Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
Vom Netzwerk:
schwarzen Bildschirm vor sich starrten. In der Welt außerhalb des Heizungsraums war es Nachmittag. Drinnen roch es abgestanden nach dampfenden Menschen.
    »Ich habe gesagt, dass wegen der Datenschutzdirektive die Bilder vom Publikum auf den Tribünen vermutlich gelöscht sind«, sagte Bjørn. »Und wie du siehst, hatte ich recht.«
    »Und was habe ich gesagt?«
    »Du hast gesagt, dass diese Files wie Hundedreck im Profil eines Joggingschuhs sind«, sagte Harry. »Unmöglich zu entfernen.«
    » Unmöglich habe ich nicht gesagt«, korrigierte Katrine ihn.
    Die vier Verbliebenen saßen um Katrines Computer herum. Als Harry Ståle angerufen und ihn gebeten hatte zu kommen, hatte er sich beinahe erleichtert angehört.
    »Ich habe gesagt, dass es schwierig ist«, sagte Katrine. »Aber in der Regel gibt es irgendwo ein Abbild dieser Files, das ein richtiger Computerfachmann finden kann.«
    »Oder eine Frau?«, schlug Ståle vor.
    »Nö«, sagte Katrine. »Frauen können nicht einparken, erinnern sich nicht an Fußballergebnisse und haben kein Verständnis für das Innenleben eines Computers. Für so was braucht man echte Nerds mit Band-T-Shirts und minimalem Sexleben, so ist das schon seit der Steinzeit.«
    »Dann kannst du das nicht …?«
    »Ich habe euch schon ein paarmal zu erklären versucht, dass ich keine Computerspezialistin bin, Ståle. Meine Suchmaschinen haben die Dateien des Norwegischen Fußballverbands durchsucht, aber auch da waren alle Bilder gelöscht. Für das, was darüber hinausgeht, tauge ich leider nicht.«
    »Wir hätten ganz schön viel Zeit sparen können, wenn ihr auf mich gehört hättet«, sagte Bjørn. »Also, was machen wir jetzt?«
    »Damit meine ich nicht, dass ich für nichts tauge«, sagte Katrine an Ståle gewandt. »Ich habe nämlich ein paar Vorteile. Weiblichen Charme, unweibliche Hartnäckigkeit und keinerlei Scham. So etwas verschafft einem im Nerdland klare Vorteile. Und das, was mir seinerzeit zum Zugang zu diesen Suchmaschinen verholfen hat, hat mir nun auch die Sympathie eines IT -Inders mit Namen Side Cut eingebracht. Vor einer Stunde habe ich Hyderabad angerufen und auf die Fährte angesetzt.«
    »Und …?«
    »Und jetzt gucken wir uns den Film an«, sagte Katrine und drückte auf die Return-Taste.
    Der Monitor wurde hell, und alle starrten auf die Bilder.
    »Das ist er«, sagte Ståle. »Er sieht einsam aus.«
    Valentin Gjertsen alias Paul Stavnes saß mit verschränkten Armen vor ihnen. Er verfolgte das Spiel ohne sichtbare Emotionen.
    »Mist!«, fluchte Bjørn leise.
    Harry bat Katrine, schnell vorzuspulen.
    Sie drückte auf einen Knopf, und die Menschen rund um Valentin Gjertsen begannen sich seltsam ruckartig zu bewegen, während die Uhr und das Zählwerk am unteren rechten Bildrand vorwärtsraste. Nur Valentin Gjertsen saß still wie eine Statue inmitten des Gewimmels.
    »Schneller«, sagte Harry.
    Katrine klickte, und die selben Menschen bewegten sich noch lebhafter. Sie beugten sich vor und zurück, standen auf, rissen die Arme in die Höhe, verschwanden und kamen mit Wurst oder Kaffee wieder. Dann leuchteten ihnen einige der blauen Sitze leer entgegen.
    »Halbzeitpause. 1:1«, sagte Bjørn.
    Die Ränge füllten sich wieder, das Publikum wirkte noch unruhiger. Die Uhr in der Ecke lief. Kopfschütteln und sichtbare Frustration. Dann plötzlich: nach oben gerissene Arme. Ein paar Sekunden lang war das Bild wie eingefroren. Dann sprangen die Leute synchron von ihren Stühlen, jubelten, hüpften herum und umarmten sich. Alle bis auf einen.
    »Das war Riises Strafstoß in der Nachspielzeit«, sagte Bjørn.
    Es war vorbei. Die Zuschauer erhoben sich. Valentin blieb reglos sitzen, bis alle gegangen waren. Dann stand er auf und verschwand.
    »Er scheint es nicht zu mögen, irgendwo Schlange zu stehen.«
    Der Bildschirm wurde wieder schwarz.
    »Also?«, fragte Harry. »Was haben wir gesehen?«
    »Wir haben gesehen, wie mein Patient ein Fußballspiel verfolgt«, sagte Ståle. »Vielleicht sollte ich sagen, mein früherer Patient, vorausgesetzt, er kommt wirklich nicht zur nächsten Sitzung. Auf jeden Fall scheint es für alle außer ihm ein recht unterhaltsames Spiel gewesen zu sein. Nach dem, was ich über seine Körpersprache weiß, kann ich mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ihn das Spiel nicht interessiert hat. Was natürlich wieder die Frage aufkommen lässt, was er da wollte.«
    »Und er hat weder was konsumiert, noch ist er aufs Klo gegangen. Der hat das ganze Spiel

Weitere Kostenlose Bücher