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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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sei nämlich meine eigene.«
    Beate lächelte kurz. »Eine nette Geschichte. Mit Happy End und allem.«
    »Hör mal, Beate. Ich verdanke diesen beiden Menschen alles, ich brauche sie, und ich habe das große Glück, dass auch sie mich brauchen. Als Mutter weißt du, was für ein Segen und mitunter auch Fluch es ist, gebraucht zu werden.«
    »Ja. Und was ich dir zu sagen versuche, ist, dass auch wir dich brauchen.«
    Harry kam zurück. Beugte sich zu ihr über den Tisch. »Nicht wie diese beiden, Beate. Und niemand ist im Beruf unentbehrlich, nicht einmal …«
    »Nein, stimmt schon, die Toten können wir ersetzen. Der eine war ja ohnehin schon pensioniert. Und bestimmt finden wir auch Leute, die an die Stelle der Nächsten treten, die abgeschlachtet werden.«
    »Beate …«
    »Hast du die hier gesehen?«
    Harrys Blick wich den Bildern aus, die sie aus ihrer Tasche zog und auf den Küchentisch legte.
    »Kaputt, Harry. Nicht ein Knochen war da noch heil. Selbst ich hatte Probleme, diese Menschen zu identifizieren.«
    Harry blieb stehen. Wie ein Wirt, der seinen Gästen signalisieren wollte, dass Feierabend war. Aber Beate blieb sitzen. Nahm einen kleinen Schluck aus ihrer Tasse. Rührte sich nicht. Harry seufzte. Sie trank noch einen Schluck.
    »Oleg hat vor, Jura zu studieren, wenn er wieder clean ist, oder? Um sich danach an der Polizeihochschule zu bewerben.«
    »Woher weißt du das?«
    »Von Rakel. Ich habe mit ihr geredet, bevor ich zu dir gefahren bin.«
    Harrys helle blaue Augen verfinsterten sich. »Du hast was?«
    »Ich habe sie in der Schweiz angerufen und ihr gesagt, um was es geht. Das ist dreist, und ich entschuldige mich auch dafür. Aber ich bin wie gesagt bereit, alles nur Erdenkliche zu tun.«
    Harrys Lippen fluchten lautlos. »Und was hat sie gesagt?«
    »Dass das deine Entscheidung ist.«
    »Klar, das musste sie ja sagen.«
    »Und deshalb bitte ich jetzt dich, Harry. Ich bitte dich im Namen von Jack Halvorsen und von Ellen Gjelten. Im Namen aller ermordeten Polizisten. Aber in erster Linie bitte ich dich im Namen derer, die noch am Leben sind. Und auch im Namen derer, die vielleicht einmal Polizisten werden wollen.«
    Sie sah Harrys Kiefer wie wild arbeiten. »Beate, ich habe dich nie darum gebeten, irgendwelche Zeugen zu beeinflussen.«
    »Du bittest nie um irgendetwas, Harry.«
    »Nun, es ist spät, ich möchte dich bitten …«
    »… jetzt zu gehen.« Sie nickte. Harry hatte den Blick, der einen gehorchen ließ, weshalb sie aufstand und auf den Flur trat. Sie zog ihre Jacke an und knöpfte sie zu. Harry stand in der Tür und beobachtete sie.
    »Es tut mir leid, dass ich so verzweifelt bin«, sagte sie. »Es war nicht richtig von mir, mich derart in dein Leben einzumischen. Wir haben einen Job zu erledigen. Eigentlich ist das nur ein Job, ja.« Ihre Stimme drohte zu versagen, und sie beeilte sich hinzuzufügen: »Und du hast natürlich recht, es muss Regeln und Grenzen geben. Leb wohl.«
    »Beate …«
    »Schlaf gut, Harry.«
    »Beate Lønn.«
    Beate hatte die Haustür bereits geöffnet und wollte gehen, bevor er die Tränen sah, die in ihren Augen standen. Aber Harry war direkt hinter sie getreten und hatte eine Hand an den Türrahmen gelegt. Seine Stimme war unmittelbar an ihrem Ohr.
    »Habt ihr euch schon mal gefragt, wie der Täter es geschafft hat, dass die Polizisten freiwillig am Datum des ursprünglichen Mordes an den alten Tatort zurückkehren?«
    Beate ließ die Klinke los. »Wie meinst du das?«
    »Ich lese Zeitung. Und da stand, dass Polizeikommissar Nilsen mit einem Golf nach Tryvann gefahren ist. Der Wagen stand oben auf dem Parkplatz und nur seine Spuren waren im Schnee auf dem Weg zum Lifthäuschen. Und dass ihr Videoaufnahmen von einer Tankstelle in Drammen habt, die zeigen, dass Anton Mittet kurz vor seiner Ermordung allein in seinem Auto saß. Beide wussten, dass zuvor schon Polizisten auf genau diese Weise ermordet worden sind. Trotzdem sind sie gekommen.«
    »Natürlich haben wir uns das auch schon gefragt«, sagte Beate. »Eine sichere Antwort haben wir darauf aber nicht. Wir wissen, dass sie kurz zuvor aus Telefonzellen in der Nähe der Tatorte angerufen wurden, und nehmen an, dass sie wussten, wer der Anrufer ist. Vielleicht haben sie geglaubt, das sei ihre Chance, den Täter auf eigene Faust zu schnappen.«
    »Nein«, sagte Harry.
    »Nein?«
    »Die Spurensicherung hat eine ungeladene Dienstwaffe und eine Schachtel Patronen in Anton Mittets Handschuhfach gefunden.

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