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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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über still auf seinem Arsch gesessen«, sagte Katrine. »Wie eine Salzsäule. Wie verrückt ist das denn? Als wüsste er, dass wir diese Aufnahme checken, ja als wollte er uns ein Alibi geben, in dem nicht einmal zehn Sekunden fehlen.«
    »Wenn er wenigstens jemanden angerufen hätte«, sagte Bjørn. »Dann hätten wir das Bild so aufblasen können, dass wir die Nummer erkannt hätten. Oder die genaue Uhrzeit seines Anrufs, die hätten wir dann mit der Liste der abgehenden Anrufe an der Basisstation für das Stadion Ullevål vergleichen können. Und …«
    »Er hat nicht angerufen«, sagte Harry.
    »Aber wenn …«
    »Er hat nicht angerufen, Bjørn. Und welches Motiv Valentin Gjertsen auch für diesen Stadionbesuch gehabt haben mag, es ist eine Tatsache, dass er dort saß, als Erlend Vennesla im Maridalen ermordet wurde. Und die andere Tatsache ist …«, Harry blickte über ihre Köpfe hinweg an die kahle weiße Wand, »… dass wir wieder ganz am Anfang stehen.«

Kapitel 34
    A urora saß auf der Schaukel und blinzelte in die Sonne, die durch die Blätter des Pfirsichbaums fiel. Papa bestand jedenfalls hartnäckig darauf, dass es ein Pfirsichbaum war, wobei niemand jemals Pfirsiche daran gesehen hatte. Aurora war zwölf Jahre alt und zum Schaukeln eigentlich ein bisschen zu groß, und sie glaubte auch nicht mehr alles, was Papa sagte.
    Sie war aus der Schule nach Hause gekommen, hatte ihre Hausaufgaben gemacht und war in den Garten gegangen, während Mama zum Einkaufen gefahren war. Papa würde zum Abendessen nicht zu Hause sein, er arbeitete jetzt wieder lange. Und das, obwohl er ihr und Mama versprochen hatte, ab sofort wie alle anderen Väter abends nach Hause zu kommen. Er wollte an den Abenden nicht mehr für die Polizei arbeiten, sondern nur noch seine Therapiestunden in der Praxis abhalten. Jetzt hatte er aber doch wieder bei der Polizei angefangen, und weder Mama noch Papa wollten ihr sagen, um was es ging.
    Sie suchte nach einem Lied von Rihanna auf ihrem iPod. Rihanna sang, dass der, der sie haben wollte, kommen und sie nehmen musste. Aurora streckte ihre langen Beine vor sich aus, um Schwung zu bekommen. Sie waren im letzten Jahr so lang geworden, dass sie sie stark anwinkeln oder hochhalten musste, um mit den Füßen nicht über den Boden unter der Schaukel zu kratzen. Sie war bald so groß wie Mama. Sie legte den Kopf nach hinten, spürte die Schwere ihrer dicken, langen Haare, die angenehm an ihrer Kopfhaut zogen, sah mit geschlossenen Augen in die Sonne hoch über den Bäumen und der Schaukel, hörte Rihanna singen und das leise Knacken der Zweige, wenn die Schaukel am tiefsten Punkt war. Da quietschte das Gartentor, und Schritte näherten sich über den Kies.
    »Mama?«, rief sie. Sie wollte die Augen nicht öffnen, wollte ihr Gesicht weiter in die wärmende Sonne halten. Als keine Antwort kam, wurde ihr bewusst, dass sie kein Auto gehört hatte, das hektische Brummen von Mamas kleiner blauer Quietschkiste.
    Sie stemmte die Hacken in den Boden und bremste mit noch immer geschlossenen Augen die Schaukel ab, bis sie stillstand. Sie wollte nicht aus der wohligen Blase aus Musik, Sonne und Tagträumen aussteigen.
    Als ein Schatten auf sie fiel, wurde ihr plötzlich kalt, es war, als hätte sich eine Wolke vor die Sonne geschoben. Sie schlug die Augen auf und sah jemanden vor sich stehen. Vor dem hellen Himmel konnte sie nur die Silhouette erkennen, mit einem Glorienschein um den Kopf, der sich vor die Sonne geschoben hatte. Sie blinzelte verwirrt, der Typ vor ihr sah aus wie Jesus.
    »Na, junges Fräulein«, sagte die Stimme. »Wie heißt du?«
    Jesus sprach norwegisch.
    »Aurora«, sagte Aurora und kniff die Augen zusammen, um das Gesicht besser erkennen zu können. Er hatte jedenfalls weder einen Bart noch lange Haare.
    »Ist dein Vater zu Hause?«
    »Der ist bei der Arbeit.«
    »Oh, dann bist du ja ganz allein zu Hause?«
    Aurora wollte antworten, hielt sich dann aber zurück.
    »Wer sind Sie?«, fragte sie stattdessen.
    »Jemand, der mit deinem Vater reden muss. Aber wir können natürlich auch miteinander reden. Du und ich. Wenn wir schon allein sind, stimmt doch, oder?«
    Aurora antwortete nicht.
    »Was hörst du für Musik?«, fragte der Mann und zeigte auf den iPod.
    »Rihanna«, sagte Aurora und schob die Schaukel etwas nach hinten. Nicht nur, um dem Schatten des Mannes zu entkommen, sondern auch, um ihn besser erkennen zu können.
    »Ah ja«, sagte der Mann. »Ich habe einige CD s von

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