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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Sie trug den Code in den dafür reservierten Platz auf dem Fragebogen ein: unter einer roten Doppellinie mit dem Vermerk »Nicht ausfüllen«.
    Dann wartete sie, bis der Mann am Tisch den nächsten Auftrag erhielt. Zum Glück dauerte es nicht lange. Etwa vier Minuten später kam der Aufzug. Durch die Glaswand sah sie, wie ein Mann sich ungeduldig den Weg nach draußen bahnte, noch bevor die Tür ganz aufgegangen war, ein schmächtiger Vierziger mit schütterem blonden Haar, der nervös mit einem Bündel Computerformulare wedelte.
    »George«, sagte er, als er am Tisch angekommen war, »Sie müssen mir helfen.«
    »Aha, wenn das nicht mein alter Freund Henry Schwartz ist«, meinte der Dicke. »Na ja, für die Buchhaltung sind wir immer da. Schließlich füllt ihr unsere Gehaltsanweisungen aus. Was darf’s denn sein?«
    Susan trug auf ihrem Fragebogen »Henry Schwartz« als Fragesteller ein. In das Kästchen für die verantwortliche Abteilung schrieb sie »Buchhaltung«.
    »Da sind ’ne ganze Menge Anfragen, aber vorrangig brauche ich eine Liste von allen Rot-Kreuz-Blutspendern, die hier letztes Jahr operiert wurden.« Henry schleuderte seine Worte wie ein Maschinengewehr heraus. »Fragen Sie mich nicht, wozu, Sie würden umfallen vor Lachen, das können Sie mir glauben. Aber trotzdem brauch’ ich’s, und zwar möglichst gestern. Die Tagschicht hätte das schon besorgen müssen.«
    »Wir können’s in etwa einer Stunde schaffen. Sagen wir, bis sieben.« George heftete die Fragebogen mit dem Klammerapparat zusammen und legte sie in den Eingangskorb.
    »George, Sie retten mir wieder mal das Leben!« Schwartz fuhr sich mit der Hand durch das stark gelichtete blonde Haar. Schon auf dem Weg zurück zum Fahrstuhl rief er: »Punkt sieben bin ich wieder hier.«
    Susan sah, wie Schwartz den Abwärts-Knopf am Lift malträtierte und dann nervös vor der Tür auf und ab lief. Offensichtlich hielt er empörte Selbstgespräche. Als ihn der Fahrstuhl endlich geschluckt hatte, blickte Susan gespannt auf die Anzeigetafel. Der Lift hielt erst im sechsten Stock, danach im dritten und schließlich im ersten. Sie würde nachsehen müssen, in welcher Etage die Buchhaltung lag.
    Als nächstes nahm sie ein leeres Formular, legte es sorgfältig über ihr ausgefülltes und ging die paar Schritte zum Tisch.
    »Ach, entschuldigen Sie bitte …« Susan zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht, von dem sie nur hoffen konnte, daß es seine Wirkung nicht verfehlte. George sah auf; seine Augen blickten über den schwarzen Rand der dicken Brille, die auf halber Nasenhöhe hing. »Ich bin Medizinstudentin«, fuhr Susan fort und legte soviel Süße in die Stimme wie möglich, »und interessiere mich sehr für den Computer hier im Krankenhaus.« Sie hielt die Fragebogen hoch.
    »Ach, Studentin, was?« George lehnte sich jovial lächelnd zurück.
    »Ja.« Susan nickte. »Ich bin der Ansicht, daß der Computer in der Medizin eine immense Rolle spielt. Da sind die Möglichkeiten bestimmt noch längst nicht ausgeschöpft. Und, wissen Sie, weil die Datenverarbeitung nicht zu unserem Ausbildungsprogramm gehört, dachte ich, vielleicht könnte ich mal hier raufkommen und mir das auf eigene Faust anschauen.«
    George sah Susan an, blickte dann über die Schulter durch die Glaswand auf die schimmernde Maschinerie. Voller Stolz wandte er sich wieder Susan zu.
    »Ja, das ist wirklich eine enorme Einrichtung, Miss …«
    »Susan Wheeler.«
    »Ja, eine großartige Geschichte, Miss Wheeler.« George lehnte sich vor und dämpfte die Stimme, als enthülle er das Geheimnis aller Geheimnisse. »Wissen Sie, Miss Wheeler, ohne den Apparat da wäre das ganze Krankenhaus aufgeschmissen.«
    »Das glaub’ ich Ihnen gern. Und weil ich mal sehen wollte, wie er arbeitet, hab’ ich hier den Fragebogen studiert.« Susan hielt ihm die Blätter so hin, daß er nur den leeren Bogen sehen konnte, aber George hatte sich schon wieder zu seinem elektronischen Liebling umgedreht.
    »Ich würde gern erfahren, wie man ihn ausfüllt«, sagte Susan. Sie griff in den Eingangskorb und nahm den zusammengeklammerten obersten Stapel heraus. »Mich interessiert nämlich, wie die Anfragen in den Computer gefüttert werden. Darf ich mir mal einen hiervon ansehen?« Sie legte die von Schwartz eingereichten Formulare über ihre eigenen.
    »Klar.« George hatte sich wieder zu ihr umgedreht. Er stand auf und lehnte sich zu Susan herüber, die linke Hand auf den Tisch gestützt. Mit der anderen deutete

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