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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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geschlossenen Augen auf der Terrasse und spürte die Wärme der Sonne auf seinem Gesicht. Der Frühling kam, auch wenn der Winter vorläufig noch die Überhand hatte. Dann öffnete er die Augen wieder und warf einen Blick auf den Brief, der vor ihm auf dem Tisch lag.
    Das Logo des Drammener Gesundheitsamtes prangte in Blau auf dem weißen Papier. Das Ergebnis der Blutprobe. Er wartete noch einen Moment damit, den Umschlag zu öffnen, und sah über den Fluss. Als sie den Prospekt über die neuen Wohnungen im Flusspark am Westufer gesehen hatten, war ihnen die Entscheidung leichtgefallen. Die Kinder waren ausgezogen, und es war mit den Jahren nicht leichter geworden, den widerspenstigen Garten und das alte Holzhaus in Konnerud zu pflegen, das sie von Lauras Eltern geerbt hatten. Den ganzen Klump zu verkaufen und sich eine moderne, pflegeleichte Wohnung anzuschaffen würde ihnen beiden mehr Zeit lassen. Noch dazu hätten sie dann das Geld, um sich die Träume zu erfüllen, die sie schon so lange hatten. Gemeinsam zu reisen. Ferne Länder zu erobern und all die Dinge zu erleben, die einem das kurze Leben hier auf Erden bot.
    Warum hatten sie das nicht gemacht? Warum waren sie nie verreist? Warum hatte er auch das auf die lange Bank geschoben?
    Anton rückte die Sonnenbrille zurecht und schubste den Brief hin und her. Statt ihn zu öffnen, holte er sein Handy aus der weiten Hosentasche.
    Lag es an der Hektik des Alltags, daran, dass die Tage immer gleich und wie im Flug vergingen? Oder an dem Blick über den Fluss, der ihn so unglaublich beruhigte? Hatte er Angst davor, so viel Zeit mit Laura verbringen zu müssen? Fürchtete er, dass etwas an die Oberfläche kommen könnte? Über ihre Beziehung? Oder war es der Fall, der ihm so viel Energie abgezogen hatte, der ihn seiner Tatkraft beraubt und ihn in ein Leben katapultiert hatte, in dem ihn einzig die tägliche Routine vor dem totalen Kollaps rettete? Dann war Mona aufgetaucht …
    Anton sah auf das Display. GAMLEM KONTAKT REICHSHOSPITAL .
    Darunter standen drei Alternativen: Anruf. SMS . Bearbeiten.
    Bearbeiten. Wenn das Leben doch auch so einen Knopf hätte. Wie anders könnte dann alles sein. Dann hätte er diesen Schlagstock auch im Nachhinein noch melden können, Mona nicht auf den entscheidenden Kaffee eingeladen, und eingeschlafen wäre er dann auch nicht.
    Aber er war eingeschlafen.
    Im Dienst auf einem harten Holzstuhl. Er, der nicht einmal nach einem langen Arbeitstag in seinem eigenen Bett Schlaf fand. Es war einfach unbegreiflich. Auch die Tatsache, dass er noch lange danach wie im Halbschlaf herumgeirrt war und ihn nicht einmal das Gesicht des Toten oder all der Aufruhr richtig hatte wecken können. Er hatte wie ein Zombie mit vernebeltem Hirn dagestanden, außerstande, etwas zu tun oder auf Fragen zu antworten. Wobei es den Patienten nicht unbedingt gerettet hätte, wenn er nicht eingeschlafen wäre. Die Obduktion hatte ergeben, dass der Patient aller Wahrscheinlichkeit nach an einem Herzinfarkt gestorben war. Aber Anton hatte seinen Job nicht gemacht. Wobei das nie jemand erfahren müsste, weil er nichts gesagt hatte. Trotzdem, er wusste ganz genau, dass er wieder versagt hatte.
    Anton Mittet starrte auf die Tasten.
    Anruf. SMS . Bearbeiten.
    Es war an der Zeit. An der Zeit, etwas zu tun. Das Richtige zu tun. Aktiv zu werden und nicht zu warten.
    Er drückte auf Bearbeiten. Weitere Alternativen wurden angezeigt.
    Er traf eine Wahl. Die richtige Wahl. LÖSCHEN .
    Dann zog er den Brief zu sich und riss ihn auf. Nahm das Blatt heraus und las. Gleich am Morgen nach dem Tod des Patienten war er ins Gesundheitsamt gefahren. Er hatte angegeben, er sei Polizist und habe eine Tablette genommen, von der er nicht genau wüsste, wie sie wirkte. Er fühle sich unwohl und habe Angst, so zur Arbeit zu gehen. Der Amtsarzt hatte ihn erst nur krankschreiben wollen, doch Anton hatte darauf bestanden, dass er eine Blutprobe nahm.
    Seine Augen scannten das Blatt. Er verstand nicht alle Bezeichnungen und Namen oder was die Zahlenwerte dahinter zu bedeuten hatten, der Arzt hatte am Ende der Analysewerte aber zwei erklärende Sätze hinzugefügt:
    Nitrazepam ist ein Bestandteil starker Schlafmittel. Sie dürfen KEINE solchen Tabletten nehmen, ohne zuvor einen Arzt konsultiert zu haben.
    Anton schloss die Augen und sog die Luft durch die zusammengepressten Zähne ein.
    Verdammt.
    Dann hatte er mit seinem Verdacht also recht gehabt. Er war unter Drogen gesetzt worden, und er ahnte

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