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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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im freien Fall. »Ich mache keine Witze.«
    »Ganz sicher?«
    »Warum sollte ich Witze machen? Willst du, dass das ein Witz ist?«
    »Erstens ist es eine Tatsache, dass du verdammt schlechte Laune hast, Harry.«
    »Zugegeben.«
    »Zweitens muss ich auch an Oleg denken. Und du auch.«
    »Hast du nicht verstanden, dass Oleg einen der größten Pluspunkte für mich bedeutet, wenn ich an dich als mögliche Frau denke, Mädchen?«
    »Drittens hätte das – wenn ich denn einwillige – auch ein paar juristische Aspekte. Mein Haus, zum Beispiel …«
    »Ich hatte an einen Ehevertrag gedacht. Ich servier dir doch nicht mein Vermögen auf einem Silbertablett. Ich verspreche nicht viel, außer vielleicht die schmerzfreieste Scheidung aller Zeiten.«
    Sie lachte kurz: »Aber es ist doch gut so, wie es ist, oder etwa nicht, Harry?«
    »Doch, wir haben alles zu verlieren. Und viertens?«
    »Viertens macht man so keinen Antrag, Harry. Im Bett beim Rauchen.«
    »Nun, wenn du mich auf den Knien sehen willst, sollte ich mir erst eine Hose anziehen.«
    »Ja.«
    »Ja, dass ich mir erst eine Hose anziehe? Oder ja, dass …«
    »Ja, du Idiot! Ja! Ich will dich heiraten.«
    Harrys Reaktion war automatisch, eingeübt durch ein langes Leben als Polizist. Er drehte sich zur Seite und sah auf die Uhr. Merkte sich den Zeitpunkt, 23.11 Uhr. Es musste im Bericht vermerkt werden, wann sie am Tatort angekommen waren, wann die Verhaftung stattgefunden hatte und wann der Schuss gefallen war.
    »Mein Gott«, hörte er Rakel murmeln. »Was habe ich da nur gesagt?«
    »Die Widerrufsfrist endet in fünf Sekunden«, sagte Harry und drehte sich zu ihr zurück.
    Ihr Gesicht war so dicht vor seinem, dass er nur das Glitzern in ihren weit geöffneten Augen sah.
    »Die Zeit ist rum«, sagte sie. Und dann: »Was ist das eigentlich für ein Grinsen?«
    Und jetzt spürte auch Harry das Lächeln, das sich auf seinem Gesicht ausbreitete wie ein Spiegelei in der Pfanne.
    Beate lag mit den Beinen auf der Armlehne des Sofas und sah, wie Gabriel Byrne betroffen auf seinem Stuhl hin und her rutschte. Sie hatte herausgefunden, dass es die Augenwimpern und der irische Akzent sein mussten. Die Wimpern eines Mikael Bellman und die Aussprache eines Poeten. Der Mann, den sie traf, hatte nichts davon, aber das war nicht das Problem. Irgendwie war er merkwürdig. Zum einen war da seine intensive Art. Er hatte überhaupt nicht verstanden, wieso er sie heute Abend nicht besuchen konnte, wo sie doch allein zu Hause war und es ihm so gut passte? Zweitens war da sein persönlicher Hintergrund. Er hatte ihr Dinge erzählt, von denen sie nach und nach herausgefunden hatte, dass sie nicht stimmten.
    Aber vielleicht war das nicht so erstaunlich, vielleicht wollte er einfach einen möglichst guten Eindruck machen.
    Vielleicht war sie ja die Seltsame von ihnen beiden? Trotzdem hatte sie versucht, ihn zu googeln. Und nichts gefunden. Weshalb sie stattdessen Gabriel Byrne suchte und mit Interesse las, dass er zuerst als Teddybäraugenbefestiger gearbeitet hatte, bevor sie auf das stieß, was sie eigentlich suchte. In der Faktenbox in Wikipedia. Ehefrau: Ellen Barkin (1988–1999). Einen Augenblick lang hatte sie gedacht, Byrne wäre Witwer, alleine zurückgelassen wie sie, bis sie kapierte, dass bloß die Ehe das Zeitliche gesegnet hatte. Was dann wiederum hieß, dass Byrne schon länger Single war als sie. Wenn Wikipedia aktuell war.
    Auf dem Bildschirm flirtete die Patientin hemmungslos mit ihm. Aber Gabriel ließ sich nicht düpieren. Er warf ihr nur ein kurzes, gequältes Lächeln zu, richtete seinen gütigen Blick auf sie und sagte etwas Triviales, das gleich wieder wie ein Yeats-Gedicht klang.
    Das Leuchten auf dem Couchtisch ließ ihr Herz für einen Schlag aussetzen.
    Das Telefon klingelte. Das konnte er sein. Valentin.
    Sie nahm das Handy und warf einen Blick auf das Display. Seufzte.
    »Ja, Katrine?«
    »Er ist hier.«
    Beate hörte an der Erregung der Kollegin, dass es wirklich stimmte. Er biss an.
    »Erzähl …«
    »Er steht auf der Treppe vor dem Haus.«
    Auf der Treppe! Das war mehr als bloß ein Anbiss. Sie hatten ihn, mein Gott, schließlich war das ganze Haus umzingelt.
    »Er steht einfach nur da und zögert.«
    Sie hörte Funkaktivität im Hintergrund. Greift zu, greift zu. Jetzt. Katrine beantwortete ihre Gebete: »Gerade ist der Befehl zum Zugriff gekommen.«
    Beate hörte im Hintergrund eine andere Stimme. Sie war ihr bekannt, trotzdem konnte sie sie nicht

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