Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)
Vålerenga?«
»Nationalmannschaft. Gegen Slowenien, steht da.«
»Das haben wir gewonnen«, sagte Bjørn. »Dank Riise, in der Nachspielzeit.«
»Ihr seid echt krank, dass ihr euch an so was erinnert«, sagte Katrine und schüttelte den Kopf. »Ich erinnere mich nicht mal mehr, ob Brann in der letzten Saison Meister geworden oder abgestiegen ist.«
»Ist eigentlich auch nicht mein Ding«, wandte Bjørn ein. »Ich erinnere mich bloß daran, weil es bis kurz vor Schluss unentschieden stand und ich ausgerechnet da zu einem Einsatz gerufen wurde …«
»Du hättest dich auch so daran erinnert, Rain Man. Du …«
»He.«
Sie drehte sich zu Harry um, der auf das Ticket starrte. »Weißt du noch, was das war, Bjørn?«
»Hä?«
»Der Einsatz, zu dem du gerufen worden bist.«
Bjørn Holm kratzte sich seinen Backenbart. »Lass mal überlegen, das war am frühen Abend …«
»Du brauchst nicht zu antworten«, sagte Harry. »Das war der Mord an Erlend Vennesla im Maridalen.«
»Wirklich?«
»An dem Abend hat die Nationalmannschaft im Stadion Ullevål gespielt. Das Datum steht hier auf dem Ticket. Anpfiff um sieben.«
»Oh«, sagte Katrine.
Bjørn Holm bekam einen leidenden Gesichtsausdruck. »Sag es nicht, Harry. Bitte, sag nicht, dass Valentin Gjertsen bei diesem Spiel war. Denn wenn er da war …«
»… kann er nicht unser Täter sein«, vollendete Katrine. »Das wäre für uns ganz schön scheiße, Harry. Komm schon, sag etwas Aufmunterndes.«
»Okay«, sagte Harry. »Warum lag dieses Ticket nicht mit den Q-tips und den Fahrkarten im Mülleimer? Warum hat er es auf den Schreibtisch gelegt, wo er alles andere weggeräumt hat? Ich glaube, er wollte, dass wir es finden.«
»Er hat sich ein Alibi verschafft«, sagte Katrine.
»Er hat es für uns liegen gelassen, damit wir in die Situation kommen, in der wir jetzt sind«, sagte Harry. »Zweifelnd, gelähmt. Aber das ist nur die eine Hälfte des Tickets, das beweist nicht, dass er auch wirklich da war. Im Gegenteil, es ist schon fast auffällig, dass er nicht nur bei einem Fußballspiel war, wo sich niemand an eine einzelne Person erinnert, sondern auch noch das Ticket aufhebt.«
»Es ist ein nummerierter Sitzplatz«, sagte Katrine. »Vielleicht erinnern sich die Leute rechts und links neben oder hinter ihm an ihn. Oder dass der Platz frei war. Ich kann eine Recherche für die Sitznummer machen. Vielleicht ergibt das ja was …«
»Tu das«, sagte Harry. »Aber das haben wir schon bei vermeintlichen Alibis in Kinos und Theatern versucht. Dabei hat sich gezeigt, dass sich nach drei oder vier Tagen niemand mehr an die Leute erinnert, die neben ihnen gesessen haben.«
»Du hast recht«, sagte Katrine resigniert.
»Länderspiel«, sagte Bjørn.
»Was ist damit?«, fragte Harry, bevor er ins Bad ging und sich auf dem Weg bereits die Hose aufknöpfte.
»Länderspiele unterliegen bestimmten Regeln des Weltfußballverbandes«, sagte Bjørn. »Wegen der Hooligans.«
»Natürlich«, rief Harry durch die Badezimmertür. »Gut, Bjørn!« Dann fiel die Tür zu.
»Was?«, rief Katrine. »Von was redet ihr?«
»Von Kameras«, sagte Bjørn. »Die FIFA verlangt von den Ausrichtern, das Publikum zu filmen, falls es während des Spiels zu Unruhen kommt. Diese Regel ist in den Neunzigern eingeführt worden, als die Hooliganwelle auf dem Höhepunkt war. Die Polizei soll die Unruhestifter identifizieren und verurteilen können. Zu diesem Zweck filmen sie die Tribünen während des ganzen Spiels mit hochauflösenden Kameras, damit jedes Gesicht eingezoomt und erkannt werden kann. Und wir haben den Block, die Reihe und die Sitznummer, wo Valentin gesessen hat.«
»Wo er nicht gesessen hat!«, rief Katrine. »Er darf einfach nicht auf diesem Bild sein, verstanden! Sonst müssen wir wieder von vorn anfangen.«
»Es kann natürlich sein, dass sie die Bilder schon gelöscht haben«, sagte Bjørn. »Es hat während des Spiels ja keine Unruhen gegeben, und die Direktive sagt nichts davon, wie lange die Daten gespeichert werden dürfen …«
»Wenn die Bilder auf einem Computer gespeichert worden sind, reicht das einfache Löschen der Files nicht, um die Informationen wirklich von der Festplatte zu löschen.«
»Die Direktive …«
»Files definitiv und für immer zu entfernen ist mindestens so schwierig, wie Hundescheiße aus dem Profil einer Joggingschuhsohle zu kratzen. Was meint ihr, wie wir die Kinderpornos auf den PC s finden, die die Perversen uns freiwillig
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