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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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das Leben für mich hinzugeben.«
    Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Sie machen’s einem nicht leicht.«
    »Sie haben mich gefragt. Völlige Hingabe zwischen Individuen ist fast unmöglich. Deshalb mag ich Hunde lieber als  die meisten Menschen.« Sie stand auf. »Da ist man auf der sicheren Seite.«
    »Haben Sie die Erfahrung gemacht?«
    »Sie etwa nicht?« Sie fühlte seinen Blick im Rücken, als sie den Gang entlangging. Er war verwundet und litt Schmerzen, trotzdem versuchte er noch, an Bassetts Fäden zu ziehen – was für eine Überraschung. Wahrscheinlich würde er erst im Sarg die Kontrolle aus der Hand geben.
    Nein, sie war unfair. Schließlich versuchte er, Bassett zu helfen.
    Na, sie war einfach zu müde, um fair zu sein, dachte sie, als sie sich neben Monty auf die Couch fallen ließ. Ihre Nerven lagen bloß und vor lauter Müdigkeit war sie wie betäubt. Sie wollte nur noch nach Hause und sich ausruhen.
    Sie sah zu Bassett hinüber, der in dem Sessel jenseits des Mittelgangs schlief. Es war ihm zu gönnen, dass er zu Frau und Kind zurückkehren konnte. Er passte nicht zu einem so gefährlichen Mann wie Logan. Aber was dachte sie da? Sie selbst hielt Logan erst seit wenigen Tagen für gefährlich. Auf den ersten Blick war Logan ein mächtiger und höchst respektabler Geschäftsmann. Bassett hatte sich wahrscheinlich glücklich geschätzt, in das Gefolge eines so charismatischen Führers aufgenommen zu werden. Nicht so Sarah. Sie hatte ihre Aufgabe erledigt und war ein für alle Mal fertig mit Logan.
    Monty gab einen tiefen Kehllaut von sich und sie beugte sich vor, um seine Seite zu streicheln. »Ich weiß, es tut weh. Bald ist es vorbei. Wir fahren nach Hause.«

    »Ich schätze, Sie haben sich das Schlüsselbein ausgerenkt«, sagte Duggan. »Es muss höllisch wehtun. Sie sollten nicht weitergehen.«
    »Seien Sie kein Idiot. Ich muss weiter. Geben Sie mir eine  Minute, dann geht’s wieder.« Rudzak lehnte mit geschlossenen Augen an einem Baum und ließ die Wellen des Schmerzes über sich hinwegspülen. Er hatte im Gefängnis gelernt, dass es besser war, Schmerzen hinzunehmen, als gegen sie anzukämpfen.
    »Haben Sie Mendez per Funk angewiesen, uns einen anderen Hubschrauber zu schicken?«
    »Ja, er wird bei den Klippen auf uns warten.«
    Die Klippen. Fünf Meilen entfernt. In seinem Zustand entsprach das ungefähr fünfzig Meilen. Scheiße, warum hatte der verdammte Hubschrauber auch abstürzen müssen? In einem Augenblick waren alle seine Pläne in die Luft geflogen. »Haben Sie ihm gesagt, dass ich verletzt bin?«
    Duggan wich seinem Blick aus. »Er sagte, die Sache beträfe nicht die Geschäfte der Firma und er werde seine Leute nicht in einer Konfrontation mit Galen aufs Spiel setzen. Sobald Sie sich in einem verhältnismäßig sicheren Gebiet befinden, werde er aber gern behilflich sein.«
    Er hätte es wissen müssen. Die Geschäfte der Firma waren die einzige Leidenschaft dieses Mendez, und solange Rudzak für Profit sorgte, überwies der Drogenbaron großzügig bemessene Honorare auf sein Konto. Doch sollte Rudzak irgendetwas tun, was das Geschäft zu schädigen drohte, würde Mendez ihn fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Doch es bestand kein Grund zur Sorge, Rudzak hatte nicht vor, dem Geschäft in irgendeiner Weise zu schaden. In dieser Welt war das Geld ein Gott und er brauchte es, um seine Blitze gegen Logan schleudern zu können.
    »Ich könnte ihn noch mal anrufen«, sagte Duggan. »Vielleicht hat er nicht begriffen …«
    »Er weiß genau, was er mir zumutet …« Er musste diese Klippen erreichen, ehe Galen und seine Leute zurückkamen.
    »Helfen Sie mir auf.«
    Duggan half ihm auf die Beine und ein glühender Schmerz schoss durch seinen Oberkörper. »Das wird sich schon geben«,  redete er sich ein. »Akzeptiere den Schmerz, mach ihn dir zunutze. Verwandle ihn in Hass.«
    Mit Hass kannte er sich aus. Fünfzehn Jahre …
    »Wollen Sie sich auf mich stützen?«, fragte Duggan.
    »Nein.« Er humpelte den Pfad entlang. Immer weiter.
    Ignoriere den Schmerz. Denk an Logan. Plane den nächsten Schachzug. »Sobald wir in Bogota sind, kümmern Sie sich um einen Flug in die USA.«
    »Erst müssen wir Sie zum Arzt bringen.«
    »Das wird nicht allzu lang dauern. Wenn das Schlüsselbein ausgerenkt ist, kann man es wieder einrenken. Ich will spätestens morgen in die Staaten unterwegs sein. Ich will nicht, dass Logan sich in Sicherheit wiegt.«
    »Fahren wir nach Silicon

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