Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
Vom Netzwerk:
ums Leben gekommen.
    In den untersuchten Körperteilen waren keine Spuren von Betäubungsmitteln gefunden worden, und der Obduktionsbericht enthielt Worte wie »massive Einblutungen in der Muskulatur und im Unterhautgewebe« oder »akute Gewebeveränderung mit entzündlichen Reaktionen«, die im Klartext bedeuteten, dass Beate Lønn nicht nur am Leben gewesen war, als diese Körperteile abgetrennt worden waren, sondern leider auch noch eine Weile danach.
    Die Schnittflächen ließen erkennen, dass die Zerteilung mit einer Säbelsäge und nicht mit einer Stichsäge vorgenommen worden war. Die Kriminaltechniker gingen davon aus, dass ein vierzehn Zentimeter langes sogenanntes Bimetall-Sägeblatt zum Einsatz gekommen war, das mit seinen feinen Zähnen auch Knochen durchtrennen konnte. Bjørn Holm wusste, dass so etwas bei ihm zu Hause auch von Jägern genutzt wurde.
    Beate Lønn war möglicherweise auf dem gläsernen Couchtisch zerlegt worden, der hinterher gereinigt worden war. Der Mörder musste einen Salmiakreiniger und schwarze Müllsäcke mitgebracht haben, da sich weder das eine noch das andere am Tatort befunden hatte.
    Im Müllwagen hatten sie auch die Reste des blutigen Teppichs gefunden.
    Was sie nicht gefunden hatten, waren Fingerabdrücke, Fußabdrücke, Textilfasern, Haare oder andere Fremd- DNA .
    Ebenso fehlten Zeichen eines Einbruchs.
    Katrine Bratt hatte ausgesagt, dass Beate ihr Telefonat beendet hatte, weil es an der Tür geklingelt hatte.
    Es wirkte dennoch wenig wahrscheinlich, dass Beate Lønn freiwillig einen Fremden ins Haus ließ – und das auch noch genau während der Aktion in Bergslia. Sie gingen deshalb davon aus, dass der Mörder sich mit vorgehaltener Waffe Zutritt zum Haus verschafft hatte.
    Aber natürlich gab es auch noch eine ganz andere Theorie, dass es sich nämlich nicht um einen Fremden gehandelt hatte. Schließlich hatte Beate Lønn ein Sicherheitsschloss an ihrer soliden Tür. Und die Abnutzungen auf dem Metall zeigten, dass sie dieses Schloss regelmäßig genutzt hatte.
    Bellman ließ seinen Blick über die Reihen schweifen. Gunnar Hagen, Bjørn Holm und Katrine Bratt. Eine ältere Frau mit einem kleinen Mädchen, in dem er Lønns Tochter vermutete, die Ähnlichkeit war auf jeden Fall frappierend.
    Und noch ein anderes Gespenst. Harry Hole. Rakel Fauke. Noch immer dunkel, mit dem schwarzen, glitzernden Blick, fast so schön wie Ulla. Unfassbar, dass ein Kerl wie Hole sich eine solche Frau hatte schnappen können.
    Etwas weiter hinten Isabelle Skøyen. Der Senat musste natürlich auch vertreten sein, die Presse hätte sich darüber sonst das Maul zerrissen. Bevor sie in die Kirche gegangen waren, hatte sie ihn zur Seite gezogen, Ullas beunruhigte Blicke übersehen und ihn gefragt, wie lange er ihre Telefonate noch ignorieren wolle. Er hatte noch einmal betont, dass Schluss sei, woraufhin sie ihn angesehen hatte wie ein Insekt, bevor man es zertritt: Dann hatte sie gesagt, sie sei ein leaver und kein leavee , und das werde er schon noch zu spüren bekommen. Er hatte ihren Blick in seinem Rücken gespürt, als er zurück zu Ulla gegangen war und ihren Arm genommen hatte.
    Ansonsten bestanden die Reihen aus Verwandten, Freunden und Kollegen, die meisten von ihnen in Uniform. Er hatte gehört, wie sie sich gegenseitig damit zu trösten versucht hatten, dass sie durch den Blutverlust hoffentlich sehr rasch das Bewusstsein verloren hatte.
    Für den Bruchteil einer Sekunde streifte ihn der Blick eines anderen, ehe er ihn weiterschweifen ließ, als hätte er ihn nicht bemerkt. Truls Berntsen. Was zum Teufel machte der denn hier? Er stand nun wahrlich nicht auf Beate Lønns Freundesliste. Ulla drückte seine Hand und sah ihn fragend an, und er antwortete ihr mit einem Lächeln. Aber vielleicht war Truls’ Anwesenheit auch nicht weiter ungewöhnlich, im Tod waren sie wohl alle Kollegen.
    Katrine hatte sich geirrt. Ihre Tränen waren nicht versiegt.
    In den ersten Tagen nach Beates Tod hatte sie mehrmals geglaubt, all ihre Tränen aufgebraucht zu haben. Aber das stimmte nicht. Immer wieder pressten sie sich aus ihrem von nicht enden wollenden Heulkrämpfen erschöpften Körper.
    Sie hatte geweint, bis sich ihr der Magen umgedreht hatte. Sie hatte sich in den Schlaf geweint, doch nach dem Aufwachen waren ihr wieder die Tränen gekommen. Und jetzt weinte sie schon wieder.
    In den wenigen Stunden, die sie geschlafen hatte, war sie von Träumen geritten worden, die immer wieder auf ihren

Weitere Kostenlose Bücher