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Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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an Gesichtslähmung. Beide waren sonst kerngesund, mit der Ausnahme, daß einer ein Glaukom hatte. Es gibt bei beiden keinerlei Erklärung für den Atemstillstand, und ich halte es durchaus für möglich, daß hier eine Verbindung zu den anderen Koma-Fällen besteht. Mit anderen Worten: Ich glaube, ich habe hier zwölf Fälle, die, möglicherweise mit graduellen Unterschieden, auf ein und dasselbe Problem hinauslaufen. Und wenn Bermans Zustand sich nicht ändert, sind es dreizehn. Dreizehn Menschen, die das Opfer eines unerklärlichen Phänomens wurden. Und wohl am gravierendsten ist, daß die Kurve offenbar ansteigt, vor allem der Fälle, die in Verbindung mit Narkose stehen. Das scheint sich in immer kürzeren Abständen zu ereignen. Jedenfalls bin ich entschlossen, der Sache so gut ich kann auf den Grund zu gehen. Aber um meine Untersuchungen fortsetzen zu können, brauche ich Hilfe, und zwar von jemandem wie Ihnen. Vor allem brauche ich Vollmacht, die Datenbank zu benutzen. Wir müssen wissen, wie viele weitere Fälle der Computer womöglich nennen kann, sofern er direkt gefragt wird. Außerdem brauche ich die Krankenblätter der zurückliegenden Fälle.«
    Harris lehnte sich vor und legte die Arme auf den Tisch.
    »Also haben die Internisten denselben Ärger«, murmelte er halblaut vor sich hin. »Davon hat Jerry Nelson nichts gesagt.«
    Dann sah er Susan an und fuhr mit normal lauter Stimme fort: »Miss Wheeler, Sie bohren hier in offenen Wunden herum. Ich muß zugeben, es ist ganz wohltuend, wenn jemand, frisch aus dem Tempel der Theorie, sich um klinische Probleme kümmert. Aber das hier ist nicht der angemessene Forschungsgegenstand für Sie. Für diese Feststellung habe ich eine Menge Gründe. Erstens: Das Problem des Koma ist viel komplexer, als es Ihnen erscheinen mag. Koma ist sozusagen ein Wegwerf-Terminus, nur eine Beschreibung. Und es ist geradezu absurd, wenn jemand kommt und behauptet, alle Koma-Fälle hängen zusammen, nur weil der verursachende Faktor nicht genau bekannt ist. Miss Wheeler, ich rate Ihnen, sich für Ihre Semesterarbeit, wie Sie das nennen, ein spezifischeres Thema zu suchen und die Finger von derartigen Spekulationen zu lassen. Und was Ihr Hilfeersuchen betrifft, so muß ich zugeben, mir fehlt dafür einfach die Zeit. Und schließlich lassen Sie mich etwas gestehen, was Sie ohnehin schon bemerkt haben dürften: daß ich nicht gerade wild auf Frauen in der Medizin bin.«
    Harris zeigte mit dem Finger auf Susan, als müsse er sie mit einer Pistole in Schach halten.
    »Für Frauen ist die Medizin doch nur ein Spiel, eine Beschäftigung auf Zeit bestenfalls, was Schickes, und später? Na ja, mal sehn. Für sie ist es eine Laune. Und außerdem sind sie alle hoffnungslos emotional und …«
    »Dr. Harris, hören Sie doch mit dem Unsinn auf!« Susan hob den Stuhl hoch und ließ ihn wieder fallen, so wütend war sie. »Ich bin nicht hergekommen, um mir einen derartigen Quatsch anzuhören, auch von Ihnen nicht. Schließlich sind es gerade Leute wie Sie, denen wir es verdanken, daß die Medizin in den alten, ausgefahrenen Gleisen bleibt und sich unfähig zeigt, auf moderne Herausforderungen zu reagieren.«
    Harris schlug mit der Faust auf den Schreibtisch, daß die Papiere und Stifte tanzten. Mit einem Satz war er hinter dem Tisch hervor, so schnell, daß Susan erstarrte. Die unerwartete Explosion, die sie ausgelöst hatte, ließ sie schaudern. Harris stand direkt vor ihr.
    »Miss Wheeler«, fauchte er, »Sie scheinen Ihre Position hier nicht begriffen zu haben.« Offenbar hielt er sich nur mit größter Mühe im Zaum. »Eines kann ich Ihnen aber sagen: Sie sind nicht der große Messias, der uns durch Handauflegen von einer Bürde befreit, mit der sich schon die fähigsten Köpfe dieses Hauses beschäftigt haben. Im Gegenteil, in meinen Augen sind Sie ein destruktives Element, dessen Einfluß man ausschalten muß. Ich verspreche Ihnen eins: Aus diesem Krankenhaus sind Sie in vierundzwanzig Stunden verschwunden, ein für allemal. Jetzt machen Sie, daß Sie aus meinem Büro kommen!«
    Susan ging rückwärts zur Tür, hatte unwillkürlich Angst davor, diesem haßerfüllten Mann den Rücken zuzukehren. Sie riß die Tür auf und rannte auf den Flur. Angst und Wut trieben ihr die Tränen in die Augen.
    Hinter ihr trat Harris die Tür zu. Dann riß er den Telefonhörer von der Gabel. Seiner Sekretärin befahl er, ihn umgehend mit dem Direktor der Klinik zu verbinden.

 
Dienstag
24. Februar
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