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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Narkoserisiko schlechthin. Mark, das kann so nicht stimmen, das muß über dem Durchschnitt liegen. Heute früh in der Intensivstation haben Sie doch selbst gesagt, so was wie bei Nancy Greenly käme nur einmal in hunderttausend Fällen vor. Und jetzt reden Sie von sechs in fünfundzwanzigtausend Fällen und nennen das normal! Die Rate liegt einfach zu hoch, auch wenn Sie oder Harris oder wer immer das nicht wahrhaben wollen. Das bedeutet doch, daß bei den geringfügigsten Eingriffen so ein Risiko in Kauf genommen werden muß. Wissen Sie, je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr macht mir diese ganze Geschichte zu schaffen.«
    »Na, dann denken Sie eben nicht darüber nach. Kommen Sie, wir müssen weiter.«
    »Augenblick. Wissen Sie, was ich tun werde?«
    »Nein, und ich will’s auch nicht wissen.«
    »Ich werde mich diesem speziellen Problem widmen. Sechs Fälle, das dürfte für ein paar vertretbare Anhaltspunkte genügen. Ich muß sowieso eine Semesterarbeit machen. Schätze, das ist das mindeste, was ich Sean hier schuldig bin.«
    »Um Himmels willen, Susan, seien Sie doch nicht so melodramatisch.«
    »Bin ich überhaupt nicht. Ich reagiere nur auf eine Herausforderung. Eigentlich war es sogar Sean, der mich herausgefordert hat. Mich als Ärztin. Und ich hab’ da versagt, hab’ weder professionell reagiert noch sonstwie gezeigt, daß ich über den Dingen stehe. Man kann sogar sagen, ich hätte mich wie ein Schulmädchen aufgeführt. Das hier ist die zweite Herausforderung, diesmal aber eine intellektuelle, ein sehr ernstes, schwieriges Problem. Vielleicht kann ich mich hier besser bewähren. Könnte es denn nicht sein, daß diese Fälle ganz neue Erkenntnisse bringen? Am Ende haben wir es hier mit einem neuen Anästhesie-Problem zu tun, das mit irgendwelchen gesundheitlichen Einwirkungen im früheren Leben der Patienten zusammenhängt.«
    »Na, viel Spaß.« Bellows sammelte die Utensilien zusammen. »Aber, ehrlich, Susan, ich glaub’ kaum, daß Sie auf diese Weise Ihre persönlichen Probleme bewältigen können. Dafür ist die Sache viel zu schwierig. Meiner Ansicht nach verschwenden Sie nur Ihre Zeit. Ich hab’ Ihnen doch gesagt, Dr. Billing, der Anästhesist im Fall Greenly, hat die ganze Sache geradezu mit dem Mikroskop untersucht. Und Sie können mir glauben, der hat was auf dem Kasten. Seiner Auskunft nach gibt es nichts, nicht den geringsten Anhaltspunkt dafür, wie das passiert sein könnte.«
    »Ich nehme Ihre Unterstützung gern an, Mark. Und ich werde mit Ihrer Patientin in der Intensivstation beginnen.«
    »Augenblick, meine Liebe. Eins will ich mal ganz klar machen.« Bellows hob den Zeigefinger. »Jetzt, wo Harris verrückt spielt, will ich mit der Sache nichts zu tun haben, nicht die Spur, kapiert? Wenn Sie blöd genug sind, sich da einzumischen, ist das von A bis Z allein Ihre Angelegenheit.«
    »Mark, Sie kommen mir vor wie ein Wurm.«
    »Aber ein Wurm, der weiß, wie die Wirklichkeit im Krankenhaus aussieht, und der Chirurg werden will.«
    Susan sah ihm in die Augen. »Wissen Sie, Mark, deutlicher hätten Sie es gar nicht sagen können.«

 
Montag
23. Februar
13 Uhr 53
     
    Die Cafeteria hatte nichts besonders Typisches aufzuweisen; sie hätte in tausend Krankenhäusern liegen können. Die Wände waren aus dumpfem Gelb, das vertrocknetem Senf ähnelte, die Decke bestand aus schalldämpfenden Platten. Am Anfang des langen, I-förmigen Serviertresens stapelten sich die Tabletts.
    Der ausgezeichnete Ruf des Memorial machte vor seiner Kantine halt. Arme, hungrige Individuen, die hier Sättigung suchten, bekamen gleich beim Eintreten einen Schock, wenn ihr Blick auf die übereinandergestapelten Salatschüsseln fiel. Die grünen Blätter waren so knackig wie alte Papiertaschentücher.
    Die Abteilung für warmes Essen lüftete nur selten ihre Geheimnisse. Fast jedes Gericht schmeckte gleich, kaum eines war äußerlich vom anderen zu unterscheiden. Nur die Teller mit Möhren und Maisgemüse bildeten eine Ausnahme: Die Karotten schmeckten auf unverwechselbare Weise widerlich und die Maiskörner nach gar nichts.
    Am frühen Nachmittag gegen Viertel vor zwei war die Kantine fast leer. Die paar Leute, die herumsaßen, waren meist Küchen angestellte, die sich nach dem großen Andrang ausruhten. Trotz des schlechten Essens war die Cafeteria mittags voll; denn nur wenige konnten sich mehr als eine halbe Stunde Pause gestatten. Deshalb nahm man aus Zeitmangel das Kantinenmartyrium auf sich.
    Susan

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