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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hielt ihr mit der Rechten das Messer unter das Kinn.
    Genauso unvermittelt und brutal, wie er ihre Kehle gepackt hatte, ließ er von ihr ab. Susan stolperte nach vorn. Der Angreifer schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht. Sie sank auf die Knie.
    Mit einem gezielten Tritt beförderte der Mann Susan gegen die Wand, wo sie wehrlos liegenblieb. Blut tropfte ihr aus dem Mundwinkel auf die Brust. Für Augenblicke verschwamm das Bild des Angreifers vor ihren Augen, dann sah sie wieder das ekelhafte Grinsen auf dem pockennarbigen Gesicht.
    »Wirklich schade, daß ich nur Anweisung habe, mit dir zu reden. Oder, wie man bei uns sagt, ersten Kontakt aufzunehmen. Die Botschaft ist ganz einfach: Eine Menge Leute sind verdammt unglücklich darüber, wie du dich in letzter Zeit aufgeführt hast. Wenn du nicht ab sofort wieder normal wirst und aufhörst, die Leute auf die Palme zu bringen, werd’ ich dich noch mal besuchen müssen.«
    Der Mann machte eine Pause, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. Dann fuhr er fort: »Und nur, um dir Mut zu machen, hier, sieh mal: Der Junge wird mich auch kennenlernen, und vielleicht gibt’s dann ’nen Unfall mit tödlichem Ausgang, wie man so sagt, kann gut sein.«
    Der Mann warf Susan ein Foto in den Schoß.
    »Na, was is? Du willst doch sicher nicht, daß dein Bruder James unter deinen Hobbys leiden muß, was? Da unten, in Coopers, Maryland. Und ich brauch’ dir wohl auch nicht besonders ans Herz zu legen, daß unser kleines Rendezvous hier nur uns beide was angeht. Wenn du dich bei den Bullen ausheulst, passiert genau dasselbe.«
    Ohne ein weiteres Wort verließ der Mann das Bad. Susan hörte, wie die Tür zum Korridor leise aufgemacht und wieder geschlossen wurde. Dann vernahm sie nur noch das Summen der Neonröhre über dem Badezimmerspiegel. Mehrere Minuten lang rührte sie sich nicht. Wie sollte sie wissen, ob der Mann wirklich gegangen war?
    In dem Maße, wie ihre Erstarrung nachließ, fühlte Susan sich vom Aufruhr ihrer Nerven übermannt. Tränen drückten gegen ihre Lider. Sie nahm das Foto und sah ihren kleinen Bruder: Lächelnd stand er mit seinem Fahrrad vor dem Elternhaus. »Du lieber Gott«, sagte Susan und schloß die Augen. Als sie die Lider zusammenpreßte, stürzten die Tränen hervor, liefen ihr über das Gesicht. Es bestand kein Zweifel: Das Foto war echt.
    Schritte auf dem Flur ließen Susan aufschrecken. Mit letzter Kraft erhob sie sich. Die Schritte verklangen. Susan wankte in das Wohn- und Schlafzimmer und verriegelte die Tür von innen. Dann drehte sie sich um und starrte in den Raum. Alles schien unverändert.
    Allmählich wich die totale Verwirrung und machte rationalem Denken Platz. Die Tränen versiegten. In den letzten zwei Tagen waren die Ereignisse so schnell aufeinandergefolgt, daß Susan den Überblick verloren hatte. Nur soviel war ihr klar: Sie war in etwas hineingeraten, dessen Ausmaß sie nicht abzuschätzen vermochte.
    Sie sah in den Spiegel: Ihr linkes Augenlid war geschwollen, die Wange wies eine Prellung auf, und die linke Unterlippe war dick und fühlte sich an wie rohes Fleisch. Sie schob sie nach vorn und sah im Spiegel einen zwei bis drei Millimeter langen Riß auf der Innenseite. Das Blut im Mundwinkel ließ sich leicht abwischen, und schon war ihr Anblick weniger erschreckend.
    Sie beschloß, vor sich selbst und ihren Reaktionen auf der Hut zu sein. Sie durfte das soeben Erlebte nicht überbewerten. Außerdem stand ihr Entschluß fest, entgegen Chapmans dringendem Rat die Angelegenheit nicht ganz fallenzulassen. Susan besaß eine beträchtliche Portion Kampfgeist, die auch Jahre der Anpassung nicht hatten unterdrücken können. Und niemals zuvor in ihrem Leben, so schien es ihr, war es um einen derartigen Einsatz gegangen. Sie wußte: Von nun an mußte sie außergewöhnlich vorsichtig und schnell sein. Das war lebenswichtig.
    Susan stellte sich unter die Dusche und drehte das Wasser voll auf. Sie ließ es auf ihren Kopf prasseln, während sie sich langsam um die eigene Achse drehte. Die Hände wölbte sie über den Brüsten, um die empfindlichen Nerven vor dem Aufprall der Tropfen zu schützen. Die Dusche hatte eine beruhigende Wirkung und ließ ihr außerdem Zeit zum Nachdenken. Sie überlegte, ob sie Bellows anrufen sollte, entschied sich aber dagegen. Im gegenwärtigen Stadium ihrer Beziehungen befürchtete sie eine männlich-beschützende Reaktion anstelle objektiver Lageeinschätzung. Was sie brauchte, war ein unvoreingenommener

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