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Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition)

Titel: Koma: Kriminalroman (Ein Harry-Hole-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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setzen zu können, solange die Spuren noch frisch sind.«
    Beate betrat als Erste das Haus. Sie kannte sich aus. Kein Kriminaltechniker vergaß je einen Tatort, das war mehr als bloß ein Klischee. Im Wohnzimmer blieb sie stehen. Das Sonnenlicht fiel durch das Fenster und legte sich wie ein schiefes Rechteck auf den leeren, gleichmäßig verblichenen Holzboden. Hier drinnen standen seit Jahren kaum noch Möbel. Vermutlich hatten die Verwandten nach dem Mord das meiste mitgenommen.
    »Interessant«, sagte Ståle Aune, der sich an das Fenster gestellt hatte, von dem er in den Wald blicken konnte, der zwischen dem Haus und der weiterführenden Schule lag.
    »Der Mörder nutzt die Hysterie, die er selbst provoziert hat, als Lockmittel.«
    »Wenn ich so einen Anruf bekommen würde, fände ich das alles vollkommen plausibel«, sagte Katrine.
    »Und deshalb kommen sie unbewaffnet«, fuhr Beate fort. »Sie glauben, dass die Gefahr vorbei und die Polizei schon vor Ort ist. Deshalb haben sie auch noch die Zeit zu tanken.«
    »Aber«, sagte Bjørn, den Mund voller Knäckebrot mit Kaviarersatz. »Woher weiß der Mörder, dass das Opfer nicht einen anderen Kollegen anruft und so erfährt, dass es gar keinen Mord gibt?«
    »Vermutlich hat der Mörder sie auch gebeten, vorerst mit niemandem darüber zu sprechen«, sagte Beate und sah missbilligend auf die Knäckebrotkrümel, die zu Boden rieselten.
    »Stimmt auch wieder«, sagte Katrine. »Ein Polizist mit Wissen über andere Mordfälle würde das plausibel finden. Er weiß, dass wir Leichenfunde so lange wie nur möglich unter Verschluss halten, wenn wir das für wichtig erachten.«
    »Warum kann so etwas wichtig sein?«, fragte Ståle Aune.
    »Manche Mörder vernachlässigen ihre Deckung, solange ihre Taten noch nicht bekannt sind«, sagte Bjørn und biss erneut in sein Knäckebrot.
    »Und all das hat Harry einfach so von sich gegeben?«, fragte Katrine. »Nach bloßer Lektüre der Zeitung?«
    »Sonst wäre er nicht Harry«, sagte Beate und hörte die Straßenbahn vorbeischeppern. Durch das Fenster sah sie das Dach des Stadions Ullevål. Die Fenster waren zu dünn, um vor dem gleichmäßigen Rauschen des Verkehrs auf dem Ring 3 zu schützen. Und sie erinnerte sich, wie kalt es damals gewesen war, dass sie sogar noch in ihren weißen Schutzanzügen gefroren hatten. Allerdings war ihr schon damals der Gedanke gekommen, dass sie nicht nur wegen der Außentemperaturen hier drinnen eine Gänsehaut gehabt hatte. Vielleicht stand das Haus schon so lange leer, weil auch die potentiellen Mieter oder Käufer diese Kälte gespürt hatten. Das eisige Echo der Geschichten und Gerüchte von damals.
    »Okay«, sagte Bjørn. »Mag ja sein, dass er herausgefunden hat, wie der Täter die Opfer zu sich gelockt hat. Aber wir wussten ja schon, dass sie freiwillig und auf eigene Faust gehandelt haben. Ein Quantensprung für die Ermittlungen ist das demnach nicht gerade, oder?«
    Beate trat an das andere Fenster, ihre Augen suchten die Umgebung ab. Es sollte einfach sein, die Sondereinheit rund um das Haus zu postieren. Es gab den Wald, den Graben vor der Straßenbahntrasse und die Nachbarhäuser auf beiden Seiten, also reichlich Verstecke rundherum.
    »Er hatte immer die einfachen Ideen, bei denen du dich im Nachhinein gefragt hast, wieso du nicht selbst darauf gekommen bist«, sagte sie. »Die Krümel.«
    »Hä?«
    »Die Knäckebrotkrümel, Bjørn!«
    Bjørn blickte zu Boden. Und wieder zu Beate. Dann riss er ein Blatt aus seinem Notizbuch, hockte sich hin und begann die Krümel auf das Blatt zu wischen.
    Beate sah auf und begegnete Katrines fragendem Blick.
    »Ich weiß, was du denkst«, sagte Beate. »Warum so streng, es ist schließlich kein Tatort. Aber das ist es doch. Jeder Ort, an dem ein Mord begangen wurde, der bisher nicht aufgeklärt werden konnte, ist und bleibt ein Tatort mit einem gewissen Potential, dort noch Spuren zu finden.«
    »Rechnest du wirklich damit, hier noch Spuren vom Säger zu finden?«, fragte Ståle.
    »Nein«, antwortete Beate und sah zu Boden. »Die mussten alles abschleifen. Von der Wahnsinnsmenge Blut war so viel ins Holz eingezogen, dass man mit Schrubben nichts mehr erreichen konnte.«
    Ståle sah auf seine Uhr. »Ich habe jetzt gleich einen Patienten. Wie wär’s, kannst du uns Harrys Idee kurz skizzieren?«
    »Wir haben die Presse nie darüber informiert«, sagte Beate. »Aber als wir die Leiche in dem Raum gefunden haben, in dem wir jetzt stehen, mussten wir

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