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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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hatte sie längst begonnen, die Enttäuschung zu bearbeiten, indem sie krampfhaft positiv dachte. An das warme Bad, das sie sich gönnen wollte, wenn sie wieder zu Hause war. An ihr Bett. An den Kaffee morgen früh, den neuen Tag mit den neuen Möglichkeiten. Denn es gab immer neue Möglichkeiten, so musste es ganz einfach sein.
    Sie sah die Autoscheinwerfer auf dem Ring 3, das Leben der Stadt, das so unverständlich unbeeindruckt weiterging. Das Dunkel, das noch dunkler geworden war, nachdem die Wolken sich wie eine Gardine vor den Mond geschoben hatten. Sie wollte sich gerade anders hinlegen, als sie erstarrte. Ein Laut. Ein Knacken. Ein Zweig. Ganz in der Nähe.
    Sie hielt die Luft an und lauschte. Der Platz, der ihr zugeteilt worden war, war von dichten Büschen und Bäumen umgeben. Es war wichtig, dass sie von keinem der Pfade, über die er kommen konnte, gesehen wurde. Aber auf diesen Pfaden hatten keine Zweige gelegen.
    Da knackte es wieder. Dieses Mal noch näher. Katrine öffnete automatisch den Mund, als brauchte das Blut, das bereits schneller durch ihre Adern gepumpt wurde, mehr Sauerstoff.
    Sie streckte ihre Hand nach dem Funkgerät aus. Erreichte es aber nicht.
    Er musste sich blitzschnell bewegt haben, trotzdem war der Atem, den sie im Nacken spürte, ganz ruhig. Die flüsternde Stimme direkt an ihrem Ohr klang völlig unbeeindruckt, fast munter.
    »Was passiert?«
    Katrine drehte sich zu ihm um und atmete langsam aus. »Nichts.«
    Mikael Bellman nahm ihr Fernglas und richtete es auf das Haus unter ihnen. »Delta hat zwei Posten auf dieser Seite der Bahn, nicht wahr?«
    »Ja, warum?«
    »Ich habe eine Kopie der Operationskarte bekommen«, sagte Bellman. »So habe ich auch diesen Beobachtungsposten gefunden. Gut versteckt, das muss ich schon sagen.« Er schlug sich auf die Stirn. »Mann, was ist das denn, Mücken im März?«
    »Gnitzen«, sagte Katrine.
    »Falsch«, sagte Mikael Bellman, noch immer mit dem Fernglas vor den Augen.
    »Nein, aber wir haben beide recht. Gnitzen sind so was wie Mücken, nur viel kleiner.«
    »Es ist falsch, dass …«
    »Einige von denen sind so klein, dass sie nicht das Blut von Menschen saugen, sondern von anderen Insekten. Oder besser deren Körperflüssigkeit, Insekten haben ja kein …«
    »… nichts passiert. Gerade hat ein Auto vor dem Haus gehalten.«
    »Stell dir vor, du wärst so eine Moormücke, das ist schon schlimm genug, aber dann auch noch von Mücken gestochen zu werden …« Katrine wusste, dass sie aus lauter Nervosität redete, ohne eigentlich zu wissen, warum sie so nervös war. Vielleicht weil der Polizeipräsident neben ihr lag?
    »Jetzt steigt jemand aus dem Auto und geht zum Haus«, sagte Bellman.
    »Da muss man schon verfluchtes …« Das Funkgerät knackte, aber sie konnte einfach nicht aufhören. »Ich meine, gestochen zu werden, als Mücke … Was?«
    Sie nahm ihm das Fernglas ab. Polizeipräsident hin oder her, schließlich war das ihr Posten. Und tatsächlich. Im Schein der Straßenlaterne sah sie einen Mann, der bereits auf dem Grundstück war und über den Kies zur Haustür ging. Er trug rote Kleidung und hielt irgendetwas, das sie nicht erkennen konnte, in den Händen. Katrines Mund war mit einem Mal trocken. Das musste er sein. Es ging los. Es ging wirklich los. Sie griff zu ihrem Handy.
    »Und ich breche dieses Versprechen nicht leichten Herzens«, sagte Harry und starrte auf die Zigarette, die sie ihm zurückgegeben hatte. Hoffte, dass es noch für einen Lungenzug reichte. Den würde er jetzt brauchen.
    »Und was ist das für ein Versprechen?« Rakels Stimme klang dünn, hilflos, allein.
    »Ein Versprechen, das ich mir selbst gegeben habe …«, sagte Harry und legte die Lippen um den Filter. Inhalierte. Spürte den Rauch, das Ende der Zigarette, das aus irgendwelchen Gründen so komplett anders schmeckte als der Anfang. »… dass ich dich nie fragen wollte, ob du mich heiraten willst.«
    In der Stille, die folgte, hörte er den Wind, der draußen durch die Blätter wehte, er klang wie ein aufgeregtes, schockiert flüsterndes Publikum.
    Dann kam ihre Antwort. Wie eine kurze Meldung durch ein Funkgerät.
    »Sag das noch mal.«
    Harry räusperte sich. »Rakel, willst du mich heiraten?«
    Der Wind war weitergezogen. Und er dachte, dass alles, was ihm jetzt noch blieb, die Stille war. Die Nacht. Und mittendrin Harry und Rakel.
    »Du nimmst mich doch nicht auf den Arm?« Sie war ein Stück zurückgewichen.
    Harry schloss die Augen, war

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