Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Manni
Vom Netzwerk:
Probe teilnehme, und es ist wunderschön. Danke.
    Clelia spielt. Sie spielt mit Energie, Kraft, Können. Sie ist einfach hinreißend, eins mit ihrem Instrument. Ein einziger
     Leib. Verbunden und unzertrennlich. Harmonisch. Ich bin fast ein bisschen eifersüchtig. Ihr Bogen streicht und schlägt die
     Saiten mit Weisheit und Liebe. Manchmal wiegt sie ihren Körper, folgt der Musik. Konzentriert und ekstatisch. Das ganze Orchester
     spielt wie ein bewaffnetes Heer, das im Gleichschritt marschiert. Kompakt und rhythmisch. Die Symphonie ist schön und abwechslungsreich.
     Ich möchte aufstehen und ihnen applaudieren. Allen. Danke, danke, tausend Mal danke.
    Der Dirigent bricht ab. Erklärt, dass er an einer bestimmten Stelle mehr Vibrato und mehr Kraft möchte. Alle machen sich eine
     Notiz in die Noten. Dann geht’s wieder los.
    Eins, zwei, drei, vier!
    Aus der Tiefe des Herzens sprudeln Adrenalin und Glück. Freude pur! Sie spielen zwanzig Minuten am Stück. Ich möchte mit ihnen
     da oben auf der Bühne sein. Mitspielen. Dann Stille … Es ist zu Ende.
    Der Dirigent bedankt sich bei allen und schüttelt der Ersten und Zweiten Violine die Hand. Er verabschiedet sich vom Orchester
     und geht. Ja wie, es fehlen doch noch vierzig Minuten! Wo geht er hin? Maestro! Weiterspielen! Zugabe! Bitte! Maestro! Nichts
     zu machen, der alte Georges geht durch die Tür und verlässt wirklich den Saal. Sogehtdasabernichtzumdonnerwetternochmal!
    Viele der
professori
folgen ihm. Andere üben noch einmal für sich die eine oder andere Passage, mit der sie nicht zufrieden sind. Langsam leert
     sich die Bühne. Auch gut, so kann ich Clelia früher als erwartet in die Arme schließen. Ich will gerade aufstehen und zu ihr
     gehen, als das erste Cello die ganze Gruppe zu sich ruft. Sie reden untereinander, er gibt ein paar Anweisungen, dann spielen
     sie eine besonders schwierige Stelle.
    Clelia ist wunderschön. Sie üben es noch ein paar Mal, dann trennen sie sich. Der Saal ist nun fast leer. Ich stehe auf und
     gehe zu ihr. Sie lächelt mich an, als erwarte sie ein Urteil, einen Kommentar. Ich sehe mich um, während Clelia ihr Cello
     abwischt und poliert. Niemand schaut zu uns. Ich umarme sie.
    »Bravo!«
    Sie blickt sich unsicher um, drückt mich dann aber an sich. Freut sich.
    »Danke. Wirklich, danke …«

W ir essen in einem nicht übertrieben, sondern genau den richtigen Tick romantischen Lokal zu Abend. Es läuft
Paciênce
von Lenine.
    Wir reden über die Probe. Wie schön ich es fand, zuhören zu dürfen. Wie stolz ich auf sie bin. Wie toll und schön sie spielt.
     Wie schön sie
ist
. Sie wehrt ab, will das Thema wechseln. Ich lasse mich nicht beirren. Ich möchte öfter bei Proben dabei sein. Es war eine
     großartige Erfahrung für mich.
    Clelia widerspricht, meint, heute hätten sie richtig schlecht gespielt. Der Dirigent sei unzufrieden gewesen, und dies ganz
     zu Recht. Sie hätten tausend Fehler gemacht und würden es niemals bis zum Konzert am Samstag schaffen.
    Ich versuche sie aufzubauen. Ihr liebevoll zu schmeicheln. Nichts zu machen. Künstler sind unverbesserliche Selbstzweifler.
     Zum Glück kommt der Kellner mit dem Essen. Ich biete an, ihren Fisch von seinen Gräten zu säubern, unter der Bedingung, dass
     sie schweigt und mich anlächelt.
    Sie erwidert nichts. Sieht mich ernst an. Brrrrr.
    Kurz darauf reicht sie mir ihren Teller und … ihr Gesicht erstrahlt in einem aufrichtigen Lächeln. Unerreichbar. Hinreißend.
     Nur für mich. Meins.
    Für einen winzigen Moment falle ich vom Stuhl durch den Fußboden, durch die U-Bahn-Röhren, durch die Katakomben, quer durch
     die unter dem modernen Rom versteckte Stadt. Ich schieße durch das mittelalterliche Rom, das Rom des späten Kaiserreichs,
     des frühen Kaiserreichsund dann der Republik. Ich stoße durch die Wurzeln der jahrhundertealten Pinien, durch unverschmutztes Grundwasser, verborgene
     Bergwerke, Öl, erreiche den Mittelpunkt der Erde …
    Dann fasse ich mich … und entgräte ihren Fisch.

W ir liegen bei ihr im Bett. Wer weiß, wie Matisse uns zeichnen würde … Eher in Himmelblau oder doch lieber in zarten Rottönen?
     Schubert erklingt mit seinem Impromptus Nr. 2.
    »Wie heißt du eigentlich richtig? Giovanni?«
    »Nein, Nino.«
    »Was ist das denn für ein Name?«
    »Meiner.«
    Sie kuschelt sich an mich und umarmt mich fest. Ich drücke mich an sie.
    »Warum warst du verschwunden?« Eine ganz unschuldige Frage von mir.
    »Wieso fragst du das

Weitere Kostenlose Bücher