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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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sich nicht geweitet, seine Haut hatte sich nicht verfärbt, er wich dem Augenkontakt nicht aus und nicht ein Teil seines Körpers wandte sich von Ståle ab. Im Gegenteil, auf seinen schmalen Lippen zeichnete sich ein dünnes, spöttisches Lächeln ab. Doch zu seiner Überraschung bemerkte Ståle Aune, dass die Temperatur seiner eigenen Wangen gestiegen war. Mein Gott, wie er diesen Patienten hasste! Wie er diesen Job hasste!
    »Und der Polizist?«, fragte Paul. »Ist der Ihrem Rat gefolgt?«
    »Unsere Zeit ist zu Ende«, sagte Ståle, ohne auf die Uhr zu sehen.
    »Ich bin neugierig, Aune.«
    »Und ich unterliege der Schweigepflicht.«
    »Dann nennen wir ihn Mister X. Außerdem sehe ich Ihnen an, dass Ihnen meine Frage nicht gefallen hat.« Paul lächelte. »Er ist Ihrem Rat gefolgt, und die Sache ist gar nicht gut ausgegangen, oder?«
    Aune seufzte. »X ging zu weit, hat eine Situation missverstanden und auf einer Toilette einen Kollegen zu küssen versucht. Damit ist er wie befürchtet aufs Abstellgleis geraten. Aber wesentlich ist, dass es hätte gutgehen können. Denken Sie bis zum nächsten Mal wenigstens darüber nach.«
    »Aber ich bin nicht schwul.« Paul hob seine Finger an den Hals, senkte sie dann aber wieder.
    Ståle Aune nickte kurz. »Nächste Woche, gleiche Zeit?«
    »Ich weiß nicht. Ich komme doch nicht weiter, oder?«
    »Es geht langsam, ich denke aber schon, dass wir Fortschritte machen«, sagte Ståle. Diese Antwort kam ebenso automatisch wie das Zucken der Hand seines Patienten zum Schlipsknoten.
    »Ja, das haben Sie schon mal gesagt«, brummte Paul. »Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich mein Geld aus dem Fenster werfe. Dass Sie ebenso untauglich sind wie diese Polizisten, die ganz offensichtlich nicht in der Lage sind, diesen Serienmörder und Vergewaltiger zu finden …« Ståle registrierte mit einer gewissen Verwunderung, dass die Stimme des Patienten tiefer geworden war. Ruhiger. Körpersprache und Stimme brachten etwas ganz anderes zum Ausdruck als seine Worte. Ståles Hirn begann wie auf Autopilot zu analysieren, warum der Mann gerade dieses Beispiel gewählt hatte. Dabei lag die Lösung so auf der Hand, dass er gar nicht erst in die Tiefe gehen musste. Die Zeitungen, die seit dem Herbst auf Ståles Schreibtisch gelegen hatten, waren immer auf den Seiten aufgeschlagen gewesen, auf denen über die Polizistenmorde berichtet wurde.
    »Es ist nicht so leicht, wie Sie vielleicht denken, einen Serienmörder zu schnappen, Paul«, sagte Ståle Aune. »Ich kenne mich ein bisschen mit Serienmördern aus, das ist neben den Therapien eines meiner Spezialgebiete. Aber wenn Sie die Therapie abbrechen wollen oder lieber zu einem meiner Kollegen gehen möchten, dann ist das Ihre Entscheidung. Ich habe eine Liste sehr kompetenter Psychologen und kann Ihnen helfen …«
    »Wollen Sie mich loswerden, Ståle?« Paul hatte den Kopf zur Seite geneigt. Die Augenlider mit den farblosen Wimpern hatten sich etwas geschlossen, und sein Lächeln war breiter geworden. Ståle konnte nicht einschätzen, ob das Ironie wegen des Themas Homosexualität war oder ob Paul etwas von seinem wahren Ich zeigte. Oder beides.
    »Verstehen Sie mich nicht falsch«, sagte Ståle, wohl wissend, dass er ganz und gar richtig verstanden worden war. Er wollte ihn loswerden, aber professionelle Therapeuten warfen ihre schwierigen Fälle nicht einfach raus. Sie gaben sich stattdessen noch ein wenig mehr Mühe. Er schob seine Fliege zurecht. »Ich würde die Behandlung gerne fortsetzen, es ist aber wichtig, dass wir uns gegenseitig vertrauen. Und im Moment hört es sich so an, als ob …«
    »Ich habe bloß einen schlechten Tag, Ståle.« Paul breitete die Arme aus. »Entschuldigen Sie, ich weiß, dass Sie gut sind. Sie haben für das Morddezernat mit diesen Serientätern gearbeitet, nicht wahr. Sie haben geholfen, den Typen dingfest zu machen, der diese Pentagramme an den Tatorten zurückgelassen hat. Sie und dieser Hauptkommissar.«
    Ståle studierte seinen Patienten, der aufgestanden war und sich die Anzugjacke zuknöpfte.
    »Doch, doch, Sie sind für mich mehr als gut genug, Ståle. Nächste Woche. Und in der Zwischenzeit denke ich darüber nach, ob ich schwul bin.«
    Ståle blieb sitzen. Er hörte Paul draußen auf dem Flur summen, während er auf den Aufzug wartete. Die Melodie kam ihm irgendwie bekannt vor.
    Genau wie einiges von dem, was Paul gesagt hatte. Er hatte Polizeijargon benutzt und von Serientätern und nicht von

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