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Komm, dunkle Nacht

Komm, dunkle Nacht

Titel: Komm, dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iris Johansen
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Schüssel aus dem Geschirrschrank und füllte sie mit Wasser.
    Sarah nahm die Schüssel und schob sie Monty hin. Als er zu trinken begann, richtete sie sich auf und fragte: »Ist dieser Dowden ein guter Arzt?«
    Margaret nickte. »Sie kennen mich nicht, sonst wäre ich beleidigt, dass Sie es für möglich halten, dass ich John einem Kurpfuscher ans Messer liefere.« Sie betrachtete Monty. »Wie steht’s mit ihm, braucht er einen Tierarzt?«
    Sarah schüttelte den Kopf. »Ich behandele ihn selbst, außer in sehr ernsten Fällen. Er könnte sogar schon wieder laufen, aber die Schulter tut ihm weh. Deshalb soll er sich schonen. In ein oder zwei Tagen ist er wieder auf dem Damm.«
    »Und bis dahin tragen Sie ihn herum wie ein Baby.«
    Margaret lächelte. »Siebzig Pfund, schätzungsweise, ein ganz schöner Brocken für ein Baby.«
    »Macht nichts. Ich bin stark. In meinem Beruf muss ich das sein.«
    »Ich weiß. Ich habe den Bericht über Sie recherchiert.«
    Sie setzte sich Sarah gegenüber. »Sie haben jedes Recht, stinksauer auf mich zu sein, trotzdem will ich Ihnen sagen, dass ich bewundere, was Monty und Sie geleistet haben.«
    »Wieso sollte ich auf Sie wütend sein? Logan ist derjenige, der die Strippen zieht.«
    »Das ist sehr fair.« Margarets Blick erforschte ihren Gesichtsausdruck. »Aber Sie sind nicht so wütend auf Logan, wie ich erwartet hatte. Warum nicht?«
    Weil er sein Wort gehalten hatte. Weil sie zwar seine Methoden missbilligte, an seinen Motiven aber nichts auszusetzen fand. Weil sie in diesem Dschungel Bekanntschaft  mit ihm gemacht hatte, mit seiner Stärke, seiner
    Entschlossenheit, sogar mit einem Teil seiner Vergangenheit. Es war schwierig, jemanden zu hassen, wenn man ihn näher kennen gelernt hatte.
    »Das ist vorbei.« Sie stand auf. »Wut ist reine
    Energieverschwendung. Können Sie einen Moment auf Monty aufpassen? Ich will an der Tür sein, wenn Bassett kommt.
    Es ist verdammt schwierig für ihn, er dachte, er sei auf dem Weg nach Hause.«
    »Na klar.« Margaret beugte sich zu Monty herunter und klopfte ihm das Fell. »Ich liebe Hunde und er ist ein Schatz.«
    Fünf Minuten später stand Bassett vor der Haustür.
    Er lächelte erleichtert, als er Sarah erblickte. »Ich bin froh, hier einem freundlichen Gesicht zu begegnen. Als ich durch dieses elektrische Tor fuhr, hatte ich das Gefühl, nach Alcatraz zu kommen.«
    »Ich weiß, bei meinem ersten Besuch hier ging es mir genauso. Und damals gab es hier nur zwei Wachposten, nicht vier.«
    »Sie waren schon mal hier?«
    »Vor mehreren Monaten.«
    Er nickte. »Ich dachte mir, dass Logan und Sie alte Freunde sind. Die Vertrautheit ist offensichtlich.«
    Vertrautheit? Das Wort erschreckte sie. »Warum sagen Sie das?«
    »Wie ich sagte, es ist offensichtlich, wenn man Sie beide zusammen sieht. Sie haben ihm das Leben gerettet und ihn während des ganzen Flugs nicht aus den Augen gelassen, obwohl Sie sich alle Mühe gegeben haben, kein Aufhebens darum zu machen. Ich nehme an, Logan gehört nicht zu den Männern, die sich gerne umsorgen lassen, stimmt’s?«
    »Keine Ahnung. Ich habe ihn nicht umsorgt.«
    Er hob die Hände. »Entschuldigung. Habe ich mich geirrt?«
    »Ja. Logan und ich sind keine alten Freunde. Ich habe ihm nicht das Leben gerettet. Ich habe ihm nur beim Einsteigen geholfen, damit wir endlich losfliegen konnten. Ich habe einmal für eine Freundin gearbeitet und jetzt für ihn. Und weiter geht unsere Vertrautheit nicht.« Sie wandte sich um und ging auf die Treppe zu. »Sie sind sicherlich müde. Ich führe Sie in Ihr Zimmer.«
    »Sie sind verärgert. Ich wollte nicht …«
    »Ich bin nicht verärgert.« Das stimmte. Sie war nicht wütend auf Bassett. Es war nicht seine Schuld, dass er die Situation missverstanden hatte. Dass sie sich um Logan gekümmert hatte, war vollkommen normal. Für jeden, der verletzt und hilflos war, würde sie das Gleiche tun. Ihrer natürlichen Anlage und ihrer Ausbildung nach war sie ein Mensch, der Hilfe zu leisten versuchte.
    Aber wenn es so normal war, warum rechtfertigte sie sich dann?
    Weil sie erschöpft und verletzlich war. Das war der einzige Grund. Es war höchste Zeit, dass sie sich ausruhte.
    »Das hier ist ein schönes Zimmer. Blick auf den Garten.« Sie öffnete die Tür am Kopf der Treppe. »Das Telefon steht auf dem Nachttisch. Ich nehme an, Logan hat Ihnen gestattet, Ihre Frau anzurufen.«
    »Natürlich. Aber er hat mich gebeten, ihr nicht zu sagen, dass wir Santo Camaro verlassen

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