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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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ich wieder her. Wissen Sie, wie lange Sie im Memorial bleiben?«
    »Mein Arzt sagte was von drei Tagen.«
    »Also, ich komme, ehe Sie verschwinden.« Susan war auf dem Weg zur Tür.
    Doch bevor sie auf den Flur treten konnte, mußte sie einem Pfleger Platz machen, der gekommen war, um Berman zu seiner Operation zu fahren. Auf dem Laufzettel stand: Meniskusentfernung, Operationstrakt, Saal 8. Susan sah sich noch einmal nach Berman um und hielt den Daumen hoch. Er erwiderte die Geste grinsend. Auf dem Weg zum Stationszimmer versuchte Susan, ihre Gefühle zu ordnen. Sie kam sich innerlich erwärmt vor, nachdem sie in dieser Umgebung jemanden getroffen hatte, der sie interessierte. Aber was war mit der Berufsetikette? Susan mußte der Realität ins Auge sehen. Der Weg zur Ärztin war für sie mit Stolpersteinen gepflastert.

 
Montag
23. Februar
12 Uhr 10
     
    Wie eine Slalomläuferin wedelte sich Susan ihren Weg über den Krankenhausflur zwischen Essenwagen hindurch, auf denen sich farblose Gerichte türmten. Die Essendüfte erinnerten Susan daran, daß sie den ganzen Tag noch nichts Nennenswertes zu sich genommen hatte, den hastig heruntergeschlungenen Morgentoast nicht gerechnet.
    Die Ankunft der Essenwagen hatte das Chaos im Bereich des Schwesternzimmers auf Beard 5 nur noch vergrößert. Es erschien Susan wie ein Wunder, daß die jeweils richtigen Patienten die jeweils richtige Medizin bekamen, das für sie bestimmte Essen und die zu ihrer Erkrankung passende Therapie. Susan war angenehm überrascht, als Sarah Sterns ihre Ankunft mit einem Lächeln und einem hastigen Dankeschön quittierte, während sie ihr zeigte, wo sie das Infusionstablett abstellen sollte. Sonst kümmerte sich niemand um Susan, und sie machte, daß sie weiterkam. Nach drei Sekunden in der wartenden Menge vor der Fahrstuhltür entschied sie sich für die Treppe. Schließlich waren es nur drei Stockwerke abwärts bis zur Intensivstation.
    Die Treppenstufen waren aus gehämmertem Metall und ursprünglich orange gestrichen. Mittlerweile zeigten sie jedoch ein dreckiges Braun, und nur in der Stufenmitte glänzte es, wo unzählige Fußtritte Farbe wie Schmutz abgewetzt hatten. Die Treppenhauswände waren aus Holz, dunkelgrau getüncht, aber auch hier siegte das Alter über die abblätternde Farbe. Irgendein Rohrbruch aus vergangenen Zeiten hatte seine Spuren hinterlassen: zu Flecken erstarrte Rinnsale an der rechten Wand, die sich von Stockwerk zu Stockwerk wiederholten und Susan jedesmal begrüßten, wenn sie um die Ecke bog, um die nächste Treppe in Angriff zu nehmen. Das einzige Licht im Treppenhaus kam von einer nackten Birne über jedem Absatz. Im vierten Stock war sie durchgebrannt, und Susan mußte sich im Halbdunkel vorantasten und die erste Stufe nach Gefühl erkunden. Ihr kamen die Entfernungen zwischen den einzelnen Stockwerken bemerkenswert groß vor.
    Als sie sich über das Metallgeländer lehnte, konnte sie bis hinunter in den Keller sehen, wo die quadratische Spirale der Stufen endete. Das Treppenhaus bedrückte Susan irgendwie, die modrig-dunklen Wände schienen sich immer enger um sie zu legen, eine Art atavistischer Angst stieg in ihr auf. Im Unterbewußtsein fühlte sie sich an einen Kindheitstraum erinnert, der ihr, obwohl viele Jahre nicht mehr geträumt, immer gegenwärtig war. Der Traum hatte nichts mit einem Treppenhaus zu tun, nur der Effekt war der gleiche: Susan suchte den Weg durch einen Tunnel mit ständig sich verändernden Umrissen und kam nicht voran. Im Traum hatte sie nie das Tunnelende erreicht, obwohl es der einzige Ausweg zu sein schien.
    Trotz der beunruhigenden Atmosphäre des Treppenhauses stieg Susan Stufe für Stufe weiter hinab. Ihre Tritte gaben ein metallisches, hohles Echo. Sie war mutterseelenallein, zum erstenmal seit dem Morgen konnte sie ein paar Minuten ungestört ihre Gedanken sammeln, und für kurze Zeit trat die Präsenz des Krankenhausbetriebs ein wenig in den Hintergrund.
    In ihrer Erinnerung komplizierte sich das Zwischenspiel mit Berman, doch genaugenommen war er gar nicht ihr Patient. Sie war nur zu einem Hilfsdienst hinzugezogen worden. Bermans Eigenschaft als Patient war nur insofern relevant, als dadurch überhaupt erst ihr Zusammentreffen möglich wurde. Aber Susan war nicht sicher, ob sie jetzt Haarspalterei betrieb. Auf dem Absatz des dritten Stocks hielt sie an.
    Es war ganz einfach: Sie hatte auf Berman als Frau reagiert. In gewisser Weise empfand sie das als beruhigend. Susan

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