Komm, dunkle Nacht
interessanter Rollentausch. Glaubst du, sie hat das Blut der Amazonen in den Adern?«
»Ich weiß nur, dass ich gern darauf verzichtet hätte, in ihrer Schuld zu stehen.« Er schloss die Augen. »Bring mich in dieses Flugzeug und dann flieg zurück, um Rudzak zu finden. Ich muss so schnell wie möglich Bescheid wissen.«
Logan hatte die Augen geschlossen, aber Sarah wusste, dass er nicht schlief. Er presste die Lippen zusammen, in den Mundwinkeln zeigten sich tiefe Falten.
Sie setzte sich neben ihn auf die Bettkante. »Nehmen Sie das.«
Logan öffnete die Augen und betrachtete das Glas, das sie in der Hand hielt. »Was ist das?«
»Tylenol.« Sie legte ihm zwei Tabletten auf die Zunge.
»Dagegen sind Sie doch hoffentlich nicht auch allergisch?«
Er schüttelte den Kopf und schluckte das Wasser.
»Danke.«
»Wirklich Pech, diese Morphium-Allergie. Aber das Tylenol wird auch ein wenig helfen. Ich habe Monty auch was davon gegeben.«
»Dann kann ich ja sicher sein, dass es ein gutes Medikament ist. Meine Gesundheit würden Sie vielleicht aufs Spiel setzen, aber nicht Montys. Wie geht es ihm?«
»Besser als Ihnen.«
»Das muss Ihnen doch eine gewisse Befriedigung verschaffen.
Schließlich bin ich schuld daran, dass er verwundet wurde.«
»Es verschafft mir überhaupt keine Befriedigung. Ich hasse Gewalt. Niemals habe ich gewünscht, dass Sie von einer Kugel getroffen werden.« Sie wandte den Blick ab.
»Und Sie haben Galen gesagt, er soll sich erst um Monty kümmern. Das hätten nicht viele Männer für einen Hund getan.«
»Halten Sie mich bloß nicht für einen Helden. Ich bin alles andere als selbstlos. Ich wollte nichts dringender als Galen sagen, er solle mich auf schnellstem Wege in diesen Hubschrauber verfrachten.«
»Haben Sie aber nicht.« Sie sah ihn noch immer nicht an. »Ich war immer der Meinung, dass es letztlich nicht darauf ankommt, was einer denkt, sondern auf das, was er tut. Angst ist immer da.«
»Ist sie das?«
»Wenn man nicht dumm ist, ja.« Sie stand auf. »Ich muss zu Monty zurück. Sie haben wahrscheinlich zu große Schmerzen, um schlafen zu können, aber versuchen sollten Sie’s trotzdem.«
»Ich erwarte einen Anruf von Galen. Wenn ich einschlafe, würden Sie dafür sorgen, dass ich geweckt werde, wenn er kommt?«
»Ist es so wichtig? Sie brauchen den Schlaf.«
»Werden Sie mich wecken?«
Sie hob die Schultern. »Klar. Warum nicht? Wenn Sie sich unbedingt schaden wollen.«
»Wie geht’s Bassett?«
»Soweit ganz gut. Er ist von Mücken zerstochen und ziemlich runter mit den Nerven. Er will seine Frau anrufen.«
Logan schüttelte den Kopf. »Noch nicht. Sagen Sie ihm, er soll sich keine Sorgen machen. Sie weiß nicht, dass er überhaupt vermisst war.«
»Und warum soll er sie dann nicht anrufen?«
»Es könnte Probleme verursachen. Er kann vielleicht noch nicht nach Hause zurückkehren.«
»Wieso nicht? Kann er das nicht selbst entscheiden? Er hat eine harte Zeit hinter sich.« Sie rieb sich die Schläfe.
»Wir haben alle eine harte Zeit hinter uns. Ich würde Ihnen den Kopf abreißen, wenn Sie versuchen, mich von der Rückkehr auf meine Ranch abzuhalten.«
»Würden Sie das?«
»Darauf können Sie Gift nehmen. Warum kann er nicht nach Hause gehen?«
Er antwortete nicht.
Langsam sagte sie: »Sie machen sich Sorgen wegen Rudzak.«
»Vielleicht ist er noch am Leben und bekanntlich hält er Bassett für wertvoll genug, ihn als Geisel zu nehmen. Wir werden ihn also vermutlich eine Zeit lang an einem sicheren Ort unterbringen müssen.«
»Und wenn er nicht einwilligt? Er ist jetzt schon mit den Nerven am Ende und es wird ihm vorkommen, als ob man ihn noch mal ins Gefängnis steckt.«
»Vielleicht wird es nicht notwendig. Ich hoffe es.«
»Die Entscheidung sollte Bassett selbst treffen. Nicht Sie.«
»Die Entscheidung wurde mir aufgenötigt, als Rudzak diese Forschungseinrichtung zerstörte. Alles, was Rudzak tut, ist direkt gegen mich gerichtet, deshalb bin ich der Einzige, der ihn stoppen kann.«
»Sie reden, als ginge es um eine Art Wettstreit.«
»Es ist kein Wettstreit. Es ist ein Krieg und Rudzak ist so hartnäckig wie eine Bulldogge.«
»Es ist eine Beleidigung für jeden Hund, mit diesem Mörder verglichen zu werden. Er hat versucht, Monty zu töten.«
Er lächelte. »Ich frage mich, was es braucht, dass Sie ein menschliches Wesen genauso lieben wie diesen Hund.«
»Unbeirrbare Treue, Mut, Humor, Kameradschaft, Intelligenz und die Bereitschaft,
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