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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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stieß er den einen Flügel auf, mit der rechten hielt er den anderen zu. Er lehnte sich durch den Spalt, sein Kopf entschwand Susans Blick.
    »Hallo, Hamburger, wen haste denn da gerade vor?«
    Von drinnen war eine Stimme zu hören, aber Susan konnte die Worte nicht verstehen.
    »Crawford! Dachte, der wäre für den Leichenbeschauer.« Abermals entstand eine Pause, dann kam der Assistenzarzt wieder ganz zum Vorschein. Im selben Augenblick schrillte der Wecker zum zweitenmal. Der Mann im Kittel sprühte noch mehr Wasser über die Glasplättchen.
    »Wie üblich«, sagte er. »Der Leichenbeschauer hat die beiden Fälle unserer Abteilung überstellt, fauler Hund, der. Jedenfalls sind die gerade mit Crawford beschäftigt.«
    »Danke«, sagte Susan. »Ob ich mal reingehen kann, nur auf einen Blick?«
    »Immer zu, Sie sind uns jederzeit willkommen.« Der Assistenzarzt zuckte leicht die Schultern.
    Vor der Tür blieb Susan einen Moment stehen, spürte aber den Blick des Mannes im Rücken. Sie stieß einen Türflügel auf und betrat den anderen Raum.
    Der war wesentlich größer, quadratisch geschnitten, alt und schmuddelig. Die Fliesen an den Wänden, vormals weiß, waren vielfach gesprungen, manche fehlten ganz. Der Boden war mit grauen Steinplatten belegt. Mitten im Raum standen drei Marmortische mit angeschrägten Platten, die ständig bewässert wurden. Das Wasser strömte glucksend durch einen Abfluß am Plattenende. Über den Tischen hingen jeweils eine Strahllampe, eine Waage und ein Mikrofon. Rechts und links von Susan standen, etwas erhöht, Bänke, offenbar Überbleibsel aus einer Zeit, als die Leichen hier vor Publikum aufgeschnitten wurden.
    Eine der abgeschirmten Lampen brannte, und zwar über dem Tisch, der Susan am nächsten stand. Der ziemlich schmale Strahl fiel auf den darunterliegenden nackten Körper. Zu beiden Seiten des Tisches stand jeweils ein Pathologe. Die Männer trugen Schürzen aus Ölzeug und Gummihandschuhe. Der Lichtkegel bewirkte, daß der Rest des Raumes in gelblichen Halbschatten versank, wie auf einem Bild von Rembrandt. Auch der mittlere Tisch lag im Dunkeln. Trotzdem sah Susan darauf eine weitere, ebenfalls nackte Leiche. An der rechten großen Zehe hing ein Namensschild. Über Brust und Unterleib verlief ein großer y-förmiger Einschnitt, der wieder zugenäht worden war. Der dritte, von Susan am weitesten entfernte Tisch war kaum zu erkennen, doch er schien leer zu sein.
    Susans Eintritt schien auch das letzte Leben im Raum zum Stillstand zu bringen. Beide Ärzte starrten ihr mit leicht gebeugten Köpfen entgegen, um dem blendenden Lichtstrahl zu entgehen. Einer der beiden, der einen Schnurrbart und lange Koteletten trug, war im Begriff, den y-förmigen Schnitt an der Leiche wieder zuzunähen. Susan sah, daß es sich um den Körper eines Mannes handelte. Der zweite Arzt, fast einen Kopf größer als sein Kollege, stand vor einem Bassin mit den herausgenommenen Organen.
    Nachdem der Größere Susan gründlich gemustert hatte, fuhr er mit seiner Arbeit fort. Mit der Linken langte er in das Organgemenge und ergriff die Leber. Die Rechte packte ein langes, rasierklingenscharfes Fleischermesser. Ein paar kurze Schnitte genügten, und die Leber war von den übrigen Organen abgetrennt. Mit einem unangenehmen Laut fiel sie in die Waagschale. Mit dem Fuß betätigte der Pathologe ein Pedal am Boden und sprach in das Mikrofon: »Die Leber erscheint in einem rötlichen Braun mit leicht marmorierter Oberfläche. Absatz … Ihr Gewicht beträgt … zwei Komma vier Kilogramm. Punkt.« Er nahm die Leber aus der Schale und ließ sie wieder in das Bassin gleiten.
    Susan ging auf die Gruppe zu. Ein leichter Fischgeruch hing in der Luft und legte sich mit öliger Penetranz auf die Lungen, wie in einer seit längerer Zeit nicht mehr gesäuberten Bahnhofstoilette.
    »Leber fühlt sich etwas fester als gewöhnlich an, ist jedoch geschmeidig. Punkt.« Das Messer blitzte im Licht, und das Organ fiel auseinander. »Die Schnittfläche zeigt leicht vergrößerte lobäre Muster. Punkt.« Wieder fuhr das Messer an vier, fünf Stellen in die Leber. Dann hielt der Arzt ein Stück aus der Organmitte in der Hand. »Die Schnittprobe zeigt keinerlei Auffälligkeiten. Punkt.«
    Susan wagte sich an das Fußende des Tisches vor. Genau vor ihr befand sich der glucksende Abfluß. Der größere Pathologe wollte nach einem neuen Organ greifen, hielt aber inne, als sein Kollege Susan ansprach.
    »Hallo! Na, so was

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