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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Manni
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gefragt,
     ob ich ihn heiraten will. Das war’s. Ich hab’s dir gesagt. Jetzt hab ich’s dir gesagt. Bist du nun zufrieden? Bist du nun
     endlich zufrieden? Scheiße, Nino! Verdammte Scheiße …«
    Es gibt einen Mehrlader, der Ingram heißt. Es handelt sich um eine kleine Maschinenpistole, die eintausendzweihundertProjektile pro Minute abschießt. Es ist, als hätte ich genau eine Minute im Gewehrfeuer dieser Teufelswaffe gestanden. Mein
     Blut rinnt aus eintausendzweihundert kleinen Einschusslöchern, aber ich bin nicht tot. Ich möchte es sein, aber ich bin es
     nicht. Leider nicht. Ich ziehe mich mit den Bewegungen eines Faultiers an. Eines heroinabhängigen, unglücklichen Faultiers.
     Ganz langsam. Als mein Körper endlich angekleidet ist, drehe ich mich zu ihr um. Sie ist noch da. Ich verstehe nicht, warum
     sie nicht längst zu meiner Beerdigung gelaufen ist. Ich verstehe auch nicht, dass sie sich so gar keine Sorgen um all das
     Blut macht, mein Blut da auf dem Fußboden. Wenn es geronnen und getrocknet ist, kriegt man das wochenlang nicht weg.
    »Und was hast du ihm geantwortet?«
    »Ich habe gerade mit dir geschlafen. Was glaubst du, was ich ihm geantwortet habe? So scheiße bin ich ja wohl nicht …«
    »Aha … so scheiße bist du nicht …« Finde ich aber schon.
    Ich gehe hinaus.

I ch gehe. Ich erreiche meinen Palazzo, laufe aber daran vorbei. Ich will gehen. Der Knöchel tut allmählich weh, aber ich gehe.
     Ich weiß nicht, in welche Richtung, aber ich weiß, warum.
    Ich gehe.
    The Piano
von PJ Harvey.
    Was fällt ihr nur ein? Warum hat sie das getan? Warum hat sie es mir gesagt? Warum habe ich sie gefragt? Warum?
    Ich möchte der Engel der Vernichtung sein. Ein Reiter der Apokalypse. Die Nemesis in Person.
    Nein. Ich möchte die Vogelgrippe sein. Die Cholera. Die Pest. Die Tollwut. Lepra. Das Jüngste Gericht. Die Oktoberrevolution.
     John Holmes.
    Ach was: die Todesstrafe. Die Guillotine. Ein Trauermarsch.
    Ich möchte Jona sein. Milarepa. Peter der Athoniter. Coelestin der V.
    Ich möchte Bruder Tod sein.
    Ach nein, vielleicht braucht es das gar nicht. Ich bin schon tot.
    Für immer tot.

M ontag Morgen. Die Buchhandlung ist geschlossen. Ich tue gerade etwas, das ich besonders liebe. Ich betrete die Vatikanstadt.
     Es gibt eine offizielle Art, dies zu tun: Man muss nur ein ärztliches Rezept an der Porta Angelica vorweisen, schon wird man
     vorgelassen, um zur Vatikansapotheke zu gehen.
    Vor vielen Jahren kam ich oft hierher, als mein Vater ein Magengeschwür hatte und es nur dort das eine Medikament gab, das
     ihm wirklich half.
    Auf meinem iPod läuft
Long Time No Sea
von Ben Watt.
    Ein äußerst eleganter Schweizer Gardist salutiert in seiner von Michelangelo ersonnenen Uniform. Ich betrete das Büro, wo
     man das Rezept und seine Papiere vorlegt im Tausch gegen eine mit Magnetstreifen versehene Plastikkarte.
    Ich bin drin. Via dei Pellegrini, Via della Tipografia, Via della Posta und dann die Salita hinauf zu den Gärten. Das alles
     ist nicht besonders schön, aber irgendwie faszinierend. Hohe und antike Mauern, die Aura der Heiligkeit.
    Natürlich gehe ich nicht in die Apotheke. Mir geht’s zwar mies, ansonsten aber gut. Ich meine, physisch bin ich gesund … Ich
     spaziere durch den Garten und stehle mich durch eine Tür in den Hof, den Bramante Anfang des sechzehnten Jahrhunderts entworfen
     hat. Gegenüber liegt die Apostolische Bibliothek des Vatikans, in der mehr als eineinhalb Millionen Bücher und Handschriften
     aufbewahrt werden.
    Früher oder später wird man mich entdecken und rauswerfen. Das ist mir schon öfter passiert.
    Hinter dem Gebäude liegen die Privatgärten. Sie sollen wirklich schön sein. Ich war nie da. Es ist komisch, aber dieser Ort
     vermittelt mir eine innere Ruhe. Wie in einem Paralleluniversum. Ich habe nie begriffen, warum. Ich bin überzeugter Atheist
     und auch Antikleriker, aber hier fühle ich mich beschützt. Wer weiß, vielleicht wäre ich in einem anderen Leben Bischof oder
     Kardinal geworden, oder Papst, keine Ahnung …
    Ich bin nicht wirklich gottbegnadet. Ich fühle mich mies. Es geht mir schlecht. Unverhofft packt mich das große und unerträgliche
     Elend.
    Ein Dreck.

C lelia hat ein paar Mal angerufen, aber ich bin nicht rangegangen. Keine Lust. Sie hat mich wirklich verletzt, eine Doppelaxt
     ist nichts dagegen …
    Get Out
von Archive.
    Sie hat mir eine SMS geschrieben: »Hallo, Nino, tut mir leid, dass dich das getroffen hat, ich hatte

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