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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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vorgehabt, Susan so schnell und auf diese Art einzuladen. Aber er war mit sich zufrieden: Das Ganze hatte sich schön spontan angehört, und wenn sie jetzt ablehnte, vergab er sich nichts. Alles klang mehr nach ärztlichem Ratschlag als nach einem Rendezvous.
    »Abendessen? Ja, prima. So ’ne Einladung auszuschlagen, kann ich mir gar nicht leisten, nicht einmal gegenüber einem Wurm. Aber, Mark, jetzt mal zur Sache, wie hießen die beiden Patienten, die heute starben?«
    »Crawford und Ferrer. Lagen auf Beard sechs.«
    Susan biß sich wieder auf die Unterlippe, als sie die Namen in ihr Notizbuch schrieb. »Um die werd’ ich mich morgen früh mal kümmern müssen, oder …« Sie sah auf die Uhr. »Vielleicht geht das schon heute abend? Wenn Autopsien angeordnet wurden, wann werden sie dann ausgeführt?«
    »Wahrscheinlich heute abend oder morgen früh als erstes.« Bellows zuckte mit den Schultern.
    »Dann werd’ ich heute abend mal nachforschen.« Susan faltete ihren Computerbogen zusammen. »Vielen Dank, Mark. Sie waren mir wieder eine große Hilfe.«
    »Wieder?«
    »Ja, und besten Dank für die Fotokopien von den Artikeln. Aus Ihnen wird noch ’ne erstklassige Sekretärin.«
    »Sie können …«
    »Na, na, wer wird denn … Also, bis morgen abend. Wie wär’s mit dem Ritz? Hab’ da schon seit ein paar Wochen nicht mehr gespeist.«
    Susan war bereits auf dem Weg zur Tür.
    »Halt, nicht so eilig, Susan. Morgen früh seh’ ich Sie bei der Visite. Um Punkt halb sieben. Denken Sie an unsere Absprache. Ich decke Ihre Machenschaften unter der Voraussetzung, daß Sie sich bei den Visiten sehen lassen, und auch dann nur noch einen Tag.«
    »Mark, wirklich, Sie sind so ein lieber Junge. Werden Sie doch nicht bockig, wollen wir uns denn schon zanken?« Mit koketter Geste schob sie sich eine goldene Haarsträhne in die Stirn. »Ich werd’ mehr oder weniger die ganze Nacht brauchen, um das Zeug zu lesen, das Sie mir abgelichtet haben. Und ich benötige morgen den ganzen Tag. Morgen abend sprechen wir weiter.«
    Und schon war sie weg. Als Bellows seinen Kaffee austrank, stellte er fest, daß er bei Susan offenbar ganz gut vorankam. Dann stand er auf. Ein Haufen Arbeit wartete noch auf ihn.

 
Montag
23. Februar
20 Uhr 32
     
    Die Pathologie war im Keller des Hauptgebäudes untergebracht. Susan stieg die Stufen hinab und fand sich mitten in einem Kellerflur wieder, der nach rechts in der Dunkelheit verschwand und sich links hinter Ecken verflüchtigte. Alle sieben bis zehn Meter leuchteten nackte Glühbirnen von der Decke; ihr Schein hüllte den Gang in ein ungemütliches Halblicht und malte ein seltsames Schattenmuster hinter den Wirrwarr der Röhren an der Decke. Irgend jemand hatte sich der vergeblichen Mühe unterzogen, etwas Farbe in die trübe Unterwelt zu bringen, und die Wände mit gezackten grellorangen Farbstreifen verziert.
    Direkt gegenüber sah Susan einen Pfeil, der nach links zeigte, und darüber den Hinweis: Pathologie. Susan folgte dem Wegweiser. Ihre Schuhe klapperten hohl auf dem Betonfußboden, als wollten sie dem Zischen aus den Dampfleitungen Konkurrenz machen. Die Atmosphäre war bedrückend, und daß ihr Ziel hier unten, mitten in den Eingeweiden des Riesenhospitals lag, empfand Susan als unheilschwanger. Ihrem Besuch im pathologischen Labor sah sie keineswegs mit kühnem Blick entgegen. Für Susan war die Pathologie sozusagen die dunkle Seite der Medizin, ein Zweig der Wissenschaft, der sich mit dem Ergebnis medizinischen Versagens beschäftigte: mit dem Tod. Es konnte noch soviel die Rede davon sein, daß die von den Pathologen untersuchten Gewebeproben wichtige Erkenntnisse brachten, die den Lebenden das Leben verlängern halfen – für Susan zählte das alles nicht. Während ihrer pathologischen Ausbildung hatte sie nur einer Autopsie beigewohnt, und für ihren Geschmack war das schon eine zuviel gewesen. Nie war ihr das Leben so verletzbar vorgekommen und der Tod so endgültig wie damals, als die beiden übergewichtigen Pathologie-Heroen sich vor ihren Augen mit einem frisch verstorbenen Patienten beschäftigten.
    Die Erinnerung an jene Szenen war wie Blei an Susans Füßen, bewegte sie aber nicht zur Umkehr. Nichts konnte sie aufhalten. Nach einer Strecke, die ihr entsetzlich lang vorkam, bog der Korridor erst nach links, dann wieder nach rechts ab. Nervös warf sie einen Blick über die Schulter zurück und fragte sich, ob sie die Tür übersehen haben könnte. Mit steigendem Unbehagen

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