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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Aufschrift, fand darunter ein kleineres Schild: »Betreten verboten«, mit dem Zusatz, die Gegend stehe unter polizeilicher Überwachung.
    Die Tür mit dem ovalen Fenster aus buntem Glas mußte einst ein Prachtstück gewesen sein. Die Scheibe war längst zu Bruch gegangen, und irgend jemand hatte ein paar Bohlen über das Fenster genagelt, ohne sich viel Mühe damit zu geben. Bellows drückte die Klinke herunter, und zu seiner Überraschung ging die Tür sofort auf. Die Kette hatte sich aus der Mauer gelöst, da half auch das stählerne Vorhängeschloß nichts mehr. Die Tür öffnete sich nach innen, schob knirschend Glassplitter vor sich her. Bellows blickte prüfend in beide Richtungen der verlassenen Straße, bevor er über die Schwelle trat. Hinter ihm fiel die Tür wieder zu und schloß das ohnehin trübe Tageslicht vollends aus. Bellows wartete bewegungslos, bis seine Augen sich an das Halbdunkel gewöhnt hatten.
    Er befand sich in einer Diele oder vielmehr in dem, was davon übriggeblieben war. Genau vor ihm führte die Treppe nach oben. Das Geländer bestand nur noch aus Bruchstücken, bestimmt waren die anderen Teile als Brennholz benutzt worden. Von den Wänden hing die Tapete in unregelmäßigen Streifen herab. Eine Schneewehe bedeckte einen Teil des Bodens. Der weiße Streifen zog sich bis in den rückwärtigen Gebäudeteil und verschwand nach etwa drei Metern. Doch direkt vor sich entdeckte Bellows mehrere Fußabdrücke. Als er sie genauer prüfte, merkte er, daß es sich um mindestens zwei verschiedene Paar Schuhe handelte. Eines war anderthalbmal so groß wie seine eigenen und schien von einem halbwüchsigen Riesen zu stammen. Interessanter aber war die Feststellung, daß die Spuren keineswegs sehr alt sein konnten.
    Als er ein Auto die Straße entlangfahren hörte, richtete er sich schnell auf, in dem Bewußtsein, sich auf verbotenen Pfaden zu bewegen. Er ging in den Raum, der früher einmal die gute Stube gewesen sein mußte, und lugte durch die Fensterritzen. Das Auto fuhr vorbei.
    Als nächstes stieg er vorsichtig die Treppe hinauf und machte sich an die Erforschung des ersten Stocks. Auf dem Boden lagen mehrere in ihre Bestandteile zerfallende Matratzen. Die Luft roch modrig und legte sich schwer auf die Lungen. Im Vorderzimmer war die Decke eingebrochen, die Trümmer lagen auf dem Boden verstreut. Jedes Zimmer hatte einen Kamin; alles war von einer dichten Staubschicht überzogen, und von den Decken, soweit sie noch vorhanden waren, hingen ganze Wälder von Spinnweben.
    Bellows sah hinauf in den zweiten Stock, verzichtete dann aber auf die Expedition. Statt dessen ging er in das Erdgeschoß zurück und wollte gerade das Weite suchen, als er ein Geräusch hörte: eine Art gedämpften Schlag, der aus den hinteren Tiefen des Hauses kam.
    Bellows zögerte. Sein Puls schlug schneller. Er wollte weg; ihm war unbehaglich zumute. Aber das Geräusch wiederholte sich, und Bellows ging durch die Diele nach hinten. Er mußte sich nach rechts wenden und gelangte in den Raum, der ehemals als Speisezimmer gedient hatte. Er durchquerte das Zimmer und fand sich in den Überresten der Küche wieder. Die gesamte Einrichtung war fortgeschafft worden, bis auf ein paar nackte Rohre, die aus dem Boden ragten. Die Fenster waren zugenagelt, genau wie die an der Vorderfront.
    Bellows machte ein paar Schritte in den Raum hinein, als er zu seiner Linken eine Bewegung wahrnahm. Er erstarrte, riß sich aber schließlich zusammen und ging vorsichtig auf die Ecke zu, in der mehrere große Pappkartons lagen. Mit dem Fuß stieß er sie an, und zu seinem Entsetzen huschten mehrere riesige Ratten aus ihrem Unterschlupf und verschwanden im Eßzimmer.
    Bellows war von seiner Ängstlichkeit überrascht. Er hatte sich immer als überlegenen, ruhigen Typ mit eisernen Nerven gesehen, den nichts so leicht aus der Ruhe bringen konnte. Beim Anblick der Ratten aber hatte ihn lähmende Angst ergriffen, und er brauchte mehrere Minuten, um sein inneres Gleichgewicht wiederzufinden. Schließlich gab er den Kartons einen Tritt, um sich zu beweisen, daß er wieder Herr der Lage war. Er wollte gerade zum Eßzimmer zurückgehen, als er im Staub und Gerümpel bei den Schachteln erneut einen Fußtapfen bemerkte. Er blickte von seinen eigenen Spuren auf die eben entdeckte, und der Vergleich sagte ihm, daß der fremde Abdruck relativ jungen Datums sein mußte. Unmittelbar hinter den Schachteln befand sich eine Tür, die ein paar Zentimeter weit

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