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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Dank, daß Sie mich angehört haben.« Susan griff nach ihrem Computerblatt.
    »Tut mir leid, aber ich fürchte, diese Information kann Ihnen nicht länger zugänglich gemacht werden.« Dr. Nelson schob seine Rechte zwischen Susans Hand und das Datenblatt.
    Susan hielt ihre Hand sekundenlang ausgestreckt. Wieder hatte sie die Reaktion Dr. Nelsons wie ein Blitz aus heiterem Himmel getroffen. Ihr schien es geradezu absurd, daß er Material konfiszieren wollte, nachdem es bereits in ihrem Besitz gewesen war.
    Aber sie beherrschte sich und sagte kein weiteres Wort. Ohne Dr. Nelson anzusehen, suchte sie ihre Sachen zusammen und ging. Im selben Augenblick griff Dr. Nelson zum Telefonhörer.

 
Dienstag
24. Februar
10 Uhr 48
     
    Im Büro von Dr. Harris füllte die neueste Literatur über Anästhesie einen ganzen Bücherschrank. Manche Werke bestanden aus gebündelten Fahnenabzügen: Vorausexemplare, die ihm zur Begutachtung zugeschickt worden waren. Susan empfand das als hochwillkommene zusätzliche Informationsquelle. Sie musterte die Titel, auf der Suche nach Büchern, die sich speziell mit Komplikationen befaßten. Sie fand eines und notierte sich Titel und Verlag. Dann hielt sie Ausschau nach allgemeinen Texten, die ihr in der Bibliothek möglicherweise entgangen waren. Und prompt wurde sie fündig. Das Buch hieß: »Coma: Pathophysiological Basis of Clinical States«. Sofort nahm sie den Band heraus, blätterte ihn durch und las die Kapitelüberschriften. Wenn sie doch nur früher auf das Buch gestoßen wäre, dachte sie, es hätte eine gute Grundlage für ihre Studien abgegeben.
    Die Tür öffnete sich, und als Susan aufsah, stand sie Dr. Harris zum zweitenmal Auge in Auge gegenüber. Sein starrer Blick schüchterte sie ein, aber irgendwie ärgerte es sie auch, daß er nicht die leiseste Geste des Wiedererkennens machte oder auch nur die Spur eines verbindlichen Lächelns für sie übrig hatte. Daß sie in seinem Büro auf ihn gewartet hatte, war nicht ein Beweis ihrer Dreistigkeit, sondern entsprach der Anordnung von Harris’ Sekretärin, die den Termin vereinbart hatte. Trotzdem fühlte sich Susan jetzt als Eindringling in eine wohlgehütete Privatsphäre. Und daß er sie mit einem seiner Bücher in der Hand ertappt hatte, machte die Sache noch schlimmer.
    »Vergessen Sie nicht, den Band wieder dahin zu stellen, wo Sie ihn hergenommen haben«, sagte Harris und schloß die Tür. Er sprach langsam und überdeutlich wie zu einem Kind. Mit gemessenen Bewegungen zog er den langen weißen Mantel aus und hängte ihn an einen Haken an der Tür. Ohne ein weiteres Wort nahm er hinter seinem Schreibtisch Platz, schlug einen Aktendeckel auf und fing an, Eintragungen zu machen. Er tat, als wäre Susan überhaupt nicht anwesend.
    Sie schlug das Buch zu und stellte es in das Regal zurück. Dann ging sie wieder zu dem bequemen Direktorensessel am Schreibtisch, in dem sie sich vor einer halben Stunde niedergelassen hatte.
    Dr. Harris saß direkt vor dem einzigen Fenster, und das einfallende Licht verlieh seiner Erscheinung einen seltsamen Schimmer. Susan war es, als müßte sie die Augen zusammenkneifen, um nicht geblendet zu werden.
    Die braune Haut seiner Arme bildete einen perfekten Hintergrund für die goldene Digitaluhr am linken Handgelenk. Seine massiven Unterarme verjüngten sich zu überraschend schmalen Gelenken. Der Jahreszeit und der Temperatur zum Trotz trug er ein kurzärmeliges blaues Hemd. Es dauerte mehrere Minuten, bis er mit seiner Schreiberei fertig war. Als er den Aktendeckel geschlossen hatte, klingelte er nach seiner Sekretärin. Erst danach nahm er von Susan Notiz.
    »Miss Wheeler, ich bin allerdings überrascht, Sie hier in meinem Büro zu sehen.« Dr. Harris lehnte sich langsam in seinem Stuhl zurück. Er schien gewisse Schwierigkeiten zu haben, ihr direkt in die Augen zu sehen. Seine Stimme klang kalt wie Marmor. Es entstand ein Schweigen.
    »Ich wollte mich entschuldigen«, sagte Susan schließlich. »Weil mein Benehmen gestern im Aufwachsaal respektlos und impertinent gewirkt haben muß. Aber Sie wissen wahrscheinlich, daß dies hier meine ersten klinischen Erfahrungen sind. Die Krankenhausumgebung ist für mich fremd, vor allem die Atmosphäre im Aufwachsaal. Und dann kam noch dieser seltsame Zufall dazu. Sie müssen wissen: Etwa zwei Stunden vor unserem Zusammenstoß hatte ich den Patienten kennengelernt, um den es ging. Ich hatte ihm die vorbereitende Infusion angelegt.«
    Susan machte eine Pause

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