Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Koma

Koma

Titel: Koma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
Intensivpflege.«
    »Davon hab’ ich noch nie gehört. Waren Sie schon mal da?«
    »Nein, aber ich würde mir’s schon gern ansehen. Von draußen hab’ ich es mal gesehen. Ein sehr moderner, massiver Bau. Was mir besonders auffiel, der Himmel weiß, warum, war, daß es im ersten Stock keine Fenster gibt. Für medizinisches Personal werden jeden zweiten Dienstag im Monat Führungen durch das Institut veranstaltet. Diejenigen, die schon mal dagewesen sind, waren sehr beeindruckt. Die Geschichte scheint ein großer Erfolg zu sein. Dort können alle chronischen Pflegefälle aus den Intensivstationen aufgenommen werden, vorausgesetzt, sie sind komatös oder stehen kurz davor. Damit will man die Betten in den normalen Krankenhäusern für akute Fälle freihalten. Ich finde die Idee gut.«
    »Aber Berman ist doch gerade erst komatös geworden. Weshalb haben sie ihn so schnell verlegt?«
    »Auf den Zeitfaktor kommt es weniger an als auf die Stabilität des Zustands. Hier ist offensichtlich ein Langzeitpflegefall gegeben, und in seinem Zustand gab es, soviel ich weiß, keinerlei Schwankungen, ganz anders als bei unserer Freundin Greenly. Mein Gott, die macht uns vielleicht zu schaffen! Jede nur mögliche Komplikation tritt bei ihr auf.«
    Susan war es völlig unverständlich, wie Bellows so emotionslos über Nancy Greenlys Tragödie reden konnte.
    »Wenn sie stabiler wäre«, fuhr Bellows fort, »oder nur die Spur von Stabilität erkennen ließe, würde ich sie auf der Stelle ins Jefferson verlegen. Das ist doch ein typischer Fall von unangemessen großem Zeitaufwand mit außerordentlich geringen Resultaten. Von der Greenly profitiere ich überhaupt nicht. Wenn ich sie am Leben halten kann, bis sie verlegt wird, hab’ ich wenigstens nicht den beruflichen Schaden davon. Das ist genau wie mit all den Präsidenten, die Vietnam keinesfalls aufgeben wollten. Gewinnen konnten sie nicht, aber verlieren wollten sie erst recht nicht, die hatten nichts zu gewinnen und eine Menge zu verlieren.«
    Sie waren an den Fahrstühlen angekommen, und Bellows vergewisserte sich, daß einer aus der schweigenden Menge der Wartenden den Aufwärts-Knopf gedrückt hatte. »Wo war ich?« Er kratzte sich den Kopf, dachte offenbar schon an seine Operation.
    »Bei Berman und seiner Intensivpflege.«
    »Ach so, natürlich. Der war eben stabil genug.« Bellows sah auf die Uhr, warf dann den geschlossenen Fahrstuhltüren einen haßerfüllten Blick zu. »Verdammte Lifts. Also, Susan, ich halte mich für gewöhnlich mit Ratschlägen zurück. Aber in diesem Fall kann ich mir nicht helfen. Gehen Sie zu Stark, meinetwegen, wenn es Sie so drängt. Aber denken Sie daran: Ich bin für Sie schon sehr weit auf den Ast geklettert. Richten Sie Ihr Verhalten danach ein. Und wenn Sie bei Stark waren, dann geben Sie, verdammt noch mal, diesen Kreuzzug auf. Sie ruinieren Ihre Karriere, ehe sie überhaupt begonnen hat.«
    »Macht Ihnen meine Karriere Sorgen oder Ihre?«
    »Beide, glaube ich.« Bellows trat vor dem Strom der aus dem Lift Steigenden zur Seite.
    »Wenigstens sind Sie ehrlich.«
    Bellows quetschte sich in den Fahrstuhl und winkte Susan zu. Dabei sagte er etwas wie »halb acht«. Susan nahm an, daß ihre Essenverabredung gemeint war. Ihre Uhr zeigte in diesem Augenblick Viertel vor zwölf.

 
Dienstag
24. Februar
11 Uhr 45
     
    Bellows sah auf die Stockwerkanzeige über der Tür. Er wußte, er war knapp dran für seinen Fall im OP: Hämorrhoiden-Operation an einem zweiundsechzigjährigen Mann. Das entsprach nicht eben Bellows’ Vorstellungen von einer faszinierenden Aufgabe, doch er war Chirurg mit Leib und Seele. Wenn er erst einmal mitten drin war und die Verantwortung spürte, die das Messer verlieh, war es ihm ziemlich egal, was er unter den Händen hatte: Magen, Hand, Mund oder Hinterteil.
    Doch jetzt, im Fahrstuhl, eilten seine Gedanken voraus, zum Rendezvous mit Susan. Vorfreude durchflutete ihn, er spürte, es würde eine erfrischend unbekümmerte Angelegenheit werden. Gesprächsstoff gab es genug, tausenderlei Themen. Und physisch? Bellows hatte keine Ahnung, was ihn auf diesem Gebiet erwartete. Noch war ihm nicht ganz klar, wie er über die Hürde der rein kollegialen Beziehungen hinwegkommen sollte, die zwischen ihm und Susan bereits gewachsen war. Was ihn selbst betraf, so waren seine Reaktionen auf Susan auch durchaus physischer Natur, und zwar so eindeutig, daß es ihm fast schon Sorgen bereitete. Denn Sex hieß für Bellows auch Freisetzung

Weitere Kostenlose Bücher