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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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legte eine Pause ein und sah Susan aufmerksam an. »Hören Sie, mein Kind, Sie haben einen langen Weg vor sich. Und da wird noch Zeit genug sein, neue Krankheiten oder Syndrome zu entdecken, sofern Ihnen der Sinn danach steht. Aber heute, morgen, das ganze nächste Jahr sollten Sie Ihre Energien darauf konzentrieren, sich erst einmal eine gute medizinische Grundausbildung anzueignen. Lassen Sie doch Harris und McLeary die Koma-Vorfälle aufklären, das ist deren Aufgabe. Ich will, daß Sie wieder an Ihre Arbeit gehen; denn ich erwarte nur die besten Berichte über Sie. Schließlich haben Sie sich bis jetzt ausgezeichnet bewährt.«
    Als Susan das Fakultätsgebäude verließ, schwebte sie wie auf Engelsflügeln. Die Angst vor schmählicher Exmatrikulation war wie weggefegt. Natürlich war die Chirurgische Praxis in der Städtischen Klinik längst nicht so renommiert wie die des Memorial, aber im Vergleich zu dem, was hätte sein können, erschien ihr der Wechsel wie ein Mückenstich an einem lauen Sommerabend.
    Obwohl es erst kurz nach fünf war, hatte der Winterabend bereits mit Macht eingesetzt. Der Regen war versiegt, die abbröckelnde Warmluftfront von einer neuen arktischen Welle in Richtung Atlantik vertrieben worden, das Quecksilber wieder unter den Gefrierpunkt gesunken. Am Himmel prangten glitzernde Sterne, jedenfalls dort, wo ihr Licht nicht vom künstlichen Schein der sich auf die Nacht einrichtenden Metropole erstickt wurde. Susan überquerte die Longwood Avenue, indem sie sich zwischen den Autos hindurchschlängelte.
    In der Halle des Studentenwohnheims begegnete sie mehreren Kommilitonen, die sofort ihre geschundenen Knie und die Ölflecke bemerkten. Es hagelte Sticheleien: War die Chirurgie im Memorial wirklich so gefährlich? In welcher Bar hatte sie sich denn geprügelt? Unter normalen Umständen hätte Susan mitgelacht, aber an diesem Abend mußte sie eine unwirsche Antwort mühsam unterdrücken. Sie durchquerte schweigend die Halle und den angrenzenden Hof.
    Langsam und genüßlich stieg sie Stufe für Stufe die ausgetretene Holztreppe hinauf, in wohliger Vorfreude auf die Abgeschiedenheit und Sicherheit ihres Zimmers. Sie würde ein ausgedehntes Bad nehmen, den Tag innerlich verarbeiten und sich vor allem richtig ausruhen.
    Wie immer betrat Susan ihr Zimmer, ohne das Licht anzuknipsen. Der Schalter neben der Tür gehörte zur Deckenlampe, einer kühlen, unpersönlichen Neonleuchte, und Susan bevorzugte den trauten Schein, den ihre Nachttischlampe oder die moderne Stehlampe am Tisch spendeten. Auch diesmal ging sie im matten Licht, das von draußen durch die Fenster kam, zum Bett. Als sie die Hand nach dem Schalter ausstreckte, hörte sie ein Geräusch. Es war nicht laut, aber deutlich genug, um Susan die Gewißheit zu geben, daß es nicht zu den normalen Lauten ihrer Umgebung paßte. Susan knipste das Licht an und lauschte, ob es sich wiederholen würde, aber sie hörte nichts. Offensichtlich war der Ton aus einem Nachbarzimmer gekommen.
    Sie hängte ihren Mantel auf, dann den weißen Kittel und packte als nächstes die neue Schwesterntracht aus. Sie hatte den Nachmittag erstaunlich gut überstanden. Susan knöpfte die Bluse auf und zog sie aus, warf sie auf den Haufen schmutziger Wäsche im Sessel. Es folgte der Büstenhalter. Mit der Rechten nahm sie den Kampf gegen den Rockknopf im Rücken auf, schon auf dem Weg zum Bad, um das heiße Wasser einzulassen.
    Sie öffnete die Badezimmertür und betätigte den Schalter für das Neonlicht, in der Erwartung, sich im Spiegel zu sehen, sobald die Lampe aufflammte. Die Plastikhaken kreischten auf der Metallschiene, als jemand den Duschvorhang zur Seite riß. Eine Gestalt schnellte aus der Wanne. Im selben Moment blinkte die Neonröhre einmal kurz auf, tauchte dann das ganze Bad in kaltes, gleißendes Licht. Ein Messer blitzte, und Susan erhielt einen Schlag an den Kopf. Sie wirbelte herum und krachte gegen die Wand. Instinktiv streckte sie die Arme aus, um sich vor einem Sturz zu bewahren. Alles war so schnell gegangen, daß sie nur unbewußt reagieren konnte. Ihr Schrei war durch den Schlag an den Schädel erstickt worden.
    In Sekundenbruchteilen hatte der Eindringling Susan an der Kehle gepackt und sie gegen die Wand gedrückt. Susan atmete mühsam und sah ihren Peiniger starr vor Schreck, mit weit geöffneten Augen an. Sie erkannte den Mann. Zuletzt waren sie einander auf dem unterirdischen Bahnsteig begegnet.
    »Keinen Mucks, Baby«, knurrte er und

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