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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Hätte er wirklich geglaubt, den Mörder dort anzutreffen, hätte er seine Waffe geladen.«
    »Vielleicht hat er sich nicht die Zeit genommen, bevor er da war, und ist dann übermannt worden, bevor er das Handschuhfach öffnen und …«
    »Er wurde um 22.31 Uhr angerufen und hat um fünf nach halb getankt. Er hat sich also nach dem Anruf noch die Zeit genommen zu tanken.«
    »Vielleicht war der Tank ja leer.«
    »Nein. Die Zeitung Aftenposten hat das Video der Überwachungskamera auf ihrer Website verlinkt. Du findest es unter der Überschrift: Die letzten Bilder von Anton Mittet vor seiner Hinrichtung. Es zeigt einen Mann, der gerade einmal dreißig Sekunden tankt, dann geht ein Ruck durch die Zapfpistole, was ja heißt, dass der Tank voll ist. Mittet hatte also mehr als genug Benzin im Tank, um zum Tatort und wieder zurück zu kommen. Das alles zeigt, dass er es nicht sonderlich eilig gehabt hat.«
    »Hm, das heißt dann auch, dass er die Pistole dort hätte laden können, es aber nicht getan hat.«
    »Tryvann«, sagte Harry. »Bertil Nilsen hatte ebenfalls eine Waffe im Handschuhfach seines Golfs. Die er aber nicht mitgenommen hat. Wir haben also zwei erfahrene Mordermittler, die zu Tatorten ungeklärter Morde gehen, obwohl sie wissen, dass kurz zuvor ein Kollege von ihnen ermordet wurde. Sie hätten sich bewaffnen können, haben es aber nicht getan, obwohl sie allem Anschein nach genügend Zeit hatten. Das waren routinierte Polizisten, die nicht mehr den Helden spielen mussten. Was sagt uns das?«
    »Okay, Harry«, sagte Beate, drehte sich um und lehnte sich mit dem Rücken an die Tür, die ins Schloss gedrückt wurde. »Was sollte uns das sagen?«
    »Das sollte euch sagen, dass sie nicht geglaubt haben, dort den Täter zu fassen.«
    »Okay, dann haben sie es also nicht geglaubt. Vielleicht glaubten sie an eine schnelle Nummer mit einer tollen Frau, die geil darauf war, Sex an einem früheren Tatort zu haben?«
    Beate sagte das im Spaß, aber Harry antwortete, ohne eine Miene zu verziehen: »Dafür war es zu kurzfristig.«
    Beate dachte nach. »Und wenn der Täter sich als Journalist ausgegeben hat, der sich in Anbetracht der Taten für frühere ungelöste Fälle interessierte? Vielleicht hat er Mittet gesagt, dass er ihn am späten Abend treffen will, um die richtige Stimmung für die Bilder des Fotografen zu bekommen?«
    »Es erfordert einen gewissen Einsatz, zu diesen Tatorten zu gelangen. Auf jeden Fall gilt das für den Tryvann-Mord. Wenn ich richtig informiert bin, ist Bertil Nilsen aus Nedre Eiker gekommen, das ist mindestens eine halbe Stunde entfernt. Und seriöse Polizisten machen keine Gratisarbeit für die Presse, damit die eine neue Schlagzeile bringen kann.«
    »Wenn du sagst, dass das keine Gratisarbeit war, meinst du …«
    »Ja, genau das meine ich. Ich glaube, die beiden dachten, das hätte etwas mit ihrer Arbeit zu tun.«
    »Du meinst, dass ein Kollege sie angerufen hat?«
    »Hm.«
    »Der Täter hat sie angerufen und sich für einen Polizisten ausgegeben, der am alten Tatort arbeitet, weil auch hier wieder etwas passieren könnte, und … und …« Beate drehte an dem Uniformknopf in ihrem Ohr. »Und er hat gesagt, dass er ihre Hilfe braucht, um den ursprünglichen Mord zu rekonstruieren!«
    Sie lächelte wie eine Schülerin, die dem Lehrer gerade die richtige Antwort gegeben hatte und vor Aufregung rot wurde. Harry lachte.
    »Du bist auf dem richtigen Weg. Aber bei der derzeitigen Angst vor Überstunden wäre Mittet bestimmt stutzig geworden, wenn ihn jemand mitten in der Nacht außerhalb der Arbeitszeit zum Tatort gerufen hätte.«
    »Ich gebe auf.«
    »Echt?«, sagte Harry. »Was für Anrufe von Kollegen sind es, die dich mitten in der Nacht überallhin fahren lassen?«
    Beate schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. »Klar!«, rief sie. »Mann, sind wir blöd!«

Kapitel 18
    » W as sagst du da?«, fragte Katrine. Sie standen auf der Treppe des gelben Hauses in Bergslia. Katrine schüttelte sich in dem kalten Wind. »Er ruft seine Mordopfer an und gibt vor, der Polizistenmörder habe wieder zugeschlagen?«
    »Das ist ebenso einfach wie genial«, sagte Beate, stellte fest, dass der Schlüssel passte, drehte ihn herum und öffnete die Tür. »Sie bekommen einen Anruf von jemandem, der sich als  Kommissar ausgibt und sie bittet, sofort zu kommen, weil sie über den Mord Bescheid wissen, der früher dort geschehen ist. Sie bräuchten die Informationen, um die richtigen Prioritäten

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