Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Männer, die diese Skizzen erläuterten, wirkten so stumpfsinnig wie die Anzüge, in denen sie steckten.
    »Das ist ja ein fürchterlicher Streifen«, meinte Susan.
    »Ganz Ihrer Meinung. Regierungsamtliche Filme laufen alle nach dem gleichen Schema ab. Von Kreativität haben die Leute noch nichts gehört.«
    Als nächstes schwelgte die Kamera in der Grundsteinlegungszeremonie: lächelnde Politiker, die Scherzworte austauschten. Weitere Szenen zeigten, wie das Jefferson-Institut für freie Bettplätze in den Krankenhäusern der Stadt sorgte. Es folgte ein Personalvergleich: die Anzahl von Schwestern und anderem Pflegepersonal, die jeweils in der neuen Einrichtung und in einer traditionellen Intensivstation zur Pflege der gleichen Anzahl von Patienten benötigt wurde. Die Statisten, die den Vergleich illustrieren sollten, waren auf einem leeren Parkplatz gefilmt worden. Schließlich und endlich zeigte der Film das Herz- und Prunkstück des neuen Krankenhauses, den allgewaltigen Computer. Alle Funktionen der Homöostase, hieß es, unterlagen der Obhut des Computers, der sie nicht nur überwachte, sondern auch ständig korrigierte. Der Film endete mit schneidiger Marschmusik, wie das Finale eines Kriegsepos. Als das letzte Bild verschwand, ging das Licht wieder an.
    »Das hätten wir uns schenken können«, sagte Susan lächelnd.
    »Na gut. Wenigstens wird daraus der wirtschaftliche Standpunkt deutlich. Kostenersparnis und rationelle Arbeitsweise sind die Grundkonzeptionen des Instituts. Wenn Sie mir jetzt folgen wollen, werde ich Ihnen die wichtigsten Einrichtungen des Krankenhauses zeigen.«
    Michelle stand auf und ging auf die Spiegelwand zu, aus der sie gekommen war. Wieder öffnete sich, augenscheinlich ohne ihr eigenes Zutun, eine Tür, die sofort hinter ihnen zuglitt, als sie einen knapp zwanzig Meter langen Korridor betraten. Auch hier war die gegenüberliegende Wand vom Boden bis zur Decke mit Spiegelglas verkleidet. Als Susan hinter Michelle herging, bemerkte sie mehrere Türen, die aber alle verschlossen waren. Keine Tür wies Klinke oder Schlösser auf; offensichtlich wurden alle automatisch bedient.
    Sie kamen an das Ende des Korridors, und eine Tür öffnete sich. Susan betrat einen kleinen Saal, der ihr auf den ersten Blick weniger fremd erschien als alle bisherigen. Der Raum war ungefähr vierzehn mal acht Meter groß und sah genauso aus wie eine beliebige Intensivstation in einem Krankenhaus. Er enthielt fünf Betten und die übliche Ausstattung: Herzmonitore, Gasleitungen, und so fort. Außergewöhnlich erschienen Susan nur vier der Betten. Jedes war in der Mitte durch eine vom Kopf- zum Fußende verlaufende, etwa sechzig Zentimeter breite Lücke oder Rinne unterteilt. Es sah aus, als bestünde jedes Bett eigentlich aus zwei schmalen Lagerstätten, die durch einen Sechzig-Zentimeter-Spalt getrennt wurden. In der Decke über den Betten entdeckte Susan komplizierte schienenähnliche Konstruktionen. Das fünfte Bett, das ganz normal aussah, war belegt. Ein Patient wurde mit einem kleinen Sauerstoffapparat beatmet. Susan fühlte sich an Nancy Greenly erinnert.
    »Das hier ist der Besuchsraum«, erläuterte Michelle. »Wenn Angehörige erwartet werden, wird der Patient hierhergebracht. Sobald er in eines dieser Spezialbetten gelegt und das Bett gemacht ist, sieht es äußerlich aus wie jedes andere. Dieser Patient hier wurde heute nachmittag besucht.« Michelle deutete auf die Gestalt im fünften Bett. »Wir haben ihn extra länger hiergelassen, Ihretwegen.«
    Susan war verwirrt. »Heißt das, dies Bett hier ist genauso gebaut wie die anderen?«
    »Ja. Und wenn die Familie zu Besuch kommt, werden auch die vier anderen Betten mit Patienten belegt, so daß hier alles genauso aussieht wie in einer gewöhnlichen Intensivstation. Folgen Sie mir jetzt bitte.«
    Michelle ging durch den kleinen Saal, vorbei an dem Patienten. In der Endwand war eine zweite Tür, die geräuschlos und automatisch aufging.
    Als Susan zu dem Bett mit dem Patienten kam, wußte sie überhaupt nicht mehr, woran sie war. Das Bett unterschied sich äußerlich in nichts von jedem normalen Krankenhausbett. Es gab keinerlei Anzeichen, daß sein Mittelstück, die eigentliche Unterlage des Patienten, fehlte. Aber Susan hatte keine Zeit, das Phänomen zu ergründen, und folgte Michelle in den nächsten Raum.
    Als erstes nahm Susan das Licht wahr. Es wirkte irgendwie fremdartig. Dann umfing sie die außergewöhnlich hohe Raumtemperatur und

Weitere Kostenlose Bücher