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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Manni
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dreiunddreißig und ich fand sie wahnsinnig sexy und wunderschön. Wann immer ich konnte, rannte ich zur Galleria Borghese
     und suchte Lucia.
    Sie behandelte mich wie einen jungen Mann, bei ihr fühlte ich mich erwachsen. Eines Tages, in ihrem Büro, hielt ich es nicht
     mehr aus und versuchte, sie zu küssen. Ich hatte noch kaum Erfahrung, ein paar Schulkameradinnen, ein bisschen Geknutsche
     hier und da, und ich hatte keine Vorstellung davon, was Sex eigentlich bedeutete, richtiger Sex. Lucia schob mich lachend
     weg, aber als ich ihr sagte: »Du bist wunderschön«, sah sie mich plötzlich mit anderen Augen an, ernsthafter.
    Sie war es, die mich an diesem Tag küsste. Dann holte sie mir einen runter. Ich sah den Himmel, und nicht nur den …
    Von nun an ging ich jeden Tag in die Galleria Borghese. Ich klebte an ihr wie ein Hundewelpe, der dir am Bein herumspringt
     und sich mit dir paaren will. Lucia spielte mit mir, und ich spielte mit.
    Ich fühlte mich wie ein echter Mann. Ein Playboy. Ich war Testosteron in Reinform. Dicke Hose ohne Hirn … Schöne Zeiten. Eines
     Tages erfuhr ich, was Fellatio war. Ich kannte es bereits aus Büchern, nicht aber aus eigener Erfahrung: etwas ganz anderes.
     Meine Eltern staunten über mein Interesse an der Kunst, ich nicht …
    Lucia war sehr nett, nicht besonders klug, aber schlau und attraktiv. Eines Tages fragte ich, ob ich ihre Wohnung sehen dürfe,
     und sie kapierte sofort. Anfangs sagte sie noch nein, aber dann meinte sie, sie wolle mir ein altesBuch zeigen. Und so entdeckte ich den Sex, mit Lucia. Dank eines Buches, das ich weder jemals gesehen geschweige denn aufgeschlagen
     habe. Bücher waren einfach mein Schicksal. Ich lernte, wie man eine Frau berührt, wie man sie küsst und alles andere …
    Einen Monat und zahlreiche Begattungen später (kaninchenmäßig) sagte sie, sie sei jetzt mit einem gewissen Sandro zusammen
     und wir könnten uns nicht mehr sehen. Ich kam gut damit klar. Ich hatte eine Menge gelernt, und mit meinen Schulfreundinnen
     lief es auch immer besser.
    In Erinnerungen schwelgend, kehre ich nun also in die Galleria Borghese zurück. Im Kopf die Melodie der
Cinquième Gnossienne
von Erik Satie. Lucia arbeitet nicht mehr hier. Die Galleria wurde vor Jahren restauriert. Die Restaurierung ist nicht nach
     meinem Geschmack, aber die Kunstwerke sind immer noch wunderschön und faszinierend. Unvergesslich. Ich streife durch die Säle
     und begrüße die Freunde meiner Pubertät, eingeschlossen den »Tanzenden Satyr«, der mir von mir selbst als Junge erzählt …
    Eine andere Welt. Ein anderes Leben.
    Wenn aus mir ein guter Liebhaber geworden ist, wie meine Partnerinnen sagen, habe ich das Lucia zu verdanken. Als ich sie
     nach über zehn Jahren wiedertraf, fand ich sie nicht mehr so unwiderstehlich. Aber es war schön, sie wiederzusehen. Irgendwie
     ergreifend. Anrührend.
    Lucia hat mir die Augen geöffnet.
    Santa Lucia.

I ch gehe Clelia und ihren Lockrufen aus dem Weg. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte. Sie fehlt mir.
    Dasselbe hat sie mir heute geschrieben: »Du fehlst mir.«
    Substitute for Love
von Madonna.
    Welchen Sinn hat das? Welchen Sinn hat das alles? Ich fehle ihr. Sie fehlt mir. Ist es Stolz? Kindischer Starrsinn? Angst?
     Aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, sie wiederzusehen. Mit welchen Augen soll ich sie anschauen? Jedenfalls nicht
     mit meinen. Es sind nicht mehr dieselben, die sie voller Anbetung betrachteten. Voller Respekt. Hoffnung. Liebe. Und ich habe
     leider nur diese zwei traurigen Augen.
    Ein Blumenstrauß wird in die Buchhandlung geliefert. Mit einem Kärtchen dran.
    »Dann schreibe ich dir eben. Du fehlst mir. Entschuldige. Clelia.«
    Ich mag Blumen nicht. Hatte noch nie viel dafür übrig. Sie sterben zu schnell. Sie vertrocknen und fangen an zu stinken. Nach
     Friedhof. Nach Tod. Ich mag lieber Bäume. Jahrtausendealte Gewächse. Pinien. Eichen. Ich mag Mammutbäume.
    Aber diese Blumen werfe ich nicht fort. Ich lasse sie in der Buchhandlung.
    Eigentlich stand heute die Basilika San Clemente auf dem Programm, wo ich die verschiedenen Schichten Roms besichtigen wollte.
     Ich ändere meinen Plan und gehe zu Gianni. Er umarmt mich.
    »Wo hast du nur gesteckt? Ich bin nach dem Mittagstischin der Buchhandlung vorbeigegangen, aber du warst nie da …«
    »Hatte viel zu tun.«
    Er sieht mich ernst an.
    »Nino … Clelia war oft hier und hat nach dir gefragt. Was ist denn nur passiert? Sie will es mir nicht

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