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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Kalsnes. Dieses Weichei von Homo, hübsch wie ein Mädchen. Truls schlug mit der Hand auf das Lenkrad. Jetzt werd schon grün, verdammt!
    Erst hatte er ihn mit dem Schlagstock bearbeitet.
    Dann hatte er seine Dienstwaffe hervorgeholt.
    In dem blutigen, zerschlagenen Gesicht hatte Truls ein Flehen erkannt, und das jammernde Betteln hatte sich fast wie das Zischen eines kaputten Fahrradreifens angehört. Wortlos. Nutzlos.
    Den Schuss hatte er in die Nasenwurzel gesetzt und dann das Rucken gesehen. Es war wie im Film gewesen. Dann hatte er den Wagen über die Kante in den Abgrund geschoben und war nach Hause gefahren. Etwas entfernt hatte er den Schlagstock abgewischt und aus dem Fenster in den Wald geworfen. Zu Hause im Schlafzimmerschrank hatte er noch einige davon. Wie auch Waffen, Nachtsichtgeräte, schusssichere Westen und sogar ein Präzisionsgewehr der Marke Märklin, von dem alle glaubten, dass es sich in der Asservatenkammer befand.
    Truls fuhr in die Tunnel, hinein in den Bauch Oslos. Die Autopartei am rechten politischen Rand hatte die neuerbauten Tunnel als die lebensnotwendigen Adern der Hauptstadt bezeichnet. Ein Vertreter der Umweltpartei hatte gekontert und sie als Gedärme der Stadt bezeichnet, die vielleicht notwendig waren, aber trotzdem Scheiße transportierten.
    Er manövrierte sich zwischen Abfahrten und Kreisverkehren hindurch, deren Beschilderung voraussetzte, dass man sich auskannte, andernfalls wurde man früher oder später ein Opfer der practical jokes der Verkehrsplaner. Dann war er wieder oberirdisch. Oslo Ost. Sein Stadtteil. Im Funk kommunizierten sie weiter. Eine der Stimmen wurde von einem Rattern übertönt. Die U-Bahn. Diese Idioten. Glaubten sie wirklich, ihre kindischen Codes wären nicht zu knacken? Sie waren in Bergslia. Vor dem gelben Haus.
    Harry lag auf dem Rücken und sah dem Rauch der Zigarette nach, der sich langsam zur Schlafzimmerdecke schnürte. Er bildete Figuren und Gesichter. Er wusste genau, welche. Kannte sie alle beim Namen. Dead Policemen’s Society. Dann blies er in die Rauchwolke und verscheuchte sie. Er hatte einen Entschluss gefasst. Er wusste nicht genau, wann es ihm klargeworden war, nur, dass dieser Entschluss alles verändern würde.
    Eine Zeitlang hatte er sich einzureden versucht, dass es vielleicht gar nicht so gefährlich war, dass er übertrieb, aber er war zu lange Alkoholiker, um auf die falsche Bagatellisierung der Tropfen hereinzufallen. Wenn er sagte, was er jetzt sagen musste, würde das die Beziehung zu der Frau, die neben ihm lag, komplett verändern. Ihm graute davor. Er probierte in Gedanken verschiedene Formulierungen aus. Es musste raus. Jetzt.
    Er holte tief Luft, aber sie kam ihm zuvor.
    »Kriege ich einen Zug?«, schnurrte Rakel und schmiegte sich noch dichter an ihn. Ihre nackte Haut, die Kachelofenwärme, nach der er sich immer wieder überraschend sehnte. Die Decke war unten warm und oben kalt. Es musste weiße Bettwäsche sein, die andere wurde nicht auf die richtige Weise kalt.
    Er reichte ihr die Camel. Sah, wie sie sie auf ihre etwas unbeholfene Art hielt, die Wangen einzog und dabei die Zigarette fokussierte, als wäre es sicherer, sie nicht aus den Augen zu lassen. Dachte an alles, was er hatte.
    Alles, was er zu verlieren hatte.
    »Soll ich dich morgen zum Flughafen fahren?«, fragte er.
    »Das brauchst du nicht.«
    »Ich weiß, aber ich habe morgen erst spät die erste Vorlesung.«
    »Dann fahr mich.« Sie küsste ihn auf die Wange.
    »Unter zwei Bedingungen.«
    Rakel drehte sich auf die Seite und sah ihn fragend an.
    »Die erste ist, dass du nie aufhörst, wie eine Vierzehnjährige auf einer Party zu rauchen.«
    Sie lachte leise. »Kann ich versuchen. Und die andere?«
    Harry sammelte Spucke. Wissend, dass er diesen Moment möglicherweise als den letzten glücklichen seines Lebens in Erinnerung behalten würde.
    »Ich warte …«
    Verdammt, verdammt.
    »Ich habe mich entschlossen, ein Versprechen zu brechen«, sagte er. »Ein Versprechen, das ich in erster Linie mir selbst gegeben habe, das aber, wie ich fürchte, auch dich betrifft.«
    Er spürte, dass ihr Atem sich im Dunkeln veränderte. Er wurde schnell und kurz, ängstlich.
    Katrine gähnte und sah auf die Uhr. Auf den grün schimmernden Sekundenzeiger, der die Zeit wegtickte. Keiner der ehemaligen Ermittler hatte von einem Anruf berichtet.
    Sie sollte ein Ansteigen der Spannung spüren, schließlich näherte sich die Deadline, aber es war genau andersherum. Innerlich

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