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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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durch Viren handelte oder um die Nachwirkung einer früheren Infektion. Könnte doch sein, daß die das Gehirn anfällig macht gegen bestimmte Drogen oder leichte Formen von Sauerstoffmangel.«
    Das Ergebnis, dachte Susan, könnte sehr gut als das Wheeler-Syndrom in die Medizin eingehen, und sie brauchte sich um ihre berufliche Zukunft nicht mehr zu sorgen. Ihr war klar, daß der Entdecker einer Krankheit in der Regel viel berühmter wurde als derjenige, der die Heilung ermöglichte. »Am Ende können Sie später noch stolz darauf sein, mit mir zusammengearbeitet zu haben.« Susan versuchte, die eigene Euphorie durch einen Scherz zu relativieren.
    »Großer Gott!« Bellows vergrub den Kopf in den Händen. »Was für eine Phantasie! Na schön – Narrenfreiheit für Naivlinge. Aber Susan, im Ernst, Sie sind hier nicht im medizinischen Himmel, sondern haben sehr weltliche Aufgaben und Verantwortungen. Schließlich sind Sie nichts als eine Studentin, ganz unten auf der Leiter. Und wenn Sie sich nicht in Bewegung setzen und sich um die Station kümmern, glauben Sie mir, dann fallen Sie auch da noch runter! Also gut, ich geb’ Ihnen noch einen Tag für Ihr Projekt, unter der Bedingung, daß Sie morgen früh bei der Visite anwesend sind. Danach müssen Sie sich auf den Feierabend beschränken. Wenn ich Sie inzwischen brauche, werd’ ich Sie ausrufen lassen, und Sie melden sich gefälligst, kapiert?«
    »Kapiert.« Susan sah ihm in die Augen. »Aber eine Hand wäscht die andere.«
    »Was?«
    »Suchen Sie diese Artikel hier für mich raus und lassen Sie sie fotokopieren. Ich geb’ Ihnen das Geld später zurück.« Susan schob ihm die Liste über den Tisch, sprang auf und war verschwunden, bevor Bellows protestieren konnte. Er sah auf den Zettel und zählte: 37 medizinisch-wissenschaftliche Artikel. Doch da er die Bibliothek in- und auswendig kannte, fand er die fraglichen Bände schnell und markierte die Artikel mit Lesezeichen. Dann schleppte er die erste Ladung zum Pult und bat die Bibliothekarin um die benötigten Fotokopien. Die Kosten würde er übernehmen.
    Bellows wußte: Er war wieder manipuliert worden, aber da es nur zehn Minuten gedauert hatte, machte es ihm nicht viel aus. Und die würde er sich zurückholen, mit Zins und Zinseszins.
    Und außerdem hatte er recht gehabt. Susans Figur war wirklich phantastisch.

 
Montag
23. Februar
17 Uhr 5
     
    Als sie Bellows erzählt hatte, daß die Anzahl der postanästhetischen Koma-Fälle im Memorial hundertfach über dem Landesdurchschnitt lag, war Susan sich bewußt gewesen: Diese Kalkulation basierte allein auf der Zahl sechs, die Harris in seinem Wutausbruch genannt hatte. Sie mußte die Zahl überprüfen. Lag sie in Wirklichkeit höher, gab es einen noch zwingenderen Grund, sich diesem Thema zu widmen, und wer wollte sie dann bremsen? Vor allem brauchte Susan die Namen der Patienten, um sich die entsprechenden Unterlagen besorgen zu können. Denn in ihren Recherchen war nun der Punkt erreicht, wo sie auf Fakten angewiesen war.
    Zu diesem Zweck, das war ihr klar, mußte sie sich Zugang zum Zentralcomputer verschaffen. Harris würde die Namen der Patienten bestimmt nicht freiwillig preisgeben. Und Bellows schien nicht genügend motiviert, um ihr zu helfen. Der beste Weg war, selbst auf Informationsjagd zu gehen. Und sie dankte den Göttern wieder einmal, daß sie seinerzeit im College den Einführungskurs für Computer-Programmierung belegt hatte. Was sie dort gelernt hatte, kam ihr in ihrer Studienzeit nicht zum erstenmal zustatten.
    Die Computerzentrale des Krankenhauses nahm im Hardy-Trakt das gesamte Obergeschoß ein. Der symbolische Aspekt, daß der Genosse Computer hoch über allen anderen thronte, gab im Memorial Anlaß zu mancherlei Anspielungen, und die gängige Formel »mit etwas Hilfe von oben« hatte hier ihren besonderen Sinn.
    Als sie im 18. Stock ankam und aus dem Fahrstuhl ins Foyer trat, wußte Susan, daß nur kühne Improvisation ihr weiterhelfen konnte. Durch die Glastrennwände blickte sie in den Vorraum der Datenzentrale. Dort sah es aus wie in einer Bank. Nur bestand die Währung hier nicht aus Geld, sondern aus Informationseinheiten.
    Susan wagte sich in den Vorraum und marschierte direkt auf eine Art Tresen zu, der sich an der ganzen rechten Wand entlangzog. Im Raum befanden sich acht Leute. Die meisten saßen auf bequem aussehenden, mit blauem Cord bezogenen Stühlen; ein paar standen, über Computerformulare gebeugt, am Tresen. Als Susan

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