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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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hatte. »Also, er kriegt … Propofol.«
    »Was bedeutet das?«
    »Das heißt nur, dass er eine ganze Weile gut schlafen wird.«
    Anton sah zu, wie der Pfleger die Nadel einer Spritze durch die Metallfolie einer kleinen Flasche mit klarer Flüssigkeit drückte. Der Mann war klein und schmächtig und sah wie ein bekannter Schauspieler aus. Keiner der hübschen, aber doch einer, der es geschafft hatte. Der mit den hässlichen Zähnen und dem italienischen Namen, den Anton sich nie merken konnte. Genau wie der Name, mit dem der Pfleger sich bei ihm vorgestellt hatte.
    »Aus dem Koma aufwachende Patienten sind ziemlich kompliziert«, sagte der Pfleger. »Sie sind extrem anfällig und müssen ganz vorsichtig zurück ins bewusste Leben geschleust werden. Eine falsche Spritze, und wir riskieren, sie wieder dahin zu schicken, woher sie kommen.«
    »Verstehe«, sagte Anton. Der Mann hatte ihm seinen Ausweis gezeigt, das Passwort genannt und gewartet, bis Anton auf dem Stationszimmer angerufen und bestätigt bekommen hatte, dass der Betreffende wirklich Dienst hatte.
    »Dann haben Sie viel Erfahrung mit Betäubung und so?«, fragte Anton.
    »Ich habe einige Jahre auf einer Anästhesiestation gearbeitet, ja.«
    »Und jetzt arbeiten Sie nicht mehr da?«
    »Ich war ein paar Jahre auf Reisen.« Der Pfleger hielt die Kanüle ins Licht und drückte einen Strahl heraus, der sich in einer Wolke aus mikroskopisch kleinen Tropfen auflöste. »Der hier scheint ein wirklich hartes Leben hinter sich zu haben. Warum steht kein Name auf dem Krankenblatt?«
    »Er soll anonym bleiben. Hat man Ihnen das nicht gesagt?«
    »Man hat mir überhaupt nichts gesagt.«
    »Eigentlich hätten Sie aber informiert werden sollen. Er ist das Opfer eines Mordversuchs. Deshalb sitze ich da draußen auf dem Flur.«
    Der andere beugte sich dicht über das Gesicht des Patienten, schloss die Augen und schien den Atem des anderen zu inhalieren. Anton lief ein Schauer über den Rücken.
    »Ich habe den schon mal gesehen«, sagte der Pfleger. »Ist er aus Oslo?«
    »Ich unterliege der Schweigepflicht.«
    »Ich etwa nicht?« Der Pfleger schob den Ärmel des Nachthemds nach oben, das der Patient trug, und schnippte mit dem Finger auf die Innenseite des Unterarms. Die Art, wie der Mann sprach, verunsicherte Anton ein bisschen, wobei er nicht genau wusste, was ihn daran störte. Er schauderte erneut, als die Kanüle die Haut durchstach und er in der vollkommenen Stille die knirschende Friktion des Fleisches zu hören glaubte, das Rauschen der Flüssigkeit, die durch die Kanüle ins Gewebe gedrückt wurde, als der Stempel nach unten glitt.
    »Er hat viele Jahre in Oslo gewohnt, bevor er ins Ausland geflohen ist«, sagte Anton und schluckte. »Aber er ist dann irgendwann wieder zurückgekommen. Den Gerüchten zufolge wegen eines drogenabhängigen Jungen.«
    »Eine traurige Geschichte.«
    »Ja, aber sie scheint jetzt ja ein glückliches Ende zu nehmen.«
    »So sicher ist das noch nicht«, sagte der Pfleger und zog die Spritze heraus. Es waren hauptsächlich die s-Laute, die er so seltsam aussprach. Er lispelte. Nachdem sie wieder nach draußen gegangen waren und der Pfleger über den Korridor verschwunden war, ging Anton noch einmal zu dem Patienten hinein und studierte den Bildschirm mit der Herzfrequenz. Er lauschte dem rhythmischen Piepsen. Es klang wie die Sonargeräusche eines U-Boots in großer Tiefe. Er wusste nicht, was ihn dazu veranlasste, aber er machte genau das, was der Pfleger getan hatte, und beugte sich tief über das Gesicht des Mannes, schloss die Augen und spürte den Atem auf seinem Gesicht.
    Altmann. Anton hatte extra einen Blick auf das Namensschild geworfen, bevor er gegangen war. Der Pfleger hieß Sigurd Altmann. Es war ein Bauchgefühl, nicht mehr, aber er nahm sich fest vor, diesen Mann am nächsten Tag genauer unter die Lupe zu nehmen. Dieses Mal durfte es nicht so laufen wie in Drammen. Dieses Mal würde er keinen Fehler machen.

Kapitel 8
    K atrine Bratt hatte die Füße auf den Schreibtisch gelegt und sich das Telefon zwischen Schulter und Ohr geklemmt. Gunnar Hagen hatte sie in die Warteschleife abgeschoben. Ihre Finger huschten über die Tastatur. Sie wusste genau, dass hinter dem Fenster in ihrem Rücken Bergen in der Sonne badete. Dass die nassen Straßen, auf die es seit dem Morgen und exakt bis vor zehn Minuten geregnet hatte, im Licht glitzerten. Und dass es, der Gesetzmäßigkeit dieser Stadt folgend, bald wieder regnen würde. Im

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