die losgelöst voneinander das Alltägliche durchbrachen, als hätten sie Order bekommen, den Funk nicht mehr als nötig zu nutzen. Es war auch nicht das, was gesagt wurde, sondern eher die Art und Weise, wie. Abgehackte Sätze, die allem Anschein nach von Verkehr und Transport handelten, allerdings ohne Adressen, Zeitpunkte oder Personennamen zu nennen. Es hieß, dass die Polizeifrequenz einmal das viertbeliebteste Lokalradio gewesen war, aber das war vor der Verschlüsselung. Trotzdem redeten sie an diesem Abend, als hätten sie Angst, decodiert zu werden.
    Gerade kam wieder so eine Meldung. Truls drehte die Lautstärke auf.
    »Null Eins. Delta an Null. Alles ruhig.«
    Delta. Das SEK . Also eine bewaffnete Aktion.
    Truls nahm das Fernglas und richtete seinen Blick auf das Wohnzimmerfenster. In der neuen Villa war sie schwieriger zu sehen, die Terrasse war im Weg. Beim alten Haus hatte er vom Waldrand aus direkt in ihr Wohnzimmer gucken und sie auf dem Sofa sitzen sehen können, die Füße unter sich gezogen. Ihre nackten Beine. Oder wie sie sich die Locken aus dem Gesicht gestrichen hatte. Als wüsste sie, dass sie beobachtet wurde. Das war so schön, dass ihm dabei manchmal fast die Tränen gekommen waren.
    Der Himmel über dem Oslofjord verfärbte sich von Orange über Rot ins Violette.
    An dem Abend, an dem er an der Moschee im Åkebergveien geparkt hatte, war der Himmel einfach nur schwarz gewesen. Er war nach unten zum Präsidium gegangen, hatte sich die ID -Karte umgehängt, falls ihn der Wachmann musterte, und war dann über das Atrium nach unten in die Asservatenkammer gegangen. Zutritt hatte er sich mit der Schlüsselkopie verschafft, die er jetzt seit drei Jahren hatte. Dann hatte er sich sein Nachtsichtgerät aufgesetzt, um nicht wieder die Aufmerksamkeit eines Wachmanns auf sich zu ziehen wie damals, als er bei eingeschaltetem Licht einen Brennerjob für Asajev ausgeführt hatte. Dieses Mal war alles ganz schnell gegangen. Er hatte anhand des Datums die Archivschachtel gefunden, den Beweisbeutel mit der 9-mm-Kugel geöffnet, die aus Kalsnes’ Kopf operiert worden war, und sie durch die Kugel ersetzt, die er in der Jackentasche hatte.
    Das Einzige, was ihn etwas beunruhigt hatte, war das seltsame Gefühl, nicht allein zu sein.
    Er sah zu Ulla. Hatte auch sie dieses Gefühl? Sah sie deshalb manchmal vom Buch auf und blickte aus dem Fenster? Als stünde da draußen jemand? Jemand, der auf sie wartete.
    Wieder eine Meldung über Funk.
    Er wusste, wovon sie redeten.
    Verstand ihren Plan.

Kapitel 25
    D er D-Day ging dem Ende entgegen.
    Es knisterte im Funkgerät.
    Katrine Bratt rutschte auf der dünnen Isomatte hin und her, legte das Fernglas noch einmal an die Augen und sah nach unten zu dem Haus in Bergslia. Es war dunkel und still. Wie nun schon fast den ganzen Tag.
    Bald musste etwas geschehen. In drei Stunden brach ein neuer Tag an, ein neues Datum. Das falsche Datum.
    Sie schlotterte vor Kälte. Dabei war das Wetter gar nicht so schlimm. Zehn Grad plus und trocken. Aber nachdem die Sonne untergegangen war, waren die Temperaturen in den Keller gegangen, und sie hatte trotz Thermounterwäsche und einer Daunenjacke zu frieren begonnen.
    Im Haus selbst war niemand platziert worden, sie wollten nicht das Risiko eingehen, auf dem Weg dorthin gesehen zu werden. Bei allen Ortsterminen hatten sie weit entfernt geparkt und sich maximal zu zweit und immer in Zivil in gehörigem Abstand vom Haus bewegt.
    Katrine selbst war eine kleine Anhöhe im Wald, etwas hinter den Stellungen des Sondereinsatzkommandos, zugewiesen worden. Sie kannte zwar ihre Positionen, konnte sie aber selbst mit dem Fernglas nicht erkennen. Dabei wusste sie, dass vier Scharfschützen die Seiten des Hauses abdeckten und elf weitere Beamte bereit waren, das Haus in höchstens acht Sekunden zu stürmen.
    Sie sah noch einmal auf ihre Uhr. Zwei Stunden und achtundfünfzig Minuten. Soweit sie wussten, war der ursprüngliche Mord irgendwann am Abend passiert, aber es war schwierig, einen Todeszeitpunkt festzulegen, wenn ein Opfer derart zerlegt worden war wie in dem Fall. Das größte

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