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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Pupille.
    »Neurolept-Anästhesie, in Kombination mit Lachgas«, gab Harris Auskunft. »Bei dem Mädchen wurde Halothan verwandt. Wenn wir es mit dem gleichen klinischen Befund zu tun haben, dann war nicht der Narkosewirkstoff die Ursache.« Harris sah von den Aufzeichnungen zu Goodman. »Warum haben Sie die Extradosis Innovar verabreicht, Norman, gegen Ende des Eingriffs?«
    Dr. Goodman antwortete nicht. Harris mußte ihn noch einmal ansprechen.
    Dann erwachte Goodman aus seiner Trance. »Der Patient schien vorzeitig wach zu werden.«
    »Aber warum so spät noch Innovar? Wäre Fentanyl, für sich allein, nicht besser gewesen?«
    »Kann sein. Ich hätte nur Fentanyl nehmen sollen. Aber das Innovar schien mir genau richtig, und ich wollte sowieso nur noch einen Kubikzentimeter geben.«
    »Kann man denn gar nichts tun?« In Susans Stimme klang Verzweiflung mit. Vor ihrem inneren Auge wechselten sich Bilder von Nancy Greenly und Berman in rasender Folge ab. Er hatte so voller Vitalität gesteckt, und nun die leblose, wächserne Gestalt vor ihr!
    »Es ist bereits alles getan worden«, sagte Dr. Harris. »Jetzt kann man nur abwarten, in welchem Umfang die Hirntätigkeit wiederauflebt, sofern überhaupt. Die Pupillen sind enorm erweitert und zeigen keinerlei Reflexe. Nicht gerade ein ermutigendes Zeichen. Wahrscheinlich bedeutet es extensive Zellzerstörungen im Gehirn.«
    Susan fühlte Übelkeit aufsteigen. Dann schauderte ihr, und sie spürte eine seltsame Leere im Kopf. Vor allem aber war sie von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung erfüllt. Sie konnte nicht an sich halten.
    »Das ist einfach zuviel!« rief sie, und ihre Stimme zitterte. »Ein normaler, gesunder Mann kommt zu einem leichten Eingriff. Und dann endet er auf diese Weise … Du lieber Gott, das kann doch nicht so weitergehen! Zwei junge Menschen in weniger als zwei Wochen. Das ist doch ein untragbares Risiko. Warum schließt der Chef der Anästhesie nicht die Abteilung? Hier ist doch irgendwas ganz und gar nicht in Ordnung! Ich meine, es ist doch absurd, so …«
    Robert Harris, dessen Augen sich gefährlich verengt hatten, unterbrach den Wortschwall. Bellows war die Kinnlade herabgesunken, er sah aus, als würde er sich am liebsten unsichtbar machen.
    »Der Chef der Anästhesie bin zufällig ich, mein Fräulein. Und, wenn die Frage erlaubt ist, wer sind Sie?«
    Susan wollte antworten, aber Bellows kam ihr zuvor: »Das ist Susan Wheeler, Dr. Harris, Medizinstudentin im dritten Jahr, die hier in der Chirurgie praktiziert, und, ja … wir wollten hier nur schnell arteriell Blut abnehmen, dann verschwinden wir wieder.« Eifrig, aber mit leichtem Zittern nahm Bellows die Vorbereitungen an Bermans Handgelenk wieder auf.
    »Miss Wheeler«, begann Dr. Harris in herablassendem Tonfall, »Ihr Gefühlsausbruch ist unangebracht und bringt uns überhaupt nicht weiter. In einem solchen Fall gilt es, den Kausalfaktor herauszufinden. Wie ich Dr. Bellows gegenüber soeben erwähnte, war die Anästhesie in beiden Fällen unterschiedlicher Natur. Und die Narkoseversorgung war beide Male einwandfrei, bis auf ein paar unwichtige Details, über die man vielleicht streiten könnte. Kurz gesagt: In beiden Fällen handelte es sich offensichtlich um unabwendbare idiosynkratische Reaktionen auf die Kombination von Narkose und Eingriff. Man muß versuchen, anhand dieser Fälle aufzudecken, ob es Mittel zur Verhinderung solcher verhängnisvollen Erscheinungen gibt, oder wenigstens Prognosemöglichkeiten. Gleich die ganze Anästhesie in Bausch und Bogen zu verdammen und der Bevölkerung notwendige Operationen zu verweigern, wäre viel schlimmer, als ein gewisses minimales Narkoserisiko in Kauf zu nehmen. Was wir …«
    »Aber zwei Fälle in acht Tagen! Das kann man doch kein minimales Risiko nennen«, unterbrach ihn Susan.
    Bellows versuchte, ihr zu signalisieren, sie solle sich um Himmels willen nicht weiter mit Dr. Harris anlegen. Aber Susan beachtete ihn nicht, sondern blickte den Chef-Anästhesisten unverwandt an. Ihre Verzweiflung war in Trotz umgeschlagen. »Wie viele solcher Fälle sind im letzten Jahr aufgetreten?« wollte sie wissen.
    Harris nahm sich Zeit. Mehrere Sekunden lang sah er Susan forschend an. Dann sagte er: »Mir scheint, die Unterhaltung nimmt die Form eines Kreuzverhörs an. Insofern ist sie ebenso unerträglich wie überflüssig.« Ohne auf Antwort zu warten, strebte Harris an Susan vorbei dem Ausgang zu.
    Susan drehte sich nach ihm um. Bellows ergriff ihren

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