Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)
Didgeridoospieler in Hongkong gelernt: Exhale and inhale at the same fucking time, mate, and you can smoke your cigarettes twice.
»Geh nach Hause und ruh dich aus«, sagte Harry. »Das war heute ein harter Tag.«
»Danke, aber eigentlich bin ich hier der Psychologe, Harry.«
»Ein Mörder, der ein rattenscharfes Messer an deine Kehle hält? Sorry, Doktor, aber das kannst nicht mal du wegrationalisieren. Die Alpträume stehen schon bereit, das kannst du mir glauben, an dem Punkt war ich längst. Also rede mit einem Kollegen, und das ist ein Befehl.«
»Befehl?« Eine Bewegung in Ståles Gesicht deutete ein Lächeln an. »Bist du jetzt der Chef, Harry?«
»Hast du je daran gezweifelt?« Harry griff in seine Tasche und holte sein Handy heraus. »Ja?«
Er ließ die halbgerauchte Zigarette zu Boden fallen. »Erledigst du die für mich? Sie haben etwas gefunden.«
Ståle Aune sah Harry nach, der durch die Tür nach drinnen verschwand. Dann blickte er auf die am Boden liegende qualmende Zigarette. Vorsichtig stellte er seinen Schuh darauf und erhöhte den Druck, drehte den Fuß hin und her. Er spürte, wie die Zigarette unter der dünnen Ledersohle zerbröselte, und er fühlte seine Wut kommen. Er drehte weiter und drückte Filter, Asche, Papier und die weichen Tabakreste in den Asphalt. Dann ließ er seine Zigarette fallen und wiederholte die Prozedur. Es war ein gutes und zugleich beklemmendes Gefühl. Am liebsten hätte er geschrien, um sich geschlagen, gelacht und geweint. Er hatte jede Nuance des Tabaks geschmeckt. Er lebte. Er war verdammt noch mal am Leben.
»Casbah Hotel in der Gange-Rolvs gate«, sagte Katrine, noch ehe Harry die Tür hinter sich geschlossen hatte. »Das Hotel wird vorwiegend von den Botschaften für ihre Mitarbeiter genutzt, bevor sie ihnen Wohnungen besorgt haben. Ziemlich günstige, kleine Räume.«
»Hm. Warum gerade dieses Hotel?«
»Das ist das einzige Hotel, das diese Q-tips geliefert bekommt und auf der richtigen Seite der Stadt liegt, was die Straßenbahnlinie 12 angeht«, sagte Bjørn. »Ich habe angerufen. Die haben weder einen Stavnes noch einen Gjertsen oder Johansen im Gästeregister, aber ich habe ihnen Beates Phantombild geschickt.«
»Und?«
»Der Pförtner meinte, sie hätten einen Gast, der dem Bild ähnlich sieht. Einen gewissen Savitski. Er hat angegeben, für die weißrussische Botschaft zu arbeiten. Gewöhnlich ist er im Anzug zur Arbeit gegangen, aber in der letzten Zeit wurde er häufiger in Trainingsklamotten und mit Fahrrad gesehen.«
Harry hielt bereits den Hörer des Festnetzanschlusses in der Hand. »Hagen? Wir brauchen Delta. Jetzt sofort.«
Kapitel 33
» S o, so, du willst also, dass ich das mache?«, fragte Truls und drehte das Bierglas in der Hand hin und her. Sie saßen im Kampen Bistro. Mikael hatte gesagt, dass man dort gut essen könnte. Angeblich war das Restaurant im Osten der Stadt richtig hip, populär bei denen, die kulturell was auf dem Kasten hatten und nicht bloß vom Geld regiert wurden. Leute, deren Gehalt es ihnen gerade so ermöglichte, ihr Studentenleben weiterzuführen, ohne dass es zu aufgesetzt wirkte.
Truls wohnte schon sein ganzes Leben im Osten der Stadt und hatte nie von diesem Ort gehört. »Und warum sollte ich das tun?«
»Die Suspendierung«, sagte Mikael und goss sich den Rest Wasser aus der Flasche ins Glas. »Ich kann dafür sorgen, dass sie aufgehoben wird.«
»Ach?« Truls sah Mikael misstrauisch an.
»Ja.«
Truls trank einen Schluck und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, obwohl der Schaum längst weg war. Er nahm sich Zeit. »Wenn das so einfach ist, warum hast du das dann nicht längst gemacht?«
Mikael schloss die Augen und atmete tief durch. »Einfach ist es nicht, aber ich werde es trotzdem tun.«
»Weil?«
»Weil ich fertig bin, wenn du mir nicht hilfst.«
Truls lachte kurz. »Schon erstaunlich, wie schnell das Blatt sich manchmal wendet, nicht wahr, Mikael?«
Mikael Bellman sah nach rechts und links. Das Lokal war voll, aber er hatte es ausgesucht, weil hier keine Polizisten verkehrten, schließlich durfte er auf keinen Fall mit Truls gesehen werden. Und er hatte das Gefühl, dass Truls das wusste.
»Also, was sagst du? Ich kann auch jemand anderen fragen.«
Truls lachte laut. »Kannst du nicht!«
Mikael sah sich noch einmal um. Er wollte Truls nicht bitten, leiser zu sein, aber … Früher hatte Mikael in der Regel vorhersehen können, wie Truls reagierte, es gab eine Zeit, da
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