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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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desjenigen rettete, an dessen Tod man nur verdienen konnte? Verdammt, wenn er nur wüsste. Wenn er nur wüsste, ob er wieder zurück in seinen Job konnte, wenn es ihm wieder besserging. Denn dann würde die Stadt wieder seine Stadt werden.
    Rakel atmete ein und aus. Ihre klammen, kalten Finger hielten den Blumenstrauß. Sie starrte auf die Tür. Dachte an die Menschen, die dort drinnen saßen. Freunde, Familie, Bekannte. Der Pastor. Nicht, dass es so viele waren, aber sie warteten. Konnten ohne sie nicht anfangen.
    »Versprichst du mir, nicht zu weinen?«, fragte Oleg.
    »Nein«, sagte sie, lächelte ihn an und streichelte ihm über die Wange. Er war so groß geworden. Ein hübscher Kerl. Größer als sie. Sie hatte ihm einen dunklen Anzug kaufen müssen, und als sie im Laden gestanden und Maß genommen hatten, war ihr bewusst geworden, dass ihr eigener Sohn im Begriff war, zu Harrys 193 Zentimetern aufzuschließen. Sie seufzte.
    »Wir sollten reingehen«, sagte sie und hakte sich bei ihm ein.
    Oleg öffnete die Tür, der Kirchendiener, der dahinter stand, nickte ihm zu, und dann machten sie sich auf den Weg über den Mittelgang. Und während Rakel die Gesichter sah, die alle ihr zugewandt waren, spürte sie ihre Nervosität schwinden. Es war nicht ihre Idee gewesen, sie wollte das eigentlich nicht, aber schließlich hatte Oleg sie überredet. Er meinte, es sei vollkommen richtig, dass es so endete. Genau das waren seine Worte gewesen, dass es so endete. Dabei war es doch eigentlich ein Anfang. Der Beginn eines neuen Kapitels in ihrem Leben. Auf jeden Fall fühlte es sich so an. Und plötzlich empfand sie es als vollkommen richtig, hier zu sein.
    Sie spürte, wie sich das Lächeln auf ihrem Gesicht ausbreitete und das Lächeln all der anderen erwiderte. Noch breiter durften die Gäste und sie nicht lächeln, wenn es kein Unglück geben sollte. Sie dachte an das Geräusch zerreißender Gesichter, aber statt zu schaudern, begann es in ihrem Bauch zu glucksen. Jetzt bloß nicht lachen, sagte sie zu sich selbst. Nicht jetzt. Sie merkte, dass Oleg, der sich bis jetzt darauf konzentriert hatte, im Takt mit der Orgelmusik zu gehen, die Vibration in ihr spürte und sie ansah. Sie begegnete seinem warnenden Blick. Der nichts nützte. Seine Mutter begann zu lachen, hier und jetzt. Was er dermaßen unpassend fand, dass auch er fast lachen musste.
    Um die Gedanken auf etwas anderes zu lenken, auf das, was gleich geschehen sollte, auf den Ernst der Situation, heftete sie ihren Blick auf den, der vorne am Altar wartete. Harry. In Schwarz.
    Er stand ihnen zugewandt, und in seinem hübschen, potthässlichen Gesicht prangte ein idiotisches Grinsen. Aufrecht und stolz wie ein Hahn. Als Oleg und er Rücken an Rücken bei Gunnar Øye gestanden hatten, hatte der Verkäufer festgestellt, dass sie nur noch drei Zentimeter trennten, zu Harrys Gunsten. Die beiden großen Jungs hatten natürlich nichts Besseres zu tun gehabt, als ihre Handflächen zusammenzuklatschen, als wäre auch das irgendein Wettkampf zwischen ihnen, dessen Ergebnis sie glücklich machte.
    Doch jetzt, in diesem Moment, sah Harry ziemlich erwachsen aus. Die Strahlen der Junisonne fielen durch das farbige Glasmosaik und hüllten ihn in ein himmlisches Licht, so dass er größer als sonst wirkte. Und dabei so entspannt wie immer. Erst hatte sie nicht verstanden, wie er nach all dem, was passiert war, so entspannt sein konnte. Doch dann hatte diese Entspannung auch auf sie abgefärbt, seine Ruhe, sein unerschütterlicher Glaube, dass jetzt endlich alles geregelt war. In den ersten Wochen nach der Begegnung mit Arnold Folkestad hatte sie nicht schlafen können, obwohl Harry dicht neben ihr gelegen und ihr ins Ohr geflüstert hatte, dass alles vorbei war. Dass alles gut war. Dass sie außer Gefahr waren. Er hatte die gleichen Worte Abend für Abend wiederholt, wie ein einschläferndes Mantra, das aber trotzdem keinen Schlaf gebracht hatte. Aber irgendwann hatte sie dann doch begonnen, ihm zu glauben. Und nach ein paar weiteren Wochen hatte sie gewusst, dass es stimmte, dass wirklich alles geregelt war. Ab da hatte sie schlafen können. Tief und ohne Träume, an die sie sich erinnern konnte, bis sie davon aufwachte, dass er im Morgenlicht aus dem Bett aufstand. Sie hatte so getan, als merkte sie es nicht. Sie wusste, wie stolz und zufrieden er war, wenn sie erst wach wurde, wenn er mit dem Frühstückstablett vor dem Bett stand und sie mit einem Räuspern weckte.
    Oleg hatte

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