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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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versuchen, wenn du glaubst, bessere Chancen als er zu haben. Du hast ja früher schon Polizisten zusammengeschlagen.«
    »Hä?«
    »Du und Bellman. Irgendeinen Schwulen. Na, klickert’s?«
    Harry hörte, dass der Strahl, den Berntsen von sich gab, rasch an Druck verlor.
    »Bist du wieder besoffen, Hole?«
    »Hm«, sagte Harry und machte sich die Hose zu. »Scheint ja gerade Saison zu sein für Polizistenhasser.« Er ging zum Waschbecken und sah im Spiegel, dass Berntsens Hahn noch immer Ladehemmung hatte. Harry wusch sich die Hände und trocknete sie ab. Als er zur Tür ging, fauchte Berntsen leise: »Wag es bloß nicht, das sage ich dir. Wenn du mir an den Karren fährst, zieh ich dich mit in den Abgrund.«
    Harry ging ins Lokal. Bobby Fuller war fast fertig. Und Harry musste an etwas denken. Wie viele Zufälle gab es in unserem Leben eigentlich? Als Bobby Fuller 1966 tot in seinem Auto gefunden worden war, durchnässt von Benzin und, wie einige meinten, ermordet von einem Polizisten, war er gerade einmal 23 Jahre alt gewesen. Genau wie René Kalsnes.
    Ein neues Lied begann. »Caught by the Fuzz« von Supergrass. Harry lächelte. Gaz Coombes singt darüber, wie er von den Bullen, the fuzz , geschnappt und gezwungen wird, andere zu verraten, und zwanzig Jahre später spielt die Polizei den Song, um sich selbst zu ehren. Sorry, Gaz.
    Harry sah sich im Lokal um. Dachte an das lange Gespräch, das er und Rakel tags zuvor geführt hatten. Über all das, was man meiden konnte, all das, dem man im Leben aus dem Weg gehen konnte. Und über das, vor dem man nicht fliehen konnte. Weil es das Leben war, der Sinn des Daseins. All das andere, die Liebe, der Frieden, das Glück hingen davon ab, all das gab es nur, wenn man das Leben lebte. Im Großen und Ganzen hatte nur sie gesprochen und ihm erklärt, was er tun musste. Dass die Schatten von Beates Tod bereits so lang waren, dass sie sich über ihren Tag im Juni legten, wie hysterisch die Sonne auch scheinen sollte. Dass er keine Wahl hatte. Für sie beide. Für sie alle.
    Harry bahnte sich einen Weg zu dem Tisch mit den Sargträgern.
    Hagen stand auf und bot ihm den Stuhl an, den sie ihm die ganze Zeit über frei gehalten hatten. »Und?«, fragte er.
    »Ich bin dabei«, sagte Harry.
    Truls stand noch immer am Pissoir, paralysiert von dem, was Harry gesagt hatte. Scheint ja gerade Saison zu sein für Polizistenhasser . Wusste er etwas? Unsinn! Harry wusste nichts. Er konnte nichts wissen! Wenn er etwas wüsste, hätte er das niemals so provokativ von sich gegeben. Aber über den schwulen Bullen, den sie im Kriminalamt aufgemischt hatten, wusste er Bescheid. Wie war das möglich?
    Der Typ hatte Mikael angemacht und ihn im Sitzungssaal zu küssen versucht. Mikael glaubte, dass jemand das gesehen haben könnte. Sie hatten ihm unten in der Garage aufgelauert, ihm einen Sack über den Kopf gestülpt, und Truls hatte zugeschlagen. Mikael hatte bloß zugesehen. Wie üblich. Er hatte nur eingegriffen und ihn zum Aufhören gezwungen, als er kurz davor gewesen war, die Kontrolle zu verlieren. Nein, da hatte er bereits die Kontrolle verloren. Jedenfalls hatte der Typ noch dagelegen, als sie gegangen waren.
    Mikael hatte Angst gehabt. Er meinte, sie seien zu weit gegangen, dass der Mann ernsthaft verletzt sei und sie anzeigen könnte. Es war Truls’ erster Job als Brenner gewesen. Sie waren mit Blaulicht ins Justisen gerast, wo sie sich beide durch die Menge gedrängelt und lauthals geschimpft hatten, dass sie jetzt endlich die zwei Bier bezahlen wollten, die sie vor einer halben Stunde bekommen hätten. Der Barkeeper hatte nur genickt und gesagt, wie gut es sei, dass es noch ehrliche Menschen gebe, und Truls hatte ihm ein so großzügiges Trinkgeld gegeben, dass er sich sicher sein konnte, dass der Barkeeper sich an ihn erinnerte. Er nahm die Quittung mit, auf der die Uhrzeit vermerkt war, fuhr mit Mikael in die Kriminaltechnik, wo ein Grünschnabel arbeitete, von dem Truls wusste, dass er viel lieber taktischer Ermittler wäre. Sie hatten ihm erklärt, es sei möglich, dass jemand ihnen einen Überfall anhängen wollte, und dass er kurz bestätigen solle, dass sie clean waren. Der Grünschnabel hatte flüchtig ihre Kleider untersucht und weder DNA noch Blut gefunden. Danach hatte Truls Mikael nach Hause gefahren und war dann in die Garage zurückgekehrt. Der Schwanzlutscher war nicht mehr da gewesen, die Blutspur deutete aber darauf hin, dass er den Ort des Geschehens aus eigener

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