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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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geworden. »Susan, ich finde aber wirklich, Sie treiben die Angelegenheit zu weit. Ich kann nicht hinnehmen, daß Sie zwischen den Decken über den Operationssälen herumkriechen.«
    Susan erwartete einen Ausbruch ähnlich denen von Dr. Harris oder McLeary. Statt dessen gab es eine Pause, und danach klang Dr. Starks Stimme fast wieder normal. »Na, wie dem auch sei. Sie sagen also, Sie hätten ein Ventil an der Sauerstoffleitung zu OP Nummer acht gefunden.«
    »Ja, stimmt«, entgegnete Susan vorsichtig.
    »Also, ich glaube, ich weiß, wofür das ist. Ich bin schließlich Komitee-Vorsitzender für die OP-Technik hier im Memorial. Wahrscheinlich dient das Ventil dazu, Luftblasen austreten zu lassen, wenn die Rohrleitungen aufgeladen werden. Trotzdem, ich werde veranlassen, daß jemand das mal überprüft. Übrigens, wie war doch der Name des Patienten, den Sie im Jefferson sehen wollen?«
    »Sean Berman.«
    »Ach ja. Ich erinnere mich an den Fall. Einer von Spalleks Patienten. Meniskus, wenn ich mich nicht irre. Der Mann war um die Dreißig. Eine Schande ist das. Also, viel Glück. Sagen Sie, gehen Sie heute ins Städtische?«
    »Nein, mein Magen zwingt mich, im Bett zu bleiben, wenigstens heute vormittag. Aber ich bin sicher, morgen kann ich wieder arbeiten.«
    »Das will ich hoffen, Susan, um Ihretwillen.«
    »Und vielen Dank, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben, Dr. Stark.«
    »Keine Ursache, Susan.«
    Am anderen Ende wurde aufgelegt.
     
    Die blutigen Handschuhe klatschten in den Abfalleimer neben dem Ständer, auf dem blutbefleckte Schwämme aufgereiht waren wie schmutzige Wäsche an der Leine. Im Vorbeigehen löste eine Schwester den Knoten hinten an Bellows’ Operationskittel. Bellows warf den Kittel in den Korb an der Tür und ging.
    Der Eingriff war unkompliziert gewesen, eine problemlose Gastrektomie. So was operierte Bellows im allgemeinen gern. Aber an diesem Morgen waren seine Gedanken überall gewesen, nur nicht bei der Arbeit, und die Doppelschichtnaht an Dünndarm und Bauchdecke hatte ihm mehr Mühe gemacht als gewöhnlich. Er mußte ständig an Susan denken, und jedesmal schwankte er zwischen Sorge und Reue über sein Verhalten und selbstgerechter Zufriedenheit darüber, daß er seinen Standpunkt behauptet und mit den in seinen Augen richtigen Argumenten operiert hatte. Er hatte das Spiel, ein Vabanque-Spiel, schon viel zu weit mitgemacht, und Susan dachte offenbar nicht im Traum daran, von ihrem beruflichen Selbstmord abzulassen.
    Auf der anderen Seite konnte Bellows den vorangegangenen Abend nicht vergessen. Er hatte auf Susan so natürlich und unbefangen reagiert wie nie zuvor auf eine Frau, und er hatte erfahren, daß der Orgasmus nicht ein mühsam anzustrebendes Ziel war, sondern ganz natürlich und wie nebenbei erfolgte. Ihm ging auf, daß Susan ihm sehr viel bedeutete, obwohl er so gut wie nichts von ihr wußte und ihr verdammter Starrsinn kaum noch zu überbieten war.
    Im üblichen monotonen Singsang diktierte Bellows seine Operationsanmerkungen auf einen Kassettenrecorder und beendete nahezu jeden Satz mit dem Wort »Gedankenstrich«. Dann ging er in den Umkleideraum.
    Wenn er sich eingestand, daß seine Gefühle für Susan nicht oberflächlicher Natur waren, mußte er zugleich auf der Hut sein. Derartige Verwicklungen, sagte ihm sein Verstand, beeinträchtigten sein Objektivierungsvermögen und den Sinn für die Realität. Und das konnte er sich jetzt, da seine Karriere auf dem Spiel stand, am allerwenigsten leisten. Seitdem Susan ins Städtische Krankenhaus abgeschoben war, hatte sich die Atmosphäre merklich beruhigt. Bei der Visite hatte sich Stark fast zivil benommen und war so weit gegangen, sich Bellows gegenüber eine Art Entschuldigung für den ungerechtfertigten Verdacht im Zusammenhang mit den Drogen in Schrank 338 abzuringen.
    Nachdem Bellows sich umgezogen hatte, ging er in den Aufwachsaal, um die postoperativen Anordnungen für seinen Gastrektomie-Patienten zu überprüfen.
    »Hallo, Mark!« ertönte eine Stimme vom Hauptpult. Bellows drehte sich um und sah Johnston auf sich zukommen.
    »Was machen deine Studenten? Hab’ gehört, die haben das Mädchen gefeuert.«
    Bellows antwortete mit einer unbestimmten Handbewegung. Das allerletzte, was er jetzt wollte, war eine Diskussion über Susan.
    »Haben deine Studenten dir erzählt, was heute morgen in der Fakultät passiert ist? Das ist wirklich eine der komischsten Geschichten, die ich seit langem gehört habe. Da ist doch

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