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Komisch - die Liebe

Komisch - die Liebe

Titel: Komisch - die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Manni
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richtig zu tanzen.
    Ich betrachte sie gebannt und belustigt. Sie ist einfach klasse. Sie hat nicht das geringste Schamgefühl. Nach einer Weile
     verrenkt sie sich wie eine nicht mehr ganz junge, aber immer noch tolle Go-go-Tänzerin, spielerisch schmachtend kommt sie
     näher. Sie macht mir schöne Augen und wirft sich dann auf mich. Wir ziehen uns ausund küssen uns. Ein reißender Strom. Vielleicht hat mir ja genau diese Art von Zerstreuung gefehlt.
    Ich zerstreue mich ganz schön. Zwischen uns ist keine Zärtlichkeit, aber Leidenschaft und Sex. Sehr viel Sex. So haben wir
     es noch nie gemacht. Sie kommt mehrfach, ich lasse nichts an Schwung und Kraft vermissen. Vielleicht liegt’s am Kaviar, vielleicht
     an dem Bonzen-Champagner, aber so haben wir zwei es noch nie gemacht. Maya weint, lacht und schreit. Sie windet sich wie ein
     verwundetes Tier. Ich lasse ihr keine Ruhe und bewege mich auch wie ein Urzeittier. Wir befinden uns in der Steinzeit. Wir
     sind rollende Steine. Klatschendes Fleisch. Geröll. Verrückt gewordene Pflastersteine. Blaue Felsbrocken.
    »Was ist das?« Der Sessel ist nass von Blut.
    »Nicht aufhören. Nicht aufhören …«
    Ich höre nicht auf.
    Erst am Ende. Erschöpft. Fertig.
    Blutleer falle ich zu Boden. Maya ist schweißnass und ekstatisch. Ich bin tot.
    Mata Hari geht. Paris wartet. Ich rühre keinen Finger, überwältigt vom Sex. Kaviar und Champagner. Viva.
    Jemand anderes soll die Buchhandlung aufschließen und mir eine eiserne Lunge bringen. Legt mich dort hinein.
    Lebt wohl.

L uisa.
    Luisa wird allmählich zur festen Einrichtung in meinem Leben. Eine wahre Freundin.
    »Spinnst du?«
    Ich sehe sie stumm an.
    Blank Expression
von den Specials kommt mir in den Sinn.
    »Komm schon, sei nicht kindisch!«
    Ich zögere.
    »Ruf sie an!«
    Ich schweige.
    »Hör zu, Nino, du bist ein Glückspilz und weißt es nicht. Willst es einfach nicht verstehen. Du spinnst. Bist total bescheuert.«
    Total bescheuert sehe ich sie an.
    »Ruf sie an!«
    »Warum?«
    »Weil man sich nicht alle Tage verliebt. Weil es so gut wie nie passiert. Dir ist es passiert. Das musst du bewahren.«
    »Sie will mich nicht …«
    »Siehst du? Du spinnst.«
    Und nun?

B evor ich in die Buchhandlung zurückkehre, mache ich einen langen Spaziergang über die Tiberinsel. Ich umrunde sie sechs Mal.
     Ich verzehre meine im ehemaligen Getto erstandenen Mostaccioli und bekomme Bauchweh, aber nicht wegen der Kekse …
    Walking in my Shoes
von Depeche Mode.
    Ich stelle den Roller auf dem Bürgersteig ab, betrachte die Welt durch meine Windschutzscheibe. Vielleicht sollte ich sie
     morgen abmontieren. Ich bin in Gedanken vertieft. Erst auf den zweiten Blick sehe ich, dass Clelia auf der Stufe zur Buchhandlung
     sitzt und mich anschaut.
    Mich trifft der Schlag. Ich möchte nicht hier sein. Ich möchte mit Paolo in Tibet sein. Weit weg von ihr.
    Ich sehe sie an. Ich möchte in ihren Armen liegen.
    Sie sieht mich an, während ich auf sie zugehe.
    »Ciao.«
    »Hast du ein paar Minuten?«
    Nein. Nein, habe ich nicht. Ich habe zu tun. Ich muss arbeiten. Muss Rechnungen schreiben. Muss Bestellungen aufgeben. Muss
     Vertreter empfangen. Muss Inventur machen. Muss emigrieren.
    »Klar.«
    Ich schließe die Buchhandlung auf, und sie erhebt sich.
    Seit zehn Tagen habe ich sie nicht mehr gesehen. Zehn. Zu viele.
    »Wie geht’s?« Ihre Stimme ist ganz sanft.
    »Gut.« Das ist nicht wahr. »Danke. Und dir? Wie geht es dir?« Ich versuche, gefasst zu klingen, bin fassungslos.
    »Tja …«
    »Keine Probe?«
    »Nein, wir streiken.«
    »Ach ja, habe ich in der Zeitung gelesen.«
    »Geht’s dir wirklich gut?« Sie sieht mich an. Nimmt meine Hand.
    Und nun?
    Ich denke an Luisa. Warum versteckt sie sich nicht in meinem Kabuff, sie mit einem Mikro und ich mit Kopfhörern?
    Und nun?
    »Weißt du, Clelia, ich bin müde. Ich bin es müde, an dich zu denken. Müde, dich nicht zu sehen. Nicht bei dir sein zu können.
     Dich nicht zu küssen. Müde von mir selbst. Einfach nur müde …«
    Sie sagt nichts. Drückt meine Hand. Kommt näher. Will mich umarmen. Ich rücke ab. Sage: »Ich bin verrückt nach dir.«
    Sie sieht mich ernst, aber zärtlich an.
    »Ich weiß, dass das Mist ist«, bringe ich mühsam hervor, »dass es verkehrt ist. Aber es ist so. Ich weiß, dass ich alles kaputt
     mache. Alles kaputt gemacht habe. Aber was in Dreiteufelsnamen soll ich denn tun? Ich habe überhaupt keine Lust, auf dieser
     Seite hier zu stehen … auf der anderen

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