Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komische Voegel

Komische Voegel

Titel: Komische Voegel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerbrand Bakker
Vom Netzwerk:
wohnten), Afrikanischer Elefant (wirklich viel größere Ohren als bei seinem indischen Verwandten), Elenantilope (massig), Gottesanbeterin, Großer Panda (wandte mir stur den Rücken zu, fraß Bambusblätter von einem Halm; unwirklich, als wäre das WWF -Logo zum Leben erwacht), Indischer Riesenflughund (die Tiere hingen wie umgedrehte Lakritztüten am Dach des Regenwaldhauses), Eisbär (mindestens vier, sie freuten sich über den Schnee und die großen Eisschollen in ihrem Gehege).
    Bei zwei Tierarten dachte ich: Wenn ich sie erwähne, schreibe ich »im Schnee« dahinter. Panzernashörner und Geparden stellt man sich ja eigentlich in heißen Gegenden vor. Die Nashörner wären liebend gern in ihr Haus zurückgegangen, aber die Tür wollte sich nicht öffnen, und so liefen sie immer wieder gesenkten Hauptes eine eisfüßige Runde. Nie zuvor hatte ich einen Geparden sozusagen in natura gesehen; in Wien ist ihr Gehege teilweise durch Glasscheiben
begrenzt, so daß man ihnen Auge in Auge gegenüberstehen kann. Das geschah auch. Der Gepard hat einen auffallend kleinen Kopf mit großen Augen. Sie starrten genau in meine, und bevor ich den Blick abwenden mußte, sah ich eine gewaltige Müdigkeit, unzählbare rasende Sprints, so oft erfolglos, kahle Sträucher, die keinen Schatten spenden, ausgedehnte, ockergelbe Ebenen; ich roch ein kleines Gnu (bitteres Laub), vor allem aber sah ich in diesem unergründlich tiefen Blick völlige Erschöpfung, und ich weiß nicht, ob ich aus Mitleid wegschaute oder vor Angst.
    Benjamin
    11. Woche 2009
    Zwei Tage nach dem Besuch im Tiergarten Schönbrunn war es Zeit für tote Tiere. Ich ging ins Naturhistorische Museum am Maria-Theresien-Platz. Mich trieb ein seltsames Verlangen, das der Nimmersatt geweckt hatte, ein Vogel mit einem mythischen Namen; ich habe ihn beim letzten Mal nicht erwähnt, weil ich ihn für diese Kolumne aufsparen wollte. Der Nimmersatt im Zoo erinnerte mich an meinen sehnlichen Wunsch, endlich einmal einen Vielfraß zu sehen. Ich fand ihn, nach einer stundenlangen Odyssee zwischen Tausenden von Tierpräparaten, im Schaukasten mit Mardern. Das Tier war schon seit einem halben Jahrhundert tot, und sein Anblick war mit meinem Verlangen nicht in Übereinstimmung zu bringen. Es blieb deshalb vorläufig unerfüllt.
    Unterwegs widerfuhr mir, was man in der englischsprachigen Welt wohl serendipity nennt: Man sucht etwas und findet zufällig etwas anderes. Mein Serendipitätstier war der
Tasmanische Tiger oder Beutelwolf. Er hatte einen Schaukasten ganz für sich, dazu eine Tafel mit viel Text und einigen Fotos. Ich wußte ja schon, daß der letzte seiner Art im September 1936 im Zoo von Hobart auf Tasmanien gestorben war. Benjamin. Der Film, in dem ich ihn gesehen hatte, war einer der schlimmsten, die ich kenne, aber auch ein einmaliges Dokument, eben weil das Aussterben sonst nicht vor der Kamera vor sich geht.
    Schwalbe und Wespe
    17. Woche 2009
    Am 10. April habe ich die erste Schwalbe gesehen. In der Nähe eines Bauernhofs bei Uitdam in Waterland. Und tatsächlich machte sie ein bißchen Sommer, die Sonne schien, es war warm, und eine unsichtbare Lerche besorgte das übrige. In Uitdam war ich, weil Freunde von mir dort auf ein Haus und einen Hund aufpaßten. Der Hund war ein nicht ganz reinrassiger Deutsch Drahthaar mit honigbraunen Augen, und wir führten ein schönes kleines Kammerspiel auf: Ich aß Schokoladenkekse, er saß direkt vor mir und gab sich die größte Mühe, mich und nicht die Kekse anzusehen. Auch das gefällt mir an Hunden: daß sie so schauspielern und dabei vor lauter Anstrengung kaum die Augen offenhalten können. Meine Freunde erzählten von Schafstelzen, und das machte mich ein bißchen neidisch, denn ich konnte mich nicht erinnern, selbst je eine gesehen zu haben. Deshalb gab ich dem Hund einen Keks, und noch einen.
    An den folgenden Tagen war ich ganz oben in Nordholland. Keine einzige Schwalbe in Sicht. Als dann aber mein
kleiner Bruder und ich unseren älteren Bruder heimlich mit dem Fernglas beobachteten (er lief mit dem Gewehr über sein Land, auf Fuchsjagd), flog tatsächlich eine Schafstelze ins Bild. Schön, die hatte ich also erwischt, ich war zufrieden und glaubte auf einmal auch zu wissen, warum ich hier keine Schwalben sah. Sie waren einfach noch nicht so weit nach Norden gezogen.
    Am 15. April war ich in Kiel. Kaum betrat ich meinen Hotelbalkon, da sah ich auch schon eine Schwalbe. Sie segelte vorbei und verschwand um die Ecke in

Weitere Kostenlose Bücher