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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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einordnen.
    »Sie stürmen jetzt das Haus«, sagte Katrine.
    »Details bitte.«
    »Delta rückt vor, alle in Schwarz. Bewaffnet mit automatischen Waffen. Gott, wie die rennen …«
    »Weniger bildreich, mehr Inhalt.«
    »Vier Männer stürmen auf ihn zu. Blenden ihn. Die anderen scheinen sich im Hintergrund zu halten, falls er einen Backup hat. Er lässt fallen, was er in den Händen hat …«
    »Zieht er eine Waffe?«
    Ein hohes, schrilles Geräusch. Beate stöhnte. Die Türklingel.
    »Keine Chance, sie haben sich bereits auf ihn gestürzt. Er ist jetzt am Boden.«
    Yes!
    »Jetzt wird er durchsucht. Sie halten etwas in die Höhe.«
    »Eine Waffe?«
    Wieder die Klingel. Hart, unnachgiebig.
    »Sieht aus wie eine Fernbedienung.«
    »Oh Gott, eine Bombe?«
    »Keine Ahnung. Aber auf jeden Fall haben sie ihn. Sie geben das Zeichen, dass die Situation unter Kontrolle ist. Warte …«
    »Ich muss die Tür aufmachen. Ich ruf dich später zurück.«
    Beate stand vom Sofa auf. Lief zur Tür. Fragte sich, wie sie ihm erklären sollte, dass das komplett inakzeptabel war, dass sie es wirklich so meinte, wenn sie sagte, dass sie allein sein wollte.
    Und als sie öffnete, dachte sie, wie weit sie es gebracht hatte. Von dem stillen, schüchternen, selbstzerstörerischen Mädchen, das die gleiche Polizeischule wie ihr Vater besucht hatte, bis zu einer Frau, die nicht nur wusste, was sie wollte, sondern auch alles tat, damit sie es bekam. Es war ein harter und bisweilen beschwerlicher Weg gewesen, die Belohnung rechtfertigte diese Mühen aber. Jeden Schritt.
    Sie betrachtete den Mann, der vor ihr stand. Das von seinem Gesicht reflektierte Licht traf die Netzhaut, wurde zu einem Sinneseindruck und fütterte den Gyrus fusiformis mit Daten.
    Hinter sich hörte sie die beruhigende Stimme von Gabriel Byrne. Sie glaubte ihn »Don’t panic « sagen zu hören, während ihr Hirn das Gesicht vor sich längst erkannt hatte.
    Harry spürte den Orgasmus kommen. Seinen eigenen. Den unglaublich süßen Schmerz, das Anspannen der Muskeln in Rücken und Bauch. Er schloss die Augen vor dem, was er sah, und öffnete sie wieder. Blickte nach unten auf Rakel, die ihn ansah. Ihre Augen waren wie Glas, und auf ihrer Stirn zeichnete sich eine Ader ab. Bei jedem Stoß ging ein Zucken durch ihr Gesicht. Es sah aus, als wollte sie etwas sagen. Und er registrierte, dass das nicht der leidende, irgendwie gekränkte Blick war, den sie sonst hatte, kurz bevor sie kam. Es war etwas anderes, irgendwie von einer Angst erfüllt, die er glaubte erst einmal gesehen zu haben, auch in diesem Zimmer. Er bemerkte, dass sie ihre beiden Hände um seine Handgelenke gelegt hatte und versuchte, sie von ihrem Hals zu ziehen.
    Er wartete. Wusste nicht, warum, ließ aber nicht los. Spürte den Widerstand in ihrem Körper und sah, wie die Augen anschwollen. Dann ließ er los.
    Hörte das Keuchen, als sie Luft holte.
    »Harry …«, ihre Stimme klang heiser, kaum wiederzuerkennen. »Was machst du denn?«
    Er sah sie an, hatte keine Antwort.
    »Du …«, sie hustete. »Du darfst nicht so lange zudrücken!«
    Dann spürte er es kommen. Nicht den Orgasmus. Aber etwas Ähnliches. Einen süßen, unglaublich süßen Schmerz in der Brust, der ihm in den Hals stieg und sich hinter seinen Augen ausbreitete.
    Er ließ sich neben sie fallen. Begrub sein Gesicht im Kissen. Spürte die Tränen kommen. Drehte sich von ihr weg, atmete tief ein und kämpfte dagegen an. Was zum Teufel war mit ihm geschehen?
    »Harry?«
    Er antwortete nicht. Er konnte ganz einfach nicht.
    »Stimmt was nicht, Harry?«
    Er schüttelte den Kopf. »Bin einfach nur müde«, sagte er ins Kissen.
    Er spürte ihre Hand in seinem Nacken, sie streichelte ihn zärtlich, bevor ihre Arme sich um seine Brust legten, sie sich von hinten an ihn schmiegte, und er stellte sich die Frage, die schon die ganze Zeit durch seinen Kopf geisterte: Wie konnte er jemanden, den er so liebte, bitten, sein Leben mit ihm zu teilen?
    Katrine lag mit offenem Mund da und lauschte der hektischen Funkaktivität. Hinter ihr fluchte Mikael Bellman leise. Es war keine Fernbedienung, die der Mann auf der Treppe in der Hand gehalten hatte.
    »Das ist ein Kartenlesegerät«, kam es krächzend aus dem Funkgerät.
    »Und was ist in seiner Tasche?«
    »Pizza.«
    »Wiederholen?«
    »Sieht aus, als wäre der Typ ein simpler Pizzabote. Er behauptet, für den Pizzaexpress zu arbeiten und vor einer Dreiviertelstunde eine Bestellung an diese Adresse bekommen zu

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